Geschichte und Fiktion

Hexen-Roman entführt in Penzlins Burgverlies

Penzlin / Lesedauer: 3 min

Um den katholischen Glauben, Ketzer, das Neubrandenburger Inquisitionsgericht, Folter und das Leiden im Hexenkeller geht es im Buch „Ilsabe”, das das Schicksal zweier Frauen beschreibt. Bei der Burg Penzlin gibt's das Buch zu kaufen.
Veröffentlicht:18.12.2020, 22:00

Von:
  • Susann Salzmann
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Andrea Rudolph, Leiterin des Penzliner Burgmuseums für Hexenverfolgung und Alltagsmagie, führt tief in die Erde hinunter. Zwei Geschosse unter dem Empfangsbereich der Burg stehen Besucher im Hexenverlies. Ein dunkler Raum. In der Klinkerwand eine etwa menschengroße Einbuchtung. Früher, so ist es überliefert, fanden sich Ketzer in dieser Einbuchtung wieder. Sie saßen im Verlies. Damit der geschwächte Körper nicht nach vorn kippe oder man sich befreien konnte, wurde der Körper mit mehreren gusseisernen Vorrichtungen an Hals, Hüfte und Knöcheln fixiert. Genau an jenem Ort spielt teilwse der Roman „Ilsabe – Ketzerinnen im Penzliner Hexenverlies”.

Roman spielt auch im Hexenkeller

Das Burgmuseum hat den Roman mit den verschwimmenden Grenzen zwischen Fiktion und Wirklichkeit mit einer Stückzahl von 50 neu auflegen lassen. Denn die Geschichte von Ilsabe und ihrer Tochter vor dem Neubrandenburger Inquisitionsgericht bis hin zur Pein im Penzliner Hexenkeller erschien bereits 1897. Autorin ist Elisabeth von Maltzahn. Wenn das Buch in der Gegenwart noch zu erwerben war, dann meist über Antiquariate oder private Sammler.

Retter oder Raubritter?

Von Maltzahn schildert das Schicksal von zwei vermeintlichen Hexen. Dieses Geschehen ist erfunden, wenngleich es genauso auch passiert sein könnte. Die Handlungszeit fällt in die Zeit, als in Mecklenburg die Reformation im Land auf den Weg gebracht wurde. Die Handlungsorte allerdings, die im Buch auftauchen, entsprechen der Wirklichkeit. Sie gibt oder gab es wirklich. Angefangen vom Neubrandenburger Franziskanerkloster über das Hexenverlies in der Penzliner Burg bis hin zur Rostocker Universität. Die Geschichte lebt zudem von verbürgten Personen – so etwa vom Behrend von Maltzan, der in der Wirklichkeit eher als Raubritter und „Böser Bernd” bekannt war. Im Heimatroman wurde Behrend von Maltzan indes zum Helfer in der Not. „Er nimmt die Witwe Ilsabe von Oertzen mit ihrem Kind in seiner Burg auf, doch Ilsabe liest verbotene Schriften”, gibt Andrea Rudolph einen Einblick in die Geschichte. Ilsabe liest Schriften, die den katholischen Glauben infrage stellen. Deshalb landet sie als Ketzerin vor dem Neubrandenburger Inquisitor Ignatius Kruse.

Der Heimatroman kommt mit einer eindeutigen Botschaft – der Tendenz für den Protestantismus – daher. Das Buch zeigt, wie viel Leid die neue Glaubensrichtung mit sich brachte. Aber das Buch endet versöhnlich.

Hinweis in Familienchronik weckt Neugier

Dass das Burgmuseum sich zur Neuauflage des Buches entschloss, geht auf ihre eigenen Recherchen in den Familienblättern der von Oertzens zurück, erzählte Andrea Rudolph. Ein Vermerk erregte ihre Aufmerksamkeit, nämlich, dass auch die Famile von Oertzens Opfer im Hexenprozess zu beklagen hätten. Dass der Roman auf seinen 247 Seiten auch Penzlin zum Handlungsort macht, motivierte die Museumsleiterin zu einem Nachwort, in dem sie allerlei Hintergrundwissen und Zusatzinfos gepackt hat. Der kulturgeschichtlich informierende Roman stammt mit Elisabeth von Maltzahn übrigens von einer Autorin, deren Bücher stets in hohen Auflagen erschienen sind.

Weihnachtsgeschenk gefällig?

Die 50 Exemplare, die sich nun im Burgmuseum befinden, gehören zu einer Sonderausgabe. Interessant ist das vielleicht für alle, die noch ein Weihnachtsgeschenk suchen. Nach vorherigem Telefonkontakt unter der 03962 210494 kann das Buch noch vor dem Fest abgeholt werden.