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Gedenken

▶ Großeinsatz der Polizei zum Volkstrauertag an der Müritz

Müritzregion / Lesedauer: 4 min

Gedenkveranstaltungen zum Volkstrauertag finden an der Müritz seit Jahren statt. Dabei kommt es auch zu Störungen durch Rechtsextremisten. Die Polizei zeigte Präsenz.
Veröffentlicht:19.11.2023, 15:42

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Aus Anlass des Volkstrauertages wurde am Sonntag in der Mecklenburgische Seenplatte den Opfern der Kriege gedacht. Während das Gedenken in Röbel und Malchow ohne besondere Vorkommnisse abgehalten wurde, lief dazu in Waren ein großer Polizeieinsatz.

Totengedenken in Röbel

Die Rede zum Totengedenken hielt in Röbel Olaf Hahn (BfR). „Wir trauern um die Opfer der Kriege und Bürgerkriege unserer Tage, um die Opfer von Terrorismus und politischer Verfolgung, die Bundeswehrsoldaten und Einsatzkräfte, die im Auslandseinsatz ihr Leben verloren“, und derer die in Deutschland durch Hass Opfer von Gewalt geworden sind, zitierte er.

Fast vierzig Menschen, darunter Vertreter aller Fraktionen und Bürger, nahmen an der Gedenkveranstaltung teil. (Foto: Miriam Brümmer)
Im Anschluss folgte die Kranzniederlegung und eine Gedenkminute. (Foto: Miriam Brümmer)

Angesichts der Kriegsgebiete in Europa und der Welt würden in den Familien und vor allem bei Kindern Leid hinterlassen, sagte Martin Wolter im Vorfeld und dankte den Röbelern, dass sie am Opfergedenken teilnahmen. Das wird seit 2009 in der bunten Stadt am kleinen Meer begangen. Für die Durchführung sind die Fraktionen der Stadtvertretung im Wechsel verantwortlich. In diesem Jahr hatte die Fraktion „Bürger für Röbel“ die Schirmherrschaft und damit die Verantwortung übernommen.

Der Präsident der Stadtvertretung Hans-Dieter Richter fasste zusammen, dass aufgrund der aktuellen Lage dem Totengedenken immer wieder Neues hinzugefügt werden könne. Doch „wenn man es liest oder hört, stellt man fest, es ist nach wie vor von großer Bedeutung“, weil es auch die neuen Dinge, ganz besonders in diesem Jahr umfasse, stellte er im Hinblick auf den Konflikt im Nahen Osten fest.  

Das Mahnmal für die Opfer des Zweiten Weltkrieges steht vor dem des Ersten Weltkrieges und beide vor der Kirche Sankt Marien. (Foto: Miriam Brümmer)



Die Gedenkveranstaltung ist auf die Initiative des vor etwa einem Jahr verstorbenen Professor Dr. Wilhelm Kappel zurückzuführen, der diese 2009 ins Leben rief. Ab den 90 Jahren hatte er bereits nach seiner Rückkehr nach Röbel einen Verein gegründet, der sich für eine Gedenkstätte der Opfer des Zweiten Weltkrieges einsetzte. Bis dahin gab es ein Mahnmal für die Opfer des Ersten Weltkrieges vor der Kirche Sankt Marien in Röbel. Dank der Initiative kam kurze Zeit später das zweite Mahnmal hinzu.

Zur Röbeler Gedenkveranstaltung war die Polizei mit zwei Einsatzkräften anwesend, ebenso in Malchow, wo eine weitere Gedenkveranstaltung stattfand. Beide liefen nach Aussage der Polizei friedlich ab.

70 Polizisten in Waren im Einsatz

Gleiches gibt es auch für Waren zu vermelden, wenngleich hier weitaus mehr Einsatzkräfte vor Ort waren.  Bürgermeister Norbert Möller und der Stadtvertreterpräsident Rüdiger Prehn hatten zum Gedenkstein für die Gefallenen der Weltkrieg um 11 Uhr zum Warener Kietz eingeladen, um den Opfern von Krieg und Gewaltherrschaft zu gedenken und einen Kranz am Gedenkstein niederzulegen. Kreistagspräsident Thomas Diener hielt die Gedenkrede, es gab Musik von Mitgliedern des Warener Blasorchesters. 

Die Polizei war zur Absicherung der städtischen Veranstaltung mit 70 Einsatzkräften vor Ort, wie eine Polizeisprecherin auf Nordkurier-Nachfrage sagte. Die hohe Zahl liege auch an Erfahrungen aus den Vorjahren. Dazu kam eine in den sozialen Medien vom rechten Spektrum angekündigte Versammlung. Der Polizei lag am Sonntag dafür keine Anmeldung vor. Für eine Gedenkveranstaltung wird dieses aber laut Polizei auch nicht benötigt. Mitglieder der rechtsextremen „Neue Stärke Partei“ tauchten  nach der städtischen Gedenkveranstaltung am Warener Kietz auf.

Nach der städtischen Gedenkveranstaltung Waren, von 70 Polizisten gesichert, versammelten sich auch mehrere Personen aus dem rechten Spektrum vor dem Weltkriege-Mahnmal. (Foto: ZVG)

Mit Blick auf die von den Rechtsextremen angekündigte Gedenkveranstaltung hatten sich auch Mitglieder der sogenannten Antifa auf den Weg nach Waren begeben und dort im Rahmen der städtischen Veranstaltung Blumen niedergelegt. Die Polizei konnte ein Aufeinandertreffen beider Lager verhindern. Die Veranstaltung sei friedlich verlaufen, so eine Sprecherin.

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Im vergangenen Jahr hatten Rechtsextreme der Partei „Neue Stärke“ Stadtpräsident Rüdiger Prehn bei einer Gedenkfeier zur Reichspogromnacht am 9. November bedroht. Einer von drei Männern sei absichtlich auf ein Blumengebinde getreten, so Prehn damals. Er forderte den Mann auf, das zu lassen. Der schubste Prehn stattdessen mit dem Bauch.

Zeugen schilderten damals zudem, dass die drei Männer schon im Vorfeld provoziert hätten. So hätten sie den Gedenkstein mit Konfetti beschmutzt. Außerdem solle jener, der Rüdiger Prehn später geschubst habe, den Gedenkstein mehrfach demonstrativ bespuckt haben. Am Ende sollen die drei Männer Prehn sogar daran gehindert haben, den Parkplatz zu verlassen.

Die Polizei hatte seinerzeit hingegen nichts bemerkt. "Während der Veranstaltung war für die Beamten keine Situation erkennbar, die ein polizeiliches Einschreiten erforderlich gemacht hätte. Aus diesem Grund haben die Beamten den Ort der Veranstaltung nach dessen Ende auch zeitnah verlassen“, so eine Polizeisprecherin damals.

Rückblick: Warener setzen Zeichen gegen Rechtsextreme – die schauen dabei zu

Korrektur 16.45 Uhr: Der Beitrag wurde zur Versammlung am Gedenkstein präzisiert. Eine Anmeldung des Gedenkens war nicht nötig. – Die Redaktion.