Ärger im Urlaubsparadies

Kleinseenplatte verlässt den Tourismusverband

Wesenberg / Lesedauer: 4 min

Droht ein Auseinanderbrechen des Tourismusverbands Mecklenburgische Seenplatte? Eine neue Beitragsordnung sorgt für Ärger.
Veröffentlicht:12.05.2022, 16:25

Von:
  • dpa
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Die Kleinseenplatte geht von Bord. Die Urlauberregion, die bislang über ihre amtsgetragene Touristik GmbH im Tourismusverband Mecklenburgische Seenplatte vertreten ist, wird sich aus dem Dachverband zurückziehen. „Im Amtsausschuss wurde Anfang Mai für den Austritt votiert“, bestätigt Enrico Hackbarth, Geschäftsführer der Kleinseenplatte Touristik GmbH aus Wesenberg.

Damit verlässt ein Schwergewicht den Verband. Die Tourismusregion mit Top-Destinationen wie Mirow, Wesenberg, Wustrow und Priepert zählte im Vorjahr laut Statistischem Landesamt immerhin mehr als 500 000 Übernachtungen. Genau dieser Erfolg wird der Kleinseenplatte sowie anderen Kommunen mit guter Gästeauslastung nun zum Verhängnis. Denn der Tourismusverband regelt aktuell seine Beitragsordnung neu. Nach Nordkurier-Informationen wird zusätzlich ein neuer Erhebungssatz eingeführt, der sich an den Übernachtungszahlen der jeweiligen Mitgliedsgemeinden ausrichtet. Kurz gesagt: Wer viele Gäste beherbergt, soll künftig noch mehr zahlen.

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Mehr Geld, aber weniger Leistungen?

Für die Kleinseenplatte hätte dies einen mehr als sieben Mal so hohen Beitrag bedeutet. Statt knapp unter 2000 Euro wären künftig mehr als 14 000 Euro netto fällig geworden, berichtet Hackbarth. Dabei sei es nicht so, dass das Amt das Geld nicht zahlen könne. Immerhin besteht seit Einführung der Kurabgabe mehr Spielraum für Ausgaben im Tourismus. „Es liegt nicht am Geld, sondern an den Leistungen des Verbandes“, gibt Hackbarth die Grundsatzkritik der Gemeinden aus der Kleinseenplatte wieder. So seien in den Vorjahren eher Aufgaben an die Touristik-Betriebe auf kommunaler Ebener abgegeben worden, etwa das Erstellen von Broschüren oder Messeauftritte. Das sei am Ende auch in Ordnung, sagt Hackbarth, nur könne man sich dann nicht hinstellen und gleichzeitig mehr Geld verlangen.

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Auch in Plau wird über einen Austritt debattiert

In die gleiche Kerbe schlägt Michael Wufka, Chef der Tourist-Info in Plau am See. „Es ist im Verband aktuell keine auf die Zukunft ausgerichtete Philosophie und Strategie erkennbar“, sagt er. Es fehle an einer Aufgabenbeschreibung des Personals, das mit den Beiträgen finanziert wird. Da sei es schwer vermittelbar, dass nun massiv mehr gezahlt werden soll. Tatsächlich stehe die Mitgliedschaft von Plau am See nun ebenfalls zur Diskussion. Bis zum 30. Juni soll eine Entscheidung fallen, da bis zu diesem Termin fristgerecht fürs kommende Jahr gekündigt werden könne. Noch sei nicht abzusehen, wie die Entscheidung im Luftkurort ausfällt, aber der Austritt der Kleinseenplatte habe natürlich eine Signalwirkung, sagt Wufka. Erschwerend kommt im Fall von Plau hinzu, dass der Ort im Nachbarkreis liegt und einem weiteren Tourismusverband angehört, wo derzeit ebenfalls über Beitragserhöhungen gesprochen wird.

Kritisiert wird zudem die Art und Weise des Umgangs. „Da wurde zu wenig Fingerspitzengefühl an den Tag gelegt“, sagt Wufka. Zwar wurde auf der betreffenden Mitgliederversammlung letztlich über eine abgemilderte Variante abgestimmt, aber da war das Kind schon in den Brunnen gefallen. Die Beitragsordnung ging schließlich mit den Stimmen vom Landkreis und der privaten Mitglieder aus der Tourismusbranche durch. Für den Kreis steigen die Beiträge übrigens nicht, für Letztere lediglich moderat.

In Waren sieht man noch Gesprächsbedarf

„Sie werden ihre Gründe haben. Aber dieser Schritt ist bedauerlich“, sagte Warens Bürgermeister Norbert Möller (SPD) zu der Entscheidung. Auch an der Müritz hat die Erhöhung der Mitgliedsbeiträge Wellen geschlagen. Wie Möller dem Nordkurier sagte, habe die Kur- und Tourismus GmbH, eine Tochter der Stadtwerke Waren, bei der Mitgliederversammlung gegen die Erhöhung gestimmt. Man habe sich darum auch gerade erst am Mittwoch mit Verbandschef Bert Balke getroffen, um über das Thema zu reden.

Möller und auch der Stadtwerkechef sehen bei dem Thema noch Gesprächsbedarf. Ein Austritt sei für Möller allerdings kein Thema. Man müsse den Tourismus als Region begreifen und gemeinsam weiterentwickeln. Ob Waren dem Beispiel der Kleinseenplatte folgt, oder Mitglied im Verband bleibt, hängt allerdings von politischen Mehrheiten in der Stadtvertretung ab.

Zumindest Diskussionen um die Mitgliedschaft wird es ebenfalls in Feldberg geben. Man blicke kritisch auf die aktuelle Entwicklung. „Das Thema wird auch hier bei uns in den Gremien noch für Gesprächsstoff sorgen“, sagt etwa Feldbergs Bürgermeisterin Constance von Buchwaldt (SPD). Bei der Gemeindevertretung am Donnerstagabend stand das Thema allerdings noch nicht auf der Tagesordnung. Man wolle keinen Schnellschuss, so die Bürgermeisterin.

Der Tourismusverband Mecklenburgische Seenplatte hat angekündigt, am Freitag zum Thema Beitragsneuordnung Stellung zu nehmen.