Weniger Beerdigungen
Kaum noch Sargbestattungen in der Seenplatte
Müritzregion / Lesedauer: 4 min

Michael Grote
Immer mehr Menschen wählen alternative Bestattungsformen wie die Baumbestattung oder die Seebestattung. Dies zeigt eine Befragung hiesiger Bestattungsunternehmen anlässlich der kommenden Gedenktage. Und die Fachleute wissen auch, warum das so ist.
Klassische Erdbestattung bei Jüngeren nicht gefragt
„Bei uns wird noch knapp die Hälfte der Verstorbenen in Särgen bestattet“, weiß Tilo Brüsehafer, der in Röbel mit seinem Bestattungshaus vertreten ist. „Das sind die Alten, die es nicht anders kennen und wollen. Die haben das oft schon vor langer Zeit so fest gelegt. Bei der jüngeren Generation ist der Anteil der Erdbestattungen wesentlich geringer“.
„Die klassische Erdbestattung im Sarg ist schon lange nicht mehr die Regel“, stellt auch Inga Reich fest. Die Geschäftsführerin des Bestattungshauses Engelhardt in Waren hat erlebt, dass sich die Bestattungskultur in der Region stark gewandelt hat. Inzwischen liegt der Anteil der Feuerbestattungen in ihrem Haus erheblich höher als der Prozentsatz der Verstorbenen, die klassisch im Sarg in die Erde versenkt werden. Allerdings wird auch nicht jede Urne in einem klassischen Grab mit Stein und Bepflanzung beigesetzt.
Urne auf See oder in einem Ruheforst
„Die Kremation ist die Voraussetzung für alternative Bestattungsformen, sei es auf See oder in einem Ruheforst“, erläutert die Fachfrau die zunehmende Beliebtheit dieser Art der Behandlung nach dem Ableben. Bundesweit wird knapp die Hälfte dieser Urnen auf Friedhöfen in einem Urnengrab beerdigt oder im Kolumbarium aufbewahrt. Rund ein Drittel werden mittlerweile bei einer Seebestattung, ein weiteres Viertel bei einer Baumbestattung beigesetzt.
„Auf dem Friedhof gibt es inzwischen ebenfalls verschiedene Möglichkeiten der Bestattung: In einem Urnengrab mit Namensstein und Bepflanzung, anonym oder halbanonym“, erklärt Reich. Im letzteren Fall gibt es eine zentrale Gedenkstätte mit Namenstafeln für die auf diesem Urnenfeld bestatteten, die auf einem anonymen Gräberfeld fehlt.
Kosten und Gebühren wichtig
Die Gründe für den Wandel sind vielseitig. Zum einen spielt die abnehmende Bedeutung der Kirche eine Rolle und der zunehmende Wunsch nach Entscheidungsfreiheit. Zum anderen bieten alternative Bestattungsformen den Vorteil, dass zumeist keine Folgekosten für Angehörige entstehen und auch keine Grabpflege notwendig ist. Friedhofsgebühren machen bisweilen einen beachtlichen Anteil an den Bestattungskosten aus, die für viele Menschen nicht mehr zu stemmen sind.
"Es lohnt auf jeden Fall, sich schon zu Lebzeiten Gedanken über die eigene Bestattung zu machen und darüber, was möglich ist. Mit einer Bestattungsvorsorge kann man seine Wünsche zudem vertraglich festhalten. Das entlastet auch die Angehörigen“, rät Gabriele Wolgast, Chefin des gleichnamigen Bestattungsinstituts. Allerdings sei eine Feuerbestattung nicht in jedem Fall günstiger als eine klassische Beerdigung: „Wenn bereits eine Familiengruft vorhanden ist, kann es sinnvoll sein, diese zu nutzen.“
Die Friedhofspflicht in Deutschland ist ein wichtiger Bestandteil der kulturellen und gesellschaftlichen Traditionen. Sie stellt sicher, dass Verstorbene mit Respekt und Würde behandelt werden und bietet Hinterbliebenen einen Ort der Trauer und des Gedenkens.
In den letzten Jahren gab es jedoch Diskussionen über die Notwendigkeit und die Ausgestaltung dieser Pflicht. Die Friedhofspflicht in Deutschland ist im Bestattungsgesetz der einzelnen Bundesländer verankert und variiert leicht von Region zu Region. Dass sie in absehbarer Zeit gelockert wird oder gar entfällt, kann sich keiner der Befragten vorstellen.
Friedhöfe als Orte fürs Gedenken und Trauern
Im Allgemeinen besagt sie, dass Verstorbene auf einem Friedhof beigesetzt werden müssen. Dies dient verschiedenen Zwecken. Zum Einen die Wahrung der Hygiene und öffentlichen Gesundheit: Die Bestattung auf einem Friedhof gewährleistet, dass Leichen ordnungsgemäß und hygienisch begraben werden. Dies trägt zur Verhinderung der Verbreitung von Krankheiten bei.
Bereitstellung eines Ortes für das Gedenken: Friedhöfe sind Orte des Gedenkens und der Trauer für die Hinterbliebenen. Sie bieten einen ruhigen Ort, an dem Familie und Freunde ihre Lieben besuchen und Erinnerungen teilen können.
Erhaltung von kulturellem Erbe: Friedhöfe sind oft historisch bedeutsame Orte, die das kulturelle Erbe einer Region repräsentieren. Die Friedhofspflicht hilft, diese Orte zu schützen und zu bewahren.
Allerdings wird durch die hohe Anzahl der Urnenbesetzungen wesentlich weniger Grabfläche benötigt als in der Vergangenheit. Immer mehr Friedhöfe erweisen sich daher als zu groß. Deren Träger entscheiden daher immer häufiger, die Flächen zu verkleinern, in dem sie einen Teil nicht mehr belegen und nach Fristablauf (zumeist 25 Jahre) umwidmen, beispielsweise zu Bauland.
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