Einfache Lösung

Helfen Esel gegen Wolfsangriffe?

Buchholz / Lesedauer: 3 min

Isegrim ist in der Region auf dem Vormarsch. Nun könnten Esel Haus- und Weidetiere schützen, denn sie haben eine effektive Strategie gegen Wolfsangriffe.
Veröffentlicht:27.01.2015, 18:39
Aktualisiert:05.01.2022, 15:27

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Dummer Esel? Von wegen! Esel sind ziemlich schlau – und können in Schafherden sogar als Schutz vor Wölfen dienen. Kein Scherz. Auf „Michels Eselhof“ in Buchholz weiß man längst, dass der Esel ein ziemlich pfiffiges Wesen ist, das offenbar erst einmal nachdenkt, bevor es losstürmt. Des Esels sprichwörtliche Sturheit ist nicht Verweigerung, sondern vielmehr Bedächtigkeit, ein Abwägen aller Optionen und die Suche nach der besten Lösung. Spätestens seit dem Tag, als ein Wolf durch Buchholz auf seiner Wanderroute von Schwarz nach Kieve schlich, wissen die Einwohner, dass Esel auch als lautstarke Warner gut sind. „Denn eines Nachts sind alle Esel auf der Weide zusammengerückt und haben Raudau gemacht, aber richtig“, berichtet Marcus Thober, Inhaber von „Michels Eselhof“.

Hier können Besucher nicht nur Esel und andere Tiere besuchen und bestaunen, sondern der Buchholzer Hof dient auch als Auffangstation der „Esel-Nothilfe“. Der deutschlandweit aktive Verein befreit Tiere aus schlechten Haltungsbedingungen und vermittelt sie an neue, bessere Besitzer. Bis es soweit ist, können die Tiere in einer Übergangszeit auf dem Hof der Thobers in Buchholz leben. Deshalb sind dort oft genug auch mehr als die eigenen sechs Esel versammelt.

Esel können zwischen Wölfen und Hunden unterscheiden

„Wir hatten uns gewundert, dass die Esel in der einen Nacht so laut geschrien haben. Erklären konnten wir uns ihr Verhalten erst ein, zwei Tage später, als wir aus der Zeitung erfahren haben, dass ein Wolf unterwegs war und auch durch unser Dorf gekommen ist“, berichtet Marcus Thober. Er hat sich daraufhin intensiver mit den Thema „Esel und Wolf“ beschäftigt. Der Esel, so Marcus Thober, sei eines der wenigen Tiere, die zwischen Wolf und Hund unterscheiden könnten. Ein Esel wisse, dass ein Hund vermutlich harmlos ist, ein Wolf womöglich nicht. Wie machen Esel das?  „Tja, das wissen die Biologen auch nicht. Es muss ein Ur-Instinkt sein, den der Esel bis heute nicht verloren hat“, erklärt der Buchholzer Esel-Besitzer.

Bemerken Esel auf der Weide einen Wolf, stellen sich die Tiere im Kreis auf – Hinterteile zur Mitte, Köpfen und Ohren nach außen – in die Richtung, in der der Feind, in diesem Fall der Wolf, auftauchen könnte.  Eine 360-Grad-Rundum-Wache beginnt. Aber nicht leise. Alle Esel schreien gleichzeitig – ein Höllenlärm, wie Marcus Thober weiß. „Es gibt Messungen, die belegen, dass ein Esel bis zu 120 Dezibel laut schreien kann. Das ist in etwa so laut wie ein startendes Flugzeug. Im Schnitt bringt es ein Esel auf rund 80 Dezibel, das ist auch noch ziemlich laut.“

Schon früher wurden die Tiere als Wolfsschutz verwendet

Der Wolf würde von solchem Geschrei natürlich abgeschreckt und vermeidet die Weide, auf der die Esel Rabatz schlagen. „Früher, im 18. und auch noch im 19. Jahrhundert wussten die Schäfer, dass Esel in der Schafsherde als Schutz vor dem Wolf dienen können. Als der Wolf verschwand, ging auch dieses Wissen verloren. Es gab ja keine Notwendigkeit mehr, sich vor dem Wolf zu schützen“, erklärt Marcus Thober. Mittlerweile sieht das anders aus. Der Buchholzer meint, dass auch in der Müritzregion Esel als Wolfsschutz dienen könnten. „Für Fragen stehe ich gerne zur Verfügung“, so der Buchholzer.

Seine Esel brauchten übrigens zwei bis drei Wochen, um die Begegnung mit dem Wolf zu verdauen. Sie waren Tage lang unruhig und legten sich nicht wie sonst entspannt ins Gras. Die Esel waren weiterhin wachsam, auch dann noch, als der Wolf schon längst das Weite gesucht hatte.