Verbotene Symbole
Hakenkreuze im Stadtbild – Waren hat’s mit dem Wegmachen nicht eilig
Waren / Lesedauer: 3 min

Miriam Brümmer
Mit schwarzer Lackfarbe sind die drei Hakenkreuze in Waren an Pfeiler und Wände gesprüht worden. Zu sehen sind sie zwischen dem Bahnhof und der Unterführung, also auf dem Weg, der Waren Nord mit der Innenstadt verbindet. Laut einem Nordkurier-Leser sollen die da schon länger sein. Seinen Angaben zufolge habe er die verfassungsfeindlichen Symbole bereits Anfang Dezember entdeckt und Fotos davon angefertigt
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Mit den Fotos habe er sich auch an das städtische Bürgerbüro gewandt. Als die Schmierereien zum Jahresende noch immer nicht entfernt worden waren, habe er im Bürgerbüro nach dem Grund gefragt. Als Antwort habe es geheißen, dass eine Beseitigung aufgrund des hohen Krankenstanden bis dahin nicht möglich gewesen sei.
Symbole wirklich entfernt?
Seitdem sind zwei Monate vergangen und die Hakenkreuze noch immer sichtbar. „Mit einem hohen Krankenstand ist das nicht zu erklären“, zudem werfe das ein schlechtes Licht auf die Stadt und die Einwohner, die eine andere Einstellung zum gesellschaftlichen Miteinander vieler Kulturen hätten, empörte sich der Leser.
Auf die schriftliche Nachfrage bei der Stadt, warum nach zwei Monaten immer noch nichts geschehen sei, sicherte Stadtsprecherin Stefanie Schabbel vor einer Woche telefonisch zu, sich umgehend darum kümmern zu wollen, dass die Hakenkreuze so schnell wie möglich beseitigt würden. Einen Zeitpunkt konnte sie jedoch nicht nennen. Am Wochenende waren die Zeichen noch immer zu sehen, nur eines wurde mit Kreide durchgestrichen, vermutlich von einem Passanten. Auf die Frage, wie damit umgegangen werde, wenn verfassungsfeindliche Symbole im Stadtbild auftauchen, hatte am Mittwoch die schriftliche Antwort der Pressesprecherin gelautet: „Gibt es derartige Schmierereien an privaten Gebäuden, nehmen wir Kontakt zum Eigentümer auf und weisen darauf hin.“
Polizei hofft auf Zeugen
Schmierereien an öffentlichen Gebäuden liegen logischerweise im Zuständigkeitsbereich der Stadt. Somit stellt sich die Frage, warum es so lange dauert, diese zu entfernen. Die Stadt schrieb dazu: „Wir sind dem Anliegen des Bürgers im Dezember sofort nachgegangen. Der Stadtbauhof erhielt von uns einen Auftrag und die Schmierereien wurden unverzüglich entfernt. Es ist davon auszugehen, dass es sich um neue Symbole an den Gebäuden handelt.“
Hier scheint ein Kommunikationsproblem vorzuliegen, denn ein Abgleich mit dem Anfang Dezember aufgenommenen Foto des Lesers lässt vermuten, dass es sich um ein und dieselben Schmierereien handelt. Immerhin: „Ein Mitarbeiter unserer Ordnungsbehörde war vor Ort, um sich ein Bild zu machen und hat umgehend einen erneuten Auftrag an den Stadtbauhof ausgelöst. Mitarbeiter unseres Stadtbauhofes werden die Schmierereien unverzüglich entfernen“, teilte die Pressesprecherin mit. Aber passiert ist noch nichts.
Nazi-Schmiererei auf jüdischem Friedhof
Und nun gibt es einen neuen Fall: Am Samstag kam an der Mauer des Jüdischen Friedhofs in der Feldstraße eine weitere Schmiererei dazu. Dort sprühten laut Polizei bisher unbekannte Täter mit schwarzer Farbe die Zahl 192 auf. „Nach gegenwärtigem Ermittlungsstand ist ein rechtsextremistischer Hintergrund nicht auszuschließen“, so die Polizei, die daher eine Strafanzeige aufgenommen hat. Die Zahlen stehen in diesem Zusammenhang für die jeweiligen Buchstaben im Alphabet und sind die Abkürzung für eine rechtsextreme Botschaft.
Der jüdische Friedhof in Waren ist ein ehemaliger Friedhof, der heute als Baudenkmal geschützt ist. Nunmehr sucht die Polizei Zeugen, die Hinweise zu den Tätern oder zur Tat geben können. Angaben nimmt die Polizei in Waren unter 03991 – 1760, jede andere Polizeidienststelle oder die Internetwache www.polizei.mvnet.de entgegen.