Millionenprojekt

Malchow sagt ja zu Mega-Lachsfarm

Malchow / Lesedauer: 3 min

Eine Lachsfarm könnte für Malchow eine große Chance bedeuten. Gutachten entkräfteten zum Teil Befürchtungen, so fiel im Stadtparlament nun eine wichtige Entscheidung.
Veröffentlicht:07.04.2022, 20:56
Aktualisiert:07.04.2022, 21:03

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Malchow könnte demnächst ganz im Zeichen vom Lachs stehen. Die Inselstadtpolitiker hoben Donnerstagabend mehrheitlich mit zwölf Ja-Stimmen ihre Hände für die weitere Planung einer Lachsfarm. Joachim Stein und Monika Göpper (Grünen-Stadtvertreter) und Ramona Stein (fraktionslos) stimmten wegen Bedenken zu Umweltverträglichkeit und finanzieller Leistungsfähigkeit des Vorhabenträgers dagegen. „Ich werde zustimmen. Die Fischzucht ist nicht nur eine Chance für Malchow, sondern auch für die Weltmeere”, sagte CDU-Vertreterin Birgit Hannemann mit Blick auf die umstrittene Lachsproduktion in Seegehegen.

Befürchtungen zur Wasserversorgung entkräftet

Mit ihrer Entscheidung schreiben die Politiker der Inselstadt ein Stück Geschichte, denn mit der geplanten Ansiedlung einer 35.000 Quadratmeter großen Halle zur Aufzucht und Schlachtung von Atlantischem Lachs könnte eines der größten Vorhaben in der gesamten Stadtgeschichte umgesetzt werden. Das geplante Investitionsvolumen für den Bau liegt laut Planer Frank Wiegandt bei etwa 100 Millionen Euro. Mindestens 55 Arbeitsplätze sollen durch die jährliche Produktion von 5000 Tonnen Lachs generiert werden, sagte Planer Wiegandt auf einer Infoveranstaltung, die einen Tag zuvor mit knapp 30 Anwesenden vor der wegweisenden Stadtvertretersitzung stattfand.

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Stadtwerke-Chef Robert Kersting konnte mit den Ergebnissen eines hydrologischen Gutachtens teilweise Befürchtungen einiger Inselstädter entkräften, Malchow hätte Probleme, den Wasserbedarf der geplanten Fischzucht zu decken. Skeptiker sahen zuletzt auch den Umgang mit den Abwässern kritisch. Kersting konnte Ängste mit konkreten Zahlen nehmen. Tagtäglich stünden der Inselstadt etwa 18.000 Kubikmeter Grundwasser zur Verfügung. „Derzeit braucht die Stadt etwa 2100 Kubikmeter Wasser täglich”, erklärte der Stadtwerke-Chef, mit Nutzung von weiteren industriellen und privaten Abnehmern liege der Wasserbedarf bei geschätzten 2500 Kubikmetern täglich.

Stromversorgung könnte ein Problem werden

Kommt die Lachszucht mit einer 5000-Tonnen-Produktion, würde die Anlage täglich 650 Kubikmeter Wasser benötigen. Das Resümée Kerstings daher: „Es besteht kein Zweifel, dass genug Grundwasser da ist. Die Ansiedlung ist mehr Chance als Risiko”. Auch bei den Abwässern nahm Kersting Kritikern Wind aus den Segeln. Zumindest für die erste Ausbaustufe, für die nun weitere Planungen anlaufen. Der brandenburgische Investor Patrick von Hertzberg sprach bei der Projektvorstellung im Vorjahr davon, in einer zweiten Ausbaustufe jährlich bis zu 10.000 Tonnen und in der dritten Stufe bis zu 15.000 Tonnen Lachs in Malchow produzieren zu wollen.

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Heikel sei dagegen die Stromversorgung, und das schon in der ersten Ausbaustufe. Laut Planer benötigte die Anlage zwischen 3 und 3,4 Megawatt Strom. Über Photovoltaik soll die Anschlussleistung um 1,4 bis 1,8 Megawatt gemindert werden, sagte der Planer. In etwa vier Jahren komme Malchow in Sachen ohnehin Strom an sein Limit, so Kersting. Eine Leistungserweiterung unter finanzieller Beteiligung des Investors wäre mit der Lachsfarm möglich. Wie hoch die Beteiligung in Euro ausfällt, sagte Wiegandt mit Verweis auf fehlende fixe Investitionsplanungen nicht.

Investor trägt komplette Kosten für Planung

Auf der Infoveranstaltung bestärkte zuletzt Stephan Kunkel von der Wirtschaftsförderung des Kreises die Großinvestition als zukunftsweisende Chance; nicht nur für Malchow, sondern auch für den gesamten Kreis.

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Mit ihrem Segen machten die Inselstadtpolitiker nun aber „lediglich” den Weg frei für weitere Planungen und Überprüfungen durch Träger öffentlicher Belange. Ein wichtiger Baustein in diesem Zusammenhang ist der städtebauliche Vertrag zwischen der Vorhabenträgerin, der Malchower Aquakultur GmbH & Co KG (MAK), mit der Stadt Malchow. Darin wurde unter anderem beschlossen, dass die Kosten für die Planung vollständig durch die MAK übernommen werden.