Jubiläum
Penzliner Original Kurt Köhn feiert 90. Geburtstag
Penzlin / Lesedauer: 4 min

Nadine Schuldt
„Wer Klavier spielen kann, der kann auch einen Chor leiten.“ Dieser Standpunkt des Schulleiters der einstigen Penzliner Johann-Heinrich-Voß-Schule Fritz Dabels ist der Grund, warum Kurt Köhn einer der langjährigsten und auch umtriebigsten Chorleiter in der Penzliner Stadtgeschichte wurde. Am Dienstag feiert der Punschendörper seinen 90. Geburtstag und kann auf ein großes musikalisches Lebenswerk zurückblicken.
Dabei genoss der Penzliner, der immer noch in seinem Geburtshaus in der Bahnhofstraße 1 lebt, als Jugendlicher gerade mal vier Jahre Klavierunterrichtet. In den letzten Kriegsjahren sowie nach dem Krieg war an diese musischen Stunden nicht mehr zu denken. Nach dem Krieg schlägt er sich mit Gelegenheitsjobs durch: Mal ist er Erntehelfer, dann hilft er in der Gastwirtschaft seiner Mutter mit und arbeitet sogar bei der Volkspolizei, stellt dort Ausweise aus. „1950 habe ich mich als Lehrer im Kreis Waren beworben und wurde angenommen“, erzählt Köhn.
Schuldirektor: „Dat ward wat”
Nachdem er ein Jahr im Lehrerinstitut ausgebildet worden war, ging es 1951 zurück nach Penzlin an die Voß-Schule. Und dort musste er sofort einen Chor von Fünft- und Sechstklässlern leiten. „Der Raum war proppevoll mit Schülern“, erinnert sich der Jubilar. Auch der Schuldirektor schaute sich an, wie der Junglehrer seine Aufgabe meisterte. Anscheinend sehr gut: „Nach der Stunde hatte er nur gesagt ‚Dat ward wat.‘“
1952 besteht er dann seine Lehrerprüfung und unterrichtete seitdem Musik und Sport an der Voß-Schule. Eines Tages wird er in der Gastwirtschaft seiner Mutter von einem Mitglied des Penzliner Männerchores angesprochen, ob er nicht Lust hätte, mitzusingen. Köhn willigte ein und war seitdem dabei. Nur zwei Jahre später zieht sich der damalige Chorleiter aus Altersgründen zurück und Köhn wird gefragt, ob er die Leitung übernehmen will. Und er will.
1977 gründete Köhn auch einen Frauenchor
Während seiner 50-jährigen Ägide ist der Chor bei zahlreichen Dorf- und Stadtfesten im damaligen Bezirk Neubrandenburg dabei. Nach wenigen Jahren hoben sie die Karnevalsfeiern in Penzlin aus der Taufe. Neben ihren Volksliedern schmetterten sie dort auch Shantys. Weil das von Jahr zu Jahr immer besser ankam, entwickelte sich daraus 1983 schließlich der Shantychor. Der wiederum von Kurt Köhn geleitet wurde. In seinen Augen hätten die Menschen damals oft von ganz alleine bei der musikalischen Entwicklung der Zeit mitgemacht. „Im Fernsehen gab es ‚Alle singen mit‘“, erinnert sich Köhn an die TV-Sendung. Das wurde dann auch in Penzlin umgesetzt. Soll heißen: Es gab extra Veranstaltungen, bei denen die Bürger in Lieder des Männerchores eingestimmt haben. „Das waren Nachmittage mit tausenden von Leuten.“
1977 gründete er auch einen Frauenchor. Auch mit ihnen trat er häufig auf. So traten sie zusammen mit dem Penzliner Männerchor sowie dem Gemischten Chor Groß Plasten mehrere Jahre hintereinander mehrmals in der Saison im Müritzhotel Klink für die Urlauber auf. „Damals fiel kaum jemand aus, alles standen zu dem Chor“, erinnert sich Köhn, der einst Vater von drei Kindern war.
Auftritte in Fernsehen und Palast der Republik
Zurück zum Männerchor: Unter der Leitung von Kurt Köhn ist er in der ganzen DDR, beispielsweise bei den beliebten Chortreffen, unterwegs. In den 1980er Jahren treten die Sänger sogar in der beliebten Sendung „Klock acht achtern Strom“ auf.
Und noch etwas Besonderes passierte: 1988 filmte der WDR zur 725-Jahrfeier von Penzlin ein Porträt über den Chor. Und ein weiteres spezielles Erlebnis folgte. „Im November ’89, als die Mauer schon gefallen war, hatten wir noch einen Auftritt im Palast der Republik“, erinnert sich Köhn. Eine heikle Sache war das, weil die politisch Verantwortlichen im Kreis befürchteten, dass die Chorsänger gleich drüben blieben würde. Doch Köhn beruhigte sie. „Ich bringe sie alle wieder mit zurück“, versicherte er und hielt sein Wort. Die Sangesbrüder hielten dem Chor auch in den 1990er Jahren und danach die Treue – vor und nach der Wende waren stets zwischen 30 und 40 Mitglieder im Chor. Und mit denen absolvierte Köhn auch Reisen zu großen Anlässen, war mit ihnen unter anderem bei der Expo.
2004 gibt Kurt Köhn nach 50 Jahren den Posten des Chorleiters ab. Über 2500 Auftritte hatte er da mit allen Chören absolviert. „Die Musik im Allgemeinen und der Chorgesang im Speziellen hat für mich immer ein überaus wichtige Rolle in meinen Leben gespielt“, sagt Kurt Köhn.