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So bekommt eine Orgel frische Flötentöne beigebracht

Waren / Lesedauer: 3 min

Wenn die Königin der Instrumente restauriert wird, dann braucht es Geduld und großes Können. Das ist auch in Waren so.
Veröffentlicht:31.10.2023, 17:19

Von:
  • Miriam Brümmer
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Einem Geduldsspiel kommt die Restaurierung der Lütkemüller-Orgel in der Warener Georgenkirche gleich. Vor allem aus dem Grund, weil zahlreiche Nägel und Schrauben entfernt werden mussten, erzählte Orgelbaumeister und Restaurator Konrad Dänhardt bei einer Baustellenführung kurz vor Abschluss der Bauarbeiten. Werden die Verbindungselemente abgezogen, bleiben immer noch tausende Einzelteile übrig, in die die Königin der Musikinstrumente zerlegt werden musste.

Viele Jahre Erfahrung

Die müssen alle sortiert und so abgelegt werden, dass sie am Ende auch wieder an die richtige Stelle gelangen. Doch der Fachmann hat da schon viele Jahre Erfahrung ‐ und sogar ein System, damit es auch klappt. „Der Unterschied zu einem Puzzle ist, da sehen alle Teile gleich aus. Für den Laien sehen die Orgelteile vielleicht schon gleich aus, für uns nicht. Wir haben tagtäglich damit zu tun“, nur ganz selten, wenn die Teile gleich aussehen, werde nummeriert. Das käme aber selten vor, sagte Konrad Dänhardt.

Bauteile werden in Dresden aufgearbeitet

In seiner 37-jährigen Laufbahn als Orgelbauer hat er schon viele Instrumente auf Vordermann gebracht, die dreimal so groß wie dieses waren. In Waren sind die Arbeiten vorerst abgeschlossen. Weiter geht es für ihn und das Team in der Dresdner Orgelwerkstatt Wegscheider. Dort werden die einzelnen Bauteile aufgearbeitet, weil die Temperaturen in der Kirche von jetzt an immer weiter sinken. „Wir arbeiten mit Warmleim. Wenn es zu kalt wird, ist der hart, bevor er am Holz ist“, ein Arbeiten bei Temperaturen unter zehn Grad Celsius sei dadurch unmöglich, so Konrad Dänhardt.

Leder-Teile durch Kunststoff ersetzt

Abgeschlossen sind die Arbeiten an den Magazinbalgen. Die regeln den Winddruck, der entweder durch einen Motor oder durch das beständige Treten von langen Pedalen erzeugt und durch Leitungen zu den Windladen und den dazugehörigen Registern geführt wird. Der Pedalantrieb ist in der Georgenkirche noch erhalten und soll es auch bleiben, erzählte Kantorin Christiane Drese. Der wurde früher von den Konfirmanden während des Gottesdienstes übernommen. Die Windladen sollen in den kommenden Wochen ebenfalls in Dresden in Ordnung gebracht werden und wurden vermutlich in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts schon mal überarbeitet. Damals wurden einige Teile, die ursprünglich aus Leder bestanden, durch Kunststoff ersetzt. Das ist inzwischen spröde und könnte nur noch ein paar Jahre durchhalten, schätzt Konrad Dänhardt ein. Deshalb werde er den Originalzustand wieder herstellen. Das sei auch wirtschaftlicher, wenn die Orgel sowieso schon angefasst werde.  

Erst nach Ostern geht es wieder weiter

Wahrscheinlich werden die Arbeiten in der Georgenkirche wieder nach dem Osterfest aufgenommen werden, weil erst dann mit einem Anstieg der Temperaturen zu rechnen ist. Wenn alles nach Plan läuft, könnte die restaurierte Orgel beim Weihnachtsfest im kommenden Jahr wieder zu hören sein, so der Wunsch der Kantorin. Laut Orgelbauer sei das machbar.