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Entwidmung

Kapelle hat als Gotteshaus ausgedient

Groß Kelle / Lesedauer: 2 min

In Groß Kelle endet am Palmsonntag nach 70 Jahren ein Kapitel Kirchengeschichte. 
Veröffentlicht:02.04.2023, 16:10

Von:
  • Hans-Joachim Kohl
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Ein bisschen Wehmut schwang mit, als am Palmsonntag in Groß Kelle bei Röbel (Landkreis Mecklenburgische Seenplatte) die kleine Holzkapelle mit einem Gottesdienst entwidmet wurde. Dabei spielte auch der Posaunenchor der Kirchengemeinde Röbel. Pastorin Rita Wegner zeichnete in der Predigt den Weg des kleinen Kirchleins nach. Sie nannte die Namen der Familien, die sich vor fast 70 Jahren für den Bau der Kapelle einsetzten: u.a. Felsch, Scheffler und Hoppe.

Früher wurde hier regelmäßig Gottesdienst gefeiert

Die Pastorin verlas auch ein Grußwort von Bischof Tilman Jeremias. Als die beiden Kirchengemeinden St. Marien (Altstadt) und St. Nikolai (Neustadt) noch getrennte Kirchengemeinden waren, wurde in Groß Kelle regelmäßig einmal im Monat Gottesdienst gefeiert. Der Kirchenälteste Karl Felsch, der gegenüber wohnte, kümmerte sich lange Jahre mit Hingabe um den kleinen Holzbau. Deshalb wurde dieser in Gemeindekreisen auch liebevoll „St. Karl“ genannt.

Partnerschaft seit 1948

1954 habe die Partnerkirche, erzählt Kirchenälteste Birgit Scheffler, den kleinen Bau bezahlt. Die Partnerschaft zwischen der ehemaligen evangelisch–lutherischen Landeskirche Mecklenburgs und der evangelischen Kirche in Bayern besteht seit 1948. „Das Holzmaterial kam vermutlich aus Schweden. Auch der rote Anstrich deutet möglicherweise auf die Herkunft aus Schweden hin“, ergänzt Martina Schablinski. Sie ist die Tochter von Karl Felsch. Beide erinnern sich gern an die Zeit, als im Dorf noch einige christliche Kinder waren. Da gab es in der Kapelle Groß Kelle noch viel Christenlehre und Konfirmandenuntericht.

„Meist kamen ältere Leute“

Zum Gottesdienst war sie immer voll. „Meist kamen ältere Leute“, erzählt Martina Schablinski, „und die Gottesdienste dauerten oft sehr lange“. Manche Predigt wollte kein Ende nehmen und war in ihrer Erinnerung eher langweilig für Jüngere. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren auch nach Groß Kelle viele Flüchtlinge aus dem Osten gekommen. Die Familie von Martina Schablinski stammt aus Posen in Polen. Da war es wunderbar, dass es bald ein kleines Kirchlein im Ort gab. „So lange das Gebäude noch steht“, sagen die beiden Frauen übereinstimmend, „hält sich die Trauer in Grenzen. Wenn sie aber mal nicht mehr stehen würde, wäre die Trauer größer“. Dem Dorf würde dann ein Teil seiner jüngeren und bewegten Geschichte fehlen.

Gebäude wird nicht abgerissen

Der Kirchengemeinderat der vereinigten Röbler evangelischen Kirchengemeinde hatte vor einem Jahr beschlossen, das Kirchlein zu entwidmen. Sie wird aber erst mal nicht abgerissen. Die weitere Verwendung ist noch offen.