Investitionen geplant
Lachs-Produzent bekommt von Malchow ein erstes Okay
Malchow / Lesedauer: 4 min

Susann Salzmann
Ein Beschluss macht noch keine Lachsfarm. Letzten Endes haben bei der geplanten Fischfabrik in Malchow noch viele weitere Behörden wie etwa das Staatliche Amt für Landwirtschaft und Umwelt ein Wörtchen mitzureden. Trotzdem verließ Investor Patrick von Hertzberg die heiligen Hallen von Malchow jüngst mit einem Gefühl von Bestärkung in seinen Plänen.
23 Becken für Lachse
In Malchow möchte der Mann eine Halle zur Fischzucht bauen. Die ist nach aktuellen Plänen 350 Meter lang, 100 Meter breit und 11,50 Meter hoch. Die Lachse sollen in 18 Meter breiten und fünf Meter tiefen Becken heranwachsen. 23 Becken soll die Anlage enthalten, erzählte der Investor den Stadtvertretern von seinem Vorhaben, das er bereits in Eberswalde umsetzen wollte, aber mangels Wasserversorgung nicht konnte. Die Stadt Eberswalde bestätigte auf Nachfrage, dass von Hertzberg seinen Bauantrag für die Lachsfarm in Brandenburg zurückzog.
Die Versprechen des Investors klingen vollmundig: 100-prozentige Kontrolle des Bakterieneintrags, kein Quecksilber, kein Mikroplastik. „Wir erzeugen ein besseres Angebot, als es bisher auf Markt gibt“, beteuerte der Brandenburger. Als Konkurrenz zu den Müritzfischern sieht er sich nach eigenen Worten nicht. Der Fisch des neuen Unternehmens solle frisch verkauft werden. Alles, was nicht frisch auf den Tisch gebracht werden kann, gehe als Tiefkühlware an Lebensmittelketten.
Nur ein Anfang
Stadtchef René Putzar (parteilos) bemühte sich um Aufklärung, dass mit einem ersten Aufstellungsbeschluss noch nicht aller Tage Abend sei und sich die Stadt damit noch nichts vergibt. „Es ist der Auftrag, weiter zu prüfen“, versicherte Putzar. Die Öffentlichkeit werde durch die politische Willensbekundung nicht außen vorgehalten.
Mit 5000 Tonnen starten
Gegenwind kam von den Fraktionen der Linken/SPD und den Grünen. Linken-Politikerin Elke-Annette Schmidt plädierte vergeblich vor dem Mehrheitsbeschluss für Expertisen unabhängiger Stellen, um zunächst Bedenken auszuräumen. Grünen-Chef Joachim Stein regte eine vorherige Beurteilung der Auswirkungen an. Immerhin soll die Fischzucht mit zunächst 5000 Tonnen Lachs jährlich starten. In der Endausbaustufe ist allerdings eine Menge von mehr als 15 000 Tonnen Lachs jährlich vorgesehen. Die Kritiker sahen vor diesem ersten Beschluss deshalb mehr Beratungsbedarf – etwa in Sachen Energieversorgung.
Enormer Wasserbedarf
Kritik an der Anlage kam wegen dessen Größe auf. Der Investor sprach von einem täglichen Wasserbedarf von 650 Kubikmetern und einem Strombedarf von rund 3,8 Megawatt. Durch ein Photovoltaiksystem auf dem Dach will man den Strom, den sie auf dem öffentlichen Netz entziehen, um bis zu 1,5 Megawatt verringern.
Joachim Stein versuchte, mit Vergleichen für eine Vorabexpertise zu werben. „3,8 Megawatt entsprechen derzeit dem Anschlusswert für ganz Malchow ohne Sägewerk Pollmeier. Das heißt, die Stadt muss eine neue Stromversorgung von außerhalb realisieren. Der tägliche Frischwasserbedarf von 650 Kubikmeter in der Anlage entspricht etwa dem Tagesbedarf der 6600 Einwohner in Malchow. Das bedeutet, Malchow benötigt ein neues Wasserwerk“, so Stein. Sein Änderungsantrag mit angeregter Analyse, der Weiterführung des alten Bebauungsplans, um Flächen für Gewerbe zu schaffen und vorab die Auswirkungen einer Lachsfarm aus Sicht der Stadtwerke zu ergründen, fand aber keine Mehrheit.
Arbeitsplätze und Steuereinnahmen
Kommt die umstrittene Lachsfarm, dann würde in Malchow neben dem Edeka-Logistikzentrum eine weitere Millioneninvestition entstehen. Schon ab dem ersten Jahr würden 52 Arbeitsplätze geschaffen und laut FDP-Stadtvertreter Hans-Peter Weiß rund 300 000 Euro Gewerbesteuereinnahmen ins Stadtsäckl fließen. „Wir können nicht mehr warten; wir wollen Malchow weiterbringen“, warb er für Zustimmung, die schließlich die Mehrheit der Stadtvertreter erreichte. Mit elf Für- und sechs Gegenstimmen hoben die meisten Stadtvertreter ihre Hände für den Aufstellungsbeschluss und damit für die potenzielle Möglichkeit, dass die Anlage in Malchow gebaut werden könnte.
Einmalige Chance?
Stadtwerke-Chef Gunthar Teichmann sieht die potenziell gebaute Anlage als Möglichkeit, endlich am bestehenden Strom- und Wassernetz zu arbeiten. „Es wäre eine einmalige Chance, eine 110 KV-Leitung nach Malchow zu bekommen. Dann hätten wir einen guten Standard für Hotels und andere Betriebe, die da vielleicht noch kommen“, so Teichmann.