Schilderstreit

Ortsschild up Platt nun Fall für die Uni Rostock

Waren / Lesedauer: 3 min

Heilbad oder Platt? Was soll unter das Warener Ortseingangsschild? Bürgermeister Möller hat einen Vorschlag und räumt Fehler ein. 
Veröffentlicht:08.05.2023, 13:22

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Wir können dat maken, waren sich die Warener einig. Fast einstimmig wurde der Vorschlag der Fraktion Die Linke/Bündnis 90–Die Grünen angenommen, in Waren an den Ortseingangsschildern ein Schild auf Plattdeutsch zu montieren. Mit „Woren an de Müritz“ sollen die Gäste des Heilbads schon bald begrüßt werden. 

Platz bereits besetzt

Doch dabei gibt es ein Problem, denn der Platz unter dem Schild ist bereits besetzt mit einem weißen Schild mit der Aufschrift „Staatlich anerkanntes Heilbad“. Waren muss sich nun entscheiden, ob das Heilbad–Schild bleibt oder das plattdeutsche Schild den Platz einnehmen soll.
„Wir tendieren dazu, den Vorschlag der Stadtvertretung umzusetzen und das plattdeutsche Schild anzubringen“, sagte Warens Bürgermeister Norbert Möller (SPD) jetzt bei der Sitzung im Hauptausschuss. Dort räumte er auch selbstkritisch ein, dass man die Kommunalpolitiker über diesen Konflikt bereits bei der Stadtvertretersitzung hätte informieren müssen, als der Beschluss gefasst wurde. Die ahnten nämlich nicht, dass sie mit dem plattdeutschen Schild das Heilbad–Schild verdrängen würden. 

Noch ein Schild?

Norbert Möller könnte sich vorstellen, dass statt unter dem Ortseingangsschild auf einem Begrüßungsschild ein paar Meter weiter versetzt in Richtung Ort auf Waren als Heilbad hingewiesen wird. Solche Begrüßungsschilder gibt es seit 2005 auch in Neustrelitz. Die Neustrelitzer stehen als staatlich anerkannter Erholungsort mit entsprechendem Zusatzschild vor dem gleichen Problem, denn die Strelitzer wollen ihre Gäste auch mit „Niegenstrelitz“ begrüßen und darum hatte die Stadtverwaltung beim Landesamt für Straßenbau und Verkehr nachgefragt, ob weitere Zusatzschilder unterm gelben Ortsschild erlaubt sind. Sind sie jedoch nicht. Es dürfe nur eine Zusatzinfo an den Ortstafeln angebracht werden, hieß es von der Landesbehörde. 

Wissenschaftler prüfen

Doch bevor die Warener neue Schilder drucken und alte abschrauben, hat die Universität Rostock noch ihre Finger im Spiel. Wissenschaftler vom Institut für Germanistik prüfen noch die richtige Schreibweise, wie Möller erklärte. Heiko Seifert, Fraktionsvorsitzender der Linke/Grünen hatte sich bei der IG Richard Wossidlo erkundigt und von den Sprachexperten die Information bekommen, dass „Woren an de Müritz“ eine gebräuchliche Bezeichnung gewesen sei. Dass man auch nur etwas auf das Schild schreibt, was auch tatsächlich so von den Einheimischen gesagt wurde, war einigen Politikern wichtig.

„Sie sind ein Stück Identität“

In Mecklenburg–Vorpommern können Kommunen seit März 2021 amtliche weiße Schilder mit plattdeutschen Ortsnamen haben. Als erstes Dorf hatte im Juni 2022 der Ort Breest (Mecklenburgische Seenplatte) Orts–Zusatzschilder mit dem Namen „Breist“ angebracht. Mit den Bezeichnungen solle die für die Region charakteristische plattdeutsche Sprache wieder stärker öffentlich sichtbar gemacht und der Erhalt der einheimischen Mundart gefördert werden, hieß es in der Begründung der Fraktion Die Linke/Bündnis 90–Die Grünen. „Die optische Präsenz niederdeutscher Ortsnamen am Ortseingang ist eine anerkannte Möglichkeit der Sprachförderung. Sogar bei jungen Menschen ist ein Trend zum Platt zu erkennen. Sie fragen sich, warum sie die Sprache der Eltern und Großeltern nicht mehr können. Es könnte auch bei ihnen das Bewusstsein für die eigene traditionelle Sprache noch stärker geweckt werden. Die plattdeutschen Ortsnamen tragen deutlich zur Verbundenheit der Menschen mit ihrer Region bei. Sie sind ein Stück Identität“, sagte der Fraktionsvorsitzende Heiko Seifert.
Ein Schild kostet etwa 85 Euro. Nachdem in Neubrandenburg aber gleich am ersten Tag zwei der insgesamt 18 „Niegenbramborg“-Schilder an den Ortseingängen Tannenkrug und Bargensdorf gestohlen wurden, rechnen die Warener damit, dass der Start etwas kostenaufwendiger werden könnte.