Festival
Leonies kleine Entchen haben auf der Fusion eine besondere Aufgabe
Lärz / Lesedauer: 3 min

Elke Enders
„Eigentlich sind sie alle nett“, hört man die Einheimischen häufig sagen. Selbst Busfahrer bestätigen, dass es nur selten Sorgen mit ihnen gibt: die Besucher der Fusion. Jene Menschen also, die keine noch so beschwerliche Anreise auslassen, kein Fahrrad unbepackt oder auch zu Fuß mit überfüllten Kofferwägelchen und vollgestopften Rucksäcken die letzten Meter zum Veranstaltungsgelände buckeln. Das zeichnet sie ja auch aus und ist irgendwie die Philosophie des Festivals. Da wird nicht gerempelt, nicht gepöbelt, nicht geprügelt, nicht gestänkert, da sind alle gut drauf.
Neben all den Dancefloors und Installationen gibt es noch Überraschungen
Soweit zur Theorie — und die Praxis? Sieht offenbar ganz genau so aus. Abgesehen von kleinen Ausnahmen, die jede Regel und sicher auch diese bestätigen. Dennoch: Irgendwie scheinen alle vom Zauber und der inhaltlichen Fülle der Fusion so ausgefüllt, dass es gar nicht nötig wird, in Frust und Langeweile zu verfallen. Kreativität, wohin, das Auge schaut, und eine Strahlkraft im wahrsten Sinne des Wortes, wenn die unzähligen Effekte und Leuchtvariationen das ehemalige Militärflugplatzgelände in den namengebenden Kulturkosmos verwandeln.

Und trotzdem gibt es bei all den großen Dancefloors, Installationen und Bühnenbauten, die akribisch vorbereitet wurden, auch ganz klitzekleine Überraschungen, so mittendrin in der Menge, im Getümmel, wenn man gar nicht drauf gefasst ist. Einfach so.
Schon hunderte Menschen glücklich gemacht
Und solch ein Gute–Laune-Überbringer ist Leonie. „Hallo, geht’s Dir gut, hast Du Spaß?“ spricht die junge Frau mit den streng zurückgekämmten Haaren zielgerichtet die unterschiedlichsten Leute an … Und dann kramt sie geheimnisvoll in ihrer Gürteltasche, um ein winziges gelbes Etwas herauszuholen. Der Angesprochene ist so verdutzt, dass Leonie es kaum abwarten kann, ihre fröhliche Botschaft zu überbringen. „Ich schenke Dir … eine Komplimente–Ente“, streckt sie dem Auserwählten ihre Hand entgegen. Und ganz klitzeklein hockt darauf ein Plastikentchen — das dem Beschenkten sofort ein Lächeln ins Gesicht zaubert.
Welch eine wunderschöne verrückte Idee, die sich die aus NRW stammende Festivalbesucherin hat einfallen lassen. Dabei hat sie sich von einer Social Media–Aktion inspirieren lassen, wie sie erzählt. „Einfach mal nett sein“, heißt die Devise. Und sie war inzwischen schon mehrere hundert Male nett, jedes Mal mit Hingabe und großer Wertschätzung für die auserwählten Empfänger. Manches dokumentiert sie mit ihrem Handy, und sie hat einen solchen Spaß daran, wenn es dann auch noch Zufälle gibt: „Da schau mal, der hatte einen Ohrring mit einer Ente dran, jetzt hat er zwei, … und diese hier, die hatte ein Tattoo mit einer Ente, … ja, und das war ein Typ, der schaute so ernst drein, der hat auch eine bekommen.“ Und er war längst nicht der letzte Empfänger.

„Mir macht das soviel Spaß, mich mit den Leuten auszutauschen. Das ist mein Highlight des Jahres“, sagt sie. Im richtigen Leben arbeitet Leonie in einer PR–Agentur. Mit Arbeit habe das alles aber nichts tun, es sei einfach nur ein gutes Gefühl, anderen Leuten etwas Nettes zu sagen — und wo sonst, wenn nicht auf der Fusion?