Sexuelle Belästigung
Kein Parteiverfahren gegen FDP-Mann Toralf Schnur
Waren / Lesedauer: 2 min

Gabriel Kords
Der Warener FDP-Kommunalpolitiker Toralf Schnur hat im Zusammenhang mit den gegen ihn im vorigen Jahr erhobenen Vorwürfen sexueller Belästigung keine parteiinternen Konsequenzen mehr zu befürchten. Das Landesschiedsgericht der FDP unter Vorsitz des ebenfalls aus Waren stammenden Parteimitglieds Hans-Joachim Radisch wies das vom FDP-Landesvorstand gegen Schnur angestrengte Verfahren in einem Vorbescheid als „offensichtlich unbegründet“ zurück.
Landesvorstand hält an Vorwürfen fest
Der Landesvorstand hätte daraufhin zwar auf die Eröffnung eines Hauptverfahrens bestehen können, entschied sich in der vorigen Woche aber dagegen – unter anderem, weil die Vorwürfe gegen Schnur inzwischen schon eine ganze Weile zurückliegen und „um der Betroffenen ein Kreuzverhör vor dem Landesschiedsgericht zu ersparen“, wie es im Vorstandsbeschluss heißt.
Der Landesvorstand stellte zugleich aber klar, das Gremium bleibe „bei seiner Auffassung, dass es sich bei dem Verhalten von Herrn Schnur im September 2020 um einen Verstoß gegen den Code of Conduct (Verhaltensnorm, d.Red.) der FDP gehandelt hat.“ Schnur selbst bezeichnete die Entscheidung in einer gestern versandten Mitteilung trotzdem als „Freispruch erster Klasse“ und sieht sich durch den Beschluss vollständig rehabilitiert.
Anzügliche Nachrichten an eine Wahlkampf-Helferin
Im April vergangenen Jahres waren Vorwürfe eines weiblichen Parteimitglieds gegen Schnur öffentlich geworden, dieser habe die junge Frau während seines Wahlkampfs um die Stichwahl des Bürgermeister-Amts in Waren sexuell belästigt. Er hatte der Frau, die als Wahlkampfhelferin für ihn tätig war, in kurzer zeitlicher Abfolge Whatsapp-Nachrichten mit zum Teil bedrängenden und sexuell expliziten Inhalten geschickt. In einer Nachricht hatte er unter anderem geschrieben, er suche in ihr jemanden „zum quatschen und bumsen“.
Neben dem nun beendeten parteiinternen Schiedsverfahren gab es für Schnur keine juristischen Konsequenzen. Die Betroffene hatte von einer Strafanzeige abgesehen. Schnur selbst hatte den Versand der Nachrichten seinerzeit eingeräumt und war sogar aus der FDP ausgetreten, allerdings wenige Wochen später wieder eingetreten. Seitdem sieht er sich als Opfer einer Verleumdungskampagne, die das Ziel gehabt habe, seine Aufstellung auf einen aussichtsreichen Landtags-Listenplatz zu verhindern. „Das bizarre Spiel der Verleumdungen, üblen Nachreden und grotesken Darstellungen zieht sich wie ein roter Faden durch den gesamten Vorgang“, schrieb Schnur gestern.
Schnur, der in seiner gestrigen Mitteilung auch erstmals den vollen Namen der Betroffenen öffentlich nannte, schrieb darin auch, aus seiner Sicht habe es „zu keinem einzigen Zeitpunkt auch nur einen Hauch einer sexuellen Belästigung oder irgendeiner Übergriffigkeit durch mich“ gegeben. Wie er seine anzüglichen Nachrichten stattdessen verstanden wissen will, schrieb er nicht. Auf Nachfragen des Nordkurier dazu wollte er gestern nicht antworten.