Reichen Strom und Wasser für eine Lachsfarm?
Malchow / Lesedauer: 3 min

Die Inselstadt braucht ein neues Wasserwerk. So lautet zumindest die These von Grünen-Chef Joachim Stein für den Fall, dass die geplante Fischfabrik für Altlantischen Lachs tatsächlich in Malchow angesiedelt wird. Stadtwerke-Chef Gunthar Teichmann möchte diese Behauptung allerdings so nicht stehen lassen.
Was ist überhaupt möglich?
„Ich glaube nicht, dass wir ein neues Wasserwerk benötigen“, so Teichmann. Um sicher zu gehen, haben die Stadtwerke inzwischen mit Energieversorger Edis und Investor Patrick von Hertzberg gesprochen. „Es geht darum, welche Leistungszuwächse für Malchow überhaupt möglich sind“, so Teichmann auf Nordkurier-Nachfrage.
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Bereits in den letzten politischen Gremien machte der Stadtwerke-Chef keinen Hehl daraus, dass sich die Inselstadt in der jetzigen Situation keine Lachsfarm leisten könnte, die einen Tagesbedarf von 650 Kubikmeter Wasser und eine Stromleistung von 3,8 Megawatt erfordert. Die Stromleitung würde nicht ausreichen – selbst wenn der Investor versuchen würde, den Anschlusswert beim Strom durch eine Solaranlage auf dem Dach um bis zu 1,5 Megawatt zu verringern.
Bei der sogenannten Wasserfassung, also den Standorten, aus denen Malchow Trinkwasser fördert, müssten auch noch Untersuchungen stattfinden. Derzeit gewinne Malchow aus sechs Brunnen Wasser, um den Bedarf seiner Bewohner abzudecken. Die derzeitige Fördermenge würde den Bedarf der Lachsfarm aber nicht decken. „Die sechs Brunnen könnten den Bedarf vielleicht abdecken. Dazu müssten wir aber mehr fördern, wofür wir eine wasserrechtliche Genehmigung benötigen“, so Teichmann.
Vielleicht werden zwei oder drei neue Brunnen gebohrt
Der Brandenburger Investor möchte in 23 Becken auf mehr als 35.000 Quadratmetern Lachse züchten. In der ersten Ausbaustufe sollen jährlich 5.000 Tonnen produziert werden; in der dritten und letzten 15.000 Tonnen. Nachdem die Stadtvertreter dem Investor ein erstes grünes Licht für den Bau der Lachsfarm gegeben haben, werden nun verschiedene Möglichkeiten diskutiert.
Zu denen gehört neben der Erhöhung der geförderten Wassermengen aus den bestehenden Brunnen auch das Bohren von zwei oder drei weiteren Brunnen mit einer geschätzten Tiefe von 100 Metern. Um die Alternativen zu überprüfen, sind Vorplanungen notwendig, so Teichmann. Die könnten laut des Stadtwerke-Chefs um die 20.000 Euro verschlingen.
Vereinzelte Befürchtungen der rund 6.600 Einwohner Malchows, dass es mit einem höheren Energieumsatz zu höheren Energiepreisen für den Endverbraucher kommt, wusste Teichmann abzuwiegeln. Investitionen ins Energienetz, die eigens für den Fischfarm-Investor zum Betrieb der Zucht getätigt werden müssten, sollten letztlich nicht auf dem Rücken der Endverbraucher ausgetragen werden. Hier greife das Verursacherprinzip. Dazu würde zu gegebener Zeit ein sogenannter Erschließungsvertrag geschlossen. Der besagt, dass der Investor die Erschließungsanlagen selbst herzustellen und die Kosten selbst zu tragen habe.
Stadtwerke-Chef sieht Fabrik als große Chance
Eine Zeitschiene, bis wann Malchow die potenziell benötigte Leistung für die Fischzucht aufbringen könnte, gibt es nicht. Mit Vorplanungen könnte die Umsetzung aber Jahre in Anspruch nehmen. Allein für die Trasse vom Röbeler Umspannwerk nach Malchow, um die Leistung zu erhöhen, sei es von Landeignern und deren Willen abhängig, ob Stromtrassen durch ihr Gelände gelegt werden dürfen oder Eigentümer sich dagegen stemmen.
Trotz aller möglichen Hindernisse sieht Gunthar Teichmann die potenzielle Lachsfarm als „riesengroße Chance für Malchow, damit die Stadt bei der Leistung einen Quantensprung macht“. So könnte sich Malchow auch für neue Gewerbe öffnen, etwa künftigen Hotels. Und nicht zuletzt muss in Malchow auch noch die Landesschule für Brand- und Katastrophenschutz mit Energie versorgt werden.
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