Proteste und Vorwürfe
Krimi um Netto-Markt ist noch nicht zu Ende
Möllenhagen / Lesedauer: 3 min

Michael Grote
Dass es um die Nachfolge des zum Jahresende geschlossenen Edeka-Marktes in Möllenhagen viel Aufregung und Ärger gab, war im Nordkurier bereits verschiedentlich zu lesen. Zwar gibt es bisher keine Baugenehmigung, aber nach wie vor soll es einen Neubau an der B 192 neben dem Autohof geben. Bis es soweit ist, will Netto übergangshalber den Markt in der Ortsmitte übernehmen – für maximal zwei Jahre. Die Awo, die dort einen CAP-Markt zur Hälfte mit behinderten Angestellten betreiben wollte, hat sich zurückgezogen.
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Rückzug wegen aufgeheizter Atmosphäre
Mit den Gründen hält Klaus Schmidt, Vorsitzender des Awo-Regionalverbandes Demmin e. V., nicht hinter dem Berg: „Wir wollten in einem guten sozialen Umfeld arbeiten. Doch unter den gegebenen Umständen war das nicht möglich. Daher wollten wir unsere teilweise gehandicapten künftigen Mitarbeiter nicht dieser Situation aussetzen.“ Was Schmidt damit meint, ist die aggressive Atmosphäre, die gegen den geplanten Markt entstand.
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Unterschriftensammlung für Neubau
Seit Langem haben Investor Heiko Anker und der für den Bereich Expansion zuständige Netto-Gebietsleiter Patrick Muranko intensiv für die Ansiedlung des neuen Marktes am Ortsrand gekämpft und versucht, die Bevölkerung für ihr Vorhaben zu gewinnen. So unterstützten sie eine Unterschriftensammlung und riefen zu einer Versammlung auf dem Gelände auf. im Anschluss fluteten Dutzende von Teilnehmern die anschließende Sitzung des Bauausschusses, wo sich ein teils lautstarker Disput entwickelte.
Anzeigen wegen Drohschreiben
Danach heizte sich die Stimmung im Ort weiter auf und wurde immer aggressiver, sowohl gegen gewählte Mitglieder der Gemeindevertretung als auch gegen andere Beteiligte. Das gipfelte in Drohschreiben, die sich sowohl gegen den künftigen Markt (der „abgefackelt“ werden sollte) als auch gegen Awo-Geschäftsführer Klaus Schmidt als Person richteten. Die Drohungen wurden zur Anzeige gebracht. Entsprechende Ermittlungsverfahren laufen derzeit.
Erhalt der Nahversorgung war das Ziel
Von einer „emotionalen Grenzerfahrung“ spricht in diesem Zusammenhang auch der Bürgermeister von Möllenhagen, Thomas Diener (CDU). Er sah sich Vorwürfen der Mauschelei nach dem Vorbild alter DDR-Seilschaften ausgesetzt. Dabei habe man seitens des Gemeinderates stets nur den Erhalt der Nahversorgung für die eigene Bürgerschaft im Blick gehabt. Das betont auch Klaus Schmidt: „Hätte Netto nicht beim letzten gemeinsamen Treffen zugesagt, diese Nahversorgung übergangsweise durch einen Markt im bisherigen Edeka sicher zu stellen, hätten wir unsere Pläne durchgezogen.“
Irritationen um Ausgleich für Planungen
Weiterhin nicht begeistert sind die Beteiligten vom Verhalten des Investors, der das Gebäude für den neuen Netto-Markt bauen will. Sowohl die Awo als auch die Gbw Süd als Franchisegeber für den CAP-Markt machen Kosten geltend, die ihnen im Vorfeld durch die Planung des Marktes in Möllenhagen entstanden sind. Insgesamt gehe es um rund 30 000 Euro. Deren Ausgleich hätte Investor Heiko Anker zugesagt, dies im Nachhinein aber an die Bedingung geknüpft, dass er das Gebäude in der anfangs beabsichtigten Größe von mehr als 1000 Quadratmetern würde bauen dürfen. Nachdem die beiden Unternehmen darauf keinerlei Einfluss haben, irritiert diese Verknüpfung – so sie denn vom Investor wie beschrieben hergestellt wurde – nicht nur die Beteiligten.