Machtwechsel im Rathaus

Röbel erlebt oscarreifen Wahlabend

Röbel / Lesedauer: 3 min

Matthias Radtke ist Röbels neuer Bürgermeister. Der Generationswechsel ist eine kleine Sensation.
Veröffentlicht:13.03.2023, 07:35

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Alles war angerichtet für die Party im Hotel am Markt. Gleich gegenüber vom Röbeler Rathaus, in dem Andreas Sprick (CDU) seit seiner Wahl vor sieben Jahren die Geschicke der bunten Stadt am kleinen Meer geleitet hat, wollte der CDU–Kandidat mit Freunden, Familie und Unterstützern auf die nächste Amtszeit anstoßen. Doch nachdem die Stimmen ausgezählt waren, herrschte Schockstarre bei den Christdemokraten. Dass der 63–jährige Amtsinhaber nicht als Wahlsieger aus dem Duell hervorgehen könnte, hatte hier niemand auf dem Zettel.

Auch Andreas Sprick selbst musste sich sammeln und nach den richtigen Worten suchen. „Ich sehe das nicht als Niederlage und bin sehr stolz auf das, was wir in den sieben Jahren geschafft haben. Natürlich bin ich überrascht und enttäuscht, denn sehr gerne hätte ich die angefangenen Projekte weiterbegleiten wollen“, sagte Sprick. 

Am 4. Juli ist sein letzter Arbeitstag im Rathaus. Seinem Nachfolger wünscht er ein glückliches Händchen. Vielleicht sei ihm sein Pragmatismus und seine Ehrlichkeit auf die Füße gefallen. Auch dass er offen erklärt hatte, keine volle Amtszeit leisten zu können, sei vielleicht ein Faktor gewesen. Ob Andreas Sprick in der Kommunalwahl im kommenden Jahr auf dem Wahlzettel stehen wird, ließ er offen. „Das ist jetzt zu früh. In Malchow sieht man, dass es nicht gut ist, wenn der ehemalige Bürgermeister in der Tagespolitik mitmacht“, sagte Sprick.

Sein Vorgänger, Heiner Müller, feierte nur ein paar hundert Meter weiter im Haus von Martin Rodi. Dort am Küchentisch hatten die beiden Freunde Martin Rodi und Matthias Radtke 186 Tage zuvor am Küchentisch die Kandidatur besprochen. Dass die Reise mit einem Wahlsieg endet, hatten sie gehofft, aber nicht wirklich fest geplant. Junge und alte Röbeler saßen dicht gedrängt wie bei einer Studentenparty im Wohnzimmer und der Küche. Die Stimmung war so ausgelassen, dass Gratulanten mehrfach klingeln konnten. Sie wurden nicht gehört. 

„Ich bin total überrascht, hoch erfreut und glaube, dass es eine große Chance für Röbel ist, junge Leute an das Ruder zu lassen“, sagte Heiner Müller. Das Ergebnis sei kein Frust auf den bisherigen Amtsinhaber, sondern die große Faszination, dass ein junger Mensch für dieses Amt bereitstehe und andere junge Leute dabei mitnehmen könnte.

Auch Röbels Stadtpräsident, Hans–Dieter Richter, fand an diesem Abend große Worte für die politische Zeitenwende. Er hätte sich schon über 30 Prozent für den jungen Kandidaten, der von der SPD unterstützt wurde, gefreut. „Dass die frische Sicht auf die Dinge so viel Gewicht haben könnte, hatte ich Röbel nicht zugetraut. Das ist unsere Zukunft, die wir mit Freude und Respekt gestalten wollen und dabei Unterstützung leisten werden“, versprach Hans–Dieter Richter.

Auch der direkt gewählte Bundestagsabgeordnete, Johannes Arlt (SPD) gehörte zu den ersten Gratulanten und Partygästen. Arlt hatte den Kandidaten unterstützt und ihn in Röbel begleitet. „Ich habe so eine positive Stimmung für den Kandidaten und solche öffentlichen Bekenntnisse noch nie erlebt“, sagte Arlt.