Restaurierung

Letzter Auftritt der Warener Riesen-Orgel

Waren / Lesedauer: 3 min

Zuhörer und Musiker des Konzerts in der Warener Georgenkirche erleben verschiedene musikalische Welten. Ein besonderes Instrument bekommt dabei einen Abschieds–Auftritt.
Veröffentlicht:15.09.2023, 11:47

Von:
  • Stephan Fischer
Artikel teilen:

Am kommenden Sonnabend findet in der Georgenkirche in Waren ein wahrhaft großes Konzert statt. Der Kantatenchor und die Jugendkantorei haben lange und intensiv darauf hin geprobt. Manches war den Sängerinnen und Sängern bereits bekannt und manchmal sogar vertraut – wobei die Auszüge aus Georg Friedrich Händels „Messias“ in der englischen Fassung nicht jedem gleich mühelos von den Lippen gehen.

Das "Halleluja" darf natürlich nicht fehlen

Anderes, wie das Hauptwerk an diesem Tag, das „Magnificat“ des 1980 im norwegischen Trondheim geborenen Komponisten Kim André Arnesen, war völlig neu. Dennoch ist es den Sängern in der Zeit bis zur Aufführung zum akustischen Begleiter geworden — und wird es vielleicht auch für den einen oder anderen Zuhörer.

Möglich macht dies Arnesens zugänglicher melodischer Stil und die ihm eigene reiche Ausdruckspalette. Dabei verbindet der Norweger immer wieder die eigenen Anklänge an die Musiktradition. So wählt er beispielsweise als Ausgangstonart für sein „Magnificat“ so wie auch Händel in seinem „Messias“ E-Moll. Durch die gregorianisch klingenden Passagen scheint zeitlose göttliche Präsenz hörbar zu werden. Leuchtende, sphärische Klänge machen den Himmel für die Zuhörer und auch die Musizierenden weit auf. So wie es auch in Händels „Halleluja“ geschieht, das bei den Auszügen von Händels Meisterwerk natürlich nicht fehlen darf.

Der „Messias“ von Händel umfasst dabei den Lobgesang der Maria aus dem Lukasevangelium, das „Magnificat“. Arnesen hat dieses bereits vielfach gefeierte Werk als ein „musikalisches Gebet“ für die Kranken und Armen komponiert — und auch als ein Lied der Hoffnung für alle, die in Bedrängnis sind, wie er es selbst formuliert. Die Musik fühlt sich in das hinein, was eine arme junge Frau gefühlt haben muss, als sie vom Erzengel Gabriel die Nachricht erhält, dass sie den Sohn Gottes gebären wird: Staunen, Dankbarkeit, Freude und Hoffnung. Sie, die scheinbar Unbedeutende, erfährt sich nun als Gesehene und auch Bedeutungsvolle.

Sänger sind in mehreren Sprachen zu hören

Begleitet werden die Jugendkantorei, der Kantatenchor und die Solistin Felicia Frenzel vom Kantatenorchester St. Georgen. Die Sängerinnen und Sänger werden dabei in verschiedenen Sprachen zu hören sein. Neben Englisch und Latein wird der Text des „Magnifcat“ auch in Deutsch zu hören sein – und zwar in der Fassung von Alan Wilson. Die Jugendkantorei wird das Konzert mit der traditionellen jüdischen Weise „Hine mah tov“ – und damit auf Hebräisch – eröffnen. Das Orchester ist besetzt mit Musikerinnen und Musikern aus Schwerin, Rostock, Dresden, die immer wieder gern die Konzerte in der Georgenkirche mitgestalten.

Auch sie durchschreiten im Konzert verschiedene musikalische Welten. So beschreibt Kirchenmusikdirektorin Christiane Drese, die das Konzert leiten wird, den großen musikalischen Bogen des Nachmittags: Während die Musiker und Musikerinnen in Händels „Messias“ den barocken Orchesterklang mit Oboe, Streicher, Fagott, Cembalo, Truhenorgel und Pauken präsentieren, „fließt in Arnesens ,Magnificat‘ alles in einen vollen Streichersound mit Orgelbasis und Klavierglanz“. Und auch die große Lütkemüller–Orgel von 1856 bekommt vor ihrer bevorstehenden Restaurierung einen Abschieds–Auftritt. Zum letzten Mal vor ihrer Sanierung wird sie dann einen Tag später beim „Orgel–Abschied“ erklingen.


Konzertbeginn in der Georgenkirche ist um 17 Uhr. Der Eintritt ist frei. Es wird um Spenden zur Deckung der Konzertkosten gebeten.