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Brütende Tiere

Keine Lasershows mehr beim Müritzfest – Vogelschützer warnen

Waren / Lesedauer: 4 min

Die Warener Tierschutzgruppe sammelt seit 1956 viele Daten, baut Nistkästen und legt auch den Finger in die Wunde, wenn Arten bedroht sind. Aktuell sehen sie viele Probleme.
Veröffentlicht:21.11.2023, 11:46

Von:
  • Ingmar Nehls
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Gehören Lasershows beim Müritzfest bald der Vergangenheit an? Das zumindest fordern die Experten der Fachgruppe Ornithologie „Karl Bartels“. Die ehrenamtlichen Naturschützer haben kürzlich im Umweltausschuss der Stadt Waren ihren 47. Jahresbericht vorgestellt und die Möglichkeit genutzt, um Klartext zu reden, was in Waren falsch läuft. 

Lasershows beim Müritzfest

Dazu zählen die Lasershows der vergangenen Jahre zum Müritzfest. Denn wie Gerhard Heclau den Mitgliedern des Fachausschusses erklärte, werden dabei die Lachmöwen in der Brutzeit gestört mit der Folge, dass sie die Nester verlassen. Die Lachmöwen brauchen Schutz. Die Kolonien sind in ganz MV rückläufig. In Europa hat sich der Bestand der Lachmöwen in den vergangenen Jahren um 25 Prozent reduziert. Heimisch sind sie in Waren seit 50 Jahren auf dem Herrensee, wo sie einen Brutplatz haben und auch auf dem Wellenbrecher „An der Bleiche“ zwischen der Kuhtränke und dem Stadthafen brüten die Vögel.

Die Lachmöwe fühlt sich in Waren wohl. Doch Lasershows und Feuerwerk bedrohen sie. (Foto: ZVG/Müritzeum/Birte Schadlowski)

Über diesen Konflikt habe die Gruppe in der Vergangenheit sowohl den Landkreis als auch Warens Bürgermeister informiert. „Norbert Möller hat uns nach der ersten Lasershow zugesichert, dass sich das nicht wiederholen wird. Doch passiert ist da nichts. Es gab wieder eine Lasershow“, kritisierte Gerhard Heclau. Auch Höhenfeuerwerke seien problematisch, allerdings verträglich, wenn sie weit genug abgefeuert werden. Als Lösung schlug Heclau den Kietz vor. Da die Brutzeit in jedem Jahr etwas schwanke, müsse man kurzfristig Entscheidungen treffen, was den langfristigen Planungen der Veranstalter natürlich entgegensteht.

Zu schnelle Boote

Die Fachgruppe, die es seit 1956 gibt und die derzeit 27 Mitglieder zählt, hat im Heilbad noch einige andere Bereiche aufgezählt, wo Waren wenig vogelfreundlich ist. So würden die Flussseeschwalben, die bei der Mole an der Wasserschutzpolizei brüten, gestört, wenn die Boote zu schnell herausfahren. Angesprochen auf die Thematik hätten sich die Schiffsführer von der Wasserschutzpolizei und vom Wasserstraßenamt schon einsichtig gezeigt, meint Gerhard Heclau.

Doch die Rettungsboote der Feuerwehr und des DRK würden regelmäßig sehr schnell rein und rausfahren. „Dabei geht es nicht um Einsätze sondern man hat eher den Eindruck, dass es aus Spaß und Freude gemacht wird“, sagte Heclau.

Flussseeschwalben gibt es auch noch auf der Binnenmüritz. Doch wie lange noch (Foto: Patrick Pleul)

Etwa 40 Paare seien noch dort. Die nächste Kolonie sei erst wieder auf dem Drewitzer See zu finden. Früher hätten die Flussseeschwalben auch auf den Dächern der Bootsschuppen in Kamerun gebrütet, doch die Schuppen hätten mittlerweile meist Dächer mit Wellblech bekommen, was sich zu sehr aufheizt. 

Sorge vor vogelleerer Stadt

„Wir machen uns die Stadt vogelleer“, mahnte Heclau und zählte weitere Beispiele auf. So habe früher die Nachtigall auf dem Mühlenberg gesungen, doch mit der aktuellen Gehölzpflege der Stadt, würden viele Gehölze verschwinden und damit auch die Vögel. Dies sei auch im Bereich des Stüde zu bemerken. Verschwunden sei schon die Haubenlerche, weil Ödland verschwindet. Auch das Rebhuhn ist in Waren ausgestorben. Die letzten zwei Tiere hätten keinen Bruterfolg gehabt.

Beim Steinschmätzer habe man versucht, mit dem Investor des neuen Wohngebiets Warensberg eine Umsetzung hinzubekommen. Jedoch habe der sich nicht an die Empfehlungen gehalten. „Es wäre gut, wenn man unsere Gruppe einbezieht und wir Bauprojekte begleiten könnten. Es brauch dann aber auch Druck von offizieller Seite, damit die Lösungen auch umgesetzt werden“, sagte Gerhard Heclau. Problematisch seien auch Einrichtungen zur Schwalbenabwehr an den Hausfassaden. „Was Schwalbenfreundlichkeit angeht, ist die Wogewa besonders schlecht, die Fassaden gestrichen hat während der Brutzeit“, sagte Heclau.

Mit Sorge verfolgen die Vogelschützer die möglichen Windkraftanlagen am Schmachthägener Wald, wo eine potentielle Fläche ausgewiesen ist. Kommen dort tatsächlich 200 Meter hohe Windräder hin, seien nicht nur die Rotmilane gefährdet, sondern auch Seeadler und Kraniche. Dort sei nämlich ein Vorsammelplatz für die Kraniche, bevor sie Richtung Rederangsee im Nationalpark fliegen. „Das Bundesnaturschutzgesetz wurde leider geändert und die Einflussmöglichkeiten sind gering. Aber wir müssen wenigstens die Öffentlichkeit darüber informieren“, sagte Gerhard Heclau.