Volksfest
Müritzfest verkommt zum teuren Ladenhüter
Waren / Lesedauer: 3 min

Ingmar Nehls
Von Warener für Warener? Ob das Motto des Müritzfestes das hält, was es verspricht, ist schon länger fraglich. Darum haben Warens Stadtpolitiker auch angeregt, die Organisation und Ausrichtung des Festes ab 2025 langfristig auf neue Füße zu stellen. 2024 soll wiederum ein Übergangsjahr sein, „um ausreichend Zeit zu erhalten, fachlich und inhaltliche Grundlagen zu schaffen“, wie es von der Verwaltung heißt. Dafür will man eine Arbeitsgruppe einrichten. Doch die hat sich bisher noch nicht getroffen.
Feldberger Wirt ist im Rennen
Damit im kommenden Jahr die Stadtparty aber nicht ins Wasser fällt, wurde die einmalige Ausrichtung des Müritzfestes ausgeschrieben. Nachdem bei der ersten Ausschreibung kein Angebot einging, verbesserte die Stadt im August die Konditionen, sodass zwei Angebote eingingen, von denen aber nur ein Bewerber das zwingend zu erbringende Sicherheitskonzept einreichte. Nach Informationen des Nordkurier wird wohl der Feldberger Festwirt Thomas Pfitzner den Zuschlag bekommen.
Pfitzner hatte sich im Juni 2020 knapp gegen zwei anderer Bewerber durchgesetzt und den Zuschlag für drei Jahre bekommen. Aufgrund der Corona-Pandemie gab es allerdings 2021 kein Müritzfest. Nach zwei Festen lief der Vertrag mit Pfitzner jetzt aus. Der kann sich über die Zugabe freuen, denn die Stadt zahlt nun 40.000 Euro Zuschuss statt 25.000 Euro für das gleiche Paket.

Schon bei der Erhöhung auf 25.000 Euro gab es Diskussionen. Neben dem reinen Zuschuss werden von der Verwaltung geldwerte Leistungen wie die kostenlose Bereitstellung der Veranstaltungsflächen, Grünflächen, Parkflächen, Werbeflächen und Leistungen des Stadtbauhofs erbracht. Dieses Paket ist auch noch einmal etwa 57.000 Euro wert. Schon die 25. 000 Euro in den Jahren 2023 und 2022 waren ein Ergebnis schlechten Verhandlungsgeschicks aus der Vergangenheit. Denn nachdem der Kulturausschuss 2019 entschieden hatte, den Vertrag mit den alten Veranstaltern, der Müritzevent GbR, kurz vor dem Fest nicht automatisch zu verlängern, folgte die Kündigung durch Jürgen Brand und Klaus Weißenberg. Als dann Zeitdruck bei der Suche nach einem Veranstalter für das Fest 2020 aufkam, flatterte plötzlich ein Angebot der Müritzevent GbR ins Haus, das Fest noch einmal in gleicher Qualität zu organisieren, allerdings für 25 000 Euro statt wie zuvor für 10 000 Euro. Zwar gab es 2020 kein Fest, der Preis blieb aber auf dem neuen Niveau.
2024 wird es also ein Müritzfest geben, das viermal teurer ist als noch 2019. Die Vorsitzende des Kulturausschusses, Christine Bülow (SPD), zeigt sich zuversichtlich, dass Waren das hinbekommt, was andere Städte wie Malchow und Röbel mit ihren Festen vormachen. „Waren kann das. Wir haben viele Kulturakteure, die man für die gemeinsame Sache an einen Tisch bringen muss“, sagt Christine Bülow. Die SPD-Fraktionsvorsitzende hat selbst in der Kulturabteilung der Stadtverwaltung gearbeitet und das große Stadtjubiläum organisiert. Darum weiß sie auch, dass am Ende einer den Hut aufhaben muss. Ob das jemand aus der Stadtverwaltung, der Kur- und Tourismus GmbH oder vielleicht auch der Innenstadtverein sein sollte, ließ Christine Bülow offen. „Ich will der Diskussion nicht vorgreifen“, sagte sie dem Nordkurier.