Treffen

Langjährige Chorleiterin will viele ehemalige Schüler begrüßen

Waren / Lesedauer: 4 min

Über drei Jahrzehnte leitet Karin Günther schon Chöre in Waren. Das sollte mit einem großen Wiedersehen gefeiert werden, was die Pandemie verhinderte. Jetzt wird das nachgeholt.
Veröffentlicht:18.09.2023, 19:28

Von:
  • Ingmar Nehls
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„In mir wuchs der Wunsch, zu sehen, was aus ihnen geworden ist und zu erfahren, welche Rolle das Singen in ihrem Leben gespielt hat oder noch spielt“, sagte Karin Günther vor drei Jahren. Im September 2020 wollte sie ein großes Wiedersehen mit vielen ehemaligen Chorsängern feiern, die sie in 30 Jahren unterrichtet hat. Doch die Veranstaltung fiel aus – wie so viele damals.

"Menschliche Seele braucht es für die Gesundheit"

Besonders für die Chöre brach durch das Coronavirus eine schwere Zeit aus, in der gemeinsames Singen gar nicht oder nur unter erschwerten Bedingungen möglich war. „Mein größter Wunsch war immer, Menschen zum aktiven Musizieren zu begeistern aus tiefster Überzeugung, dass jede menschliche Seele dies für ihre Gesundheit braucht. Und die natürlichste Weise zu musizieren ist das Singen“, sagt Karin Günther.

Ein Zeitungsfoto von 1994. Wer war damals dabei? (Foto: Ingmar Nehls)

Mit manchen Ehemaligen steht sie noch im Kontakt und verfolgt deren Werdegang. Einige haben das Chorsingen auch während des Studiums nicht aufgegeben, manche sind sogar Musiklehrer oder Chorleiter geworden. Ein paar sind mittlerweile an die Müritz zurückgekehrt, Karin Günther unterrichtet nun deren Kinder. Wie es bei anderen weitergegangen ist, möchte sie am 30. September erfahren. Dann findet nämlich das nachgeholte Konzert statt.

Zusammen mit dem Chor Quod Libet aus Waren schaut sie zurück auf 33 Jahre Chorsingen an der Kreismusikschule Müritz und lädt dazu ehemalige Sängerinnen und Sänger ein zu einem Konzert um 15 Uhr und zu einem Fest ab 18 Uhr: Beim Konzert im Warener Kurzentrum werden bekannte und neue Lieder mit Quod Libet erklingen, beim Fest der Begegnung können die Besucher in den Räumen der Musikschule auf andere ehemalige oder aktive Chorsänger treffen.

Wer erkennt sich wieder? Karin Günther möchte beim Chortreffen viele ehemalige Schüler begrüßen. (Foto: ZVG/Repro: Ingmar Nehls)

Freude am Musizieren wecken

Gerade in der heutigen Zeit, wo bei vielen Menschen das Ich immer mehr im Mittelpunkt stehe, sei das miteinander Singen eine wertvolle Erfahrung. „Man muss aufeinander hören, sich selbst zurücknehmen, den anderen helfen und ermutigen. Es ist viel Einfühlungsvermögen gefragt. Die emotionale Kompetenz der Kinder wird verbessert. Es ist wissenschaftlich belegt, dass in Gruppen musizierende Kinder hilfsbereiter und kooperationsfähiger sind“, sagt Karin Günther. Diese Kompetenzen zu fördern sei ihr genauso wichtig, wie die Freude am Musizieren zu wecken.

Besonders die Probenwochenenden werden bei vielen Sängern in Erinnerung geblieben sein. (Foto: ZVG/Repro: Ingmar Nehls)

Gefragt nach besonderen Erlebnissen, nennt sie die Fahrten nach Neerpelt. In dem belgischen Ort findet seit 69 Jahren jährlich das Europäische Musikfestival für die Jugend statt. Jährlich abwechselnd sind Orchester und Chöre aus Europa und der ganzen Welt eingeladen, nicht nur vor anspruchsvollen Jurys zu musizieren, sondern gemeinsam vier Tage lang andere Kulturen in Form von Musik, Gesang und Zusammensein zu entdecken und zu schätzen. 2004 bewarb sich der Jugendchor „Klangfarben“ zum ersten Mal um die Teilnahme an diesem Festival und seitdem zieht es die Müritzer dort immer wieder hin. Durch den Wettbewerb ist auch die Freundschaft mit dem belgischen Chor „Kiliana“ gewachsen.

In Fotoalben hat Karin Günther viele Aufnahmen von Proben, Auftritten und Chorausflügen gesammelt. (Foto: ZVG/Repro: Ingmar Nehls)

Doch Karin Günther begeistert nicht nur Kinder und Jugendliche für das gemeinsame Singen. Sie hat darüber hinaus auch noch Zeit gefunden, sich ehrenamtlich als Chorleiterin zu engagieren. Darum wurde sie im Juni 2021 beim Jahresempfang auf der Freilichtbühne mit dem Richard-Wossidlo-Kulturpreis geehrt. Dies hatten Warens Stadtvertreter einstimmig beschlossen, vorgeschlagen hatte sie der Quod Libet.

„Es ist vor allem die Teilhabe an der schier endlos erscheinenden Energie, mit der Karin Günther die Proben leitet, unser Repertoire erweitert, ihre musikalische Schatzkiste mit uns teilt, es versteht, die versteckten Talente jedes einzelnen freizulegen und daraus einen ganz eigenen, lebendigen, vielfältigen Klang zu zaubern“, schrieben die Sängerinnen und Sänger.

Die Müritzer gemeinsam mit belgischen Sängern beim Musikfestival. (Foto: ZVG/Repro: Ingmar Nehls)

Karin Günther sorgte auch für den Höhepunkt des Empfangs. Kaum hatte sie den Blumenstrauß und die Kunstkeramik überreicht bekommen, griff sie zum Mikro und stimmte zu einem Kanon an. Auch Warens Bürgermeister Norbert Möller (SPD) und der Präsident der Stadtvertretung, Rüdiger Prehn (Die Linke/Grüne) mussten mitsingen – zum Glück hatten sich aber auch einige Sänger des Chores Quod Libet unter das Publikum gemischt.