Verfallenes Schloss in Mallin

Sanierungs-Plan mit Bockwurst platzt

Mallin / Lesedauer: 3 min

Einwohnern wird angst und bange, wenn es um das Herrenhaus in Mallin geht. Obwohl beim Betreten des verfallenen Gebäudes sogar Lebensgefahr droht, hat sich der Kaufpreis schon mehr als vervierfacht.
Veröffentlicht:12.02.2014, 19:47
Artikel teilen:

Freunde werden Mallins ehemaliger Bürgermeister Robert Ernst und der Schlossbesitzer Heinz Müller in diesem Leben nicht mehr. Der Landwirt hegt eine tiefe Abneigung gegen den Immobilienhändler und Wohnungsverwalter aus Berlin. Dabei gehört dem Hauptstädter das attraktivste Grundstück im Dorf und das mit Abstand bekannteste Gebäude Mallins. „Aber außer vielen Versprechungen hat der Besitzer des Schlosses bislang noch nichts vorweisen können“, so das Urteil des Malliners.

Dabei hätte das Herrenhaus, das ein Baron von Hauff 1870/71 errichten ließ, wahrlich besseres verdient. Manfred Achtenhagen aus Ludorf, der Sprecher des Vereines Schlösser und Herrenhäuser im Land, winkt ab. Immer sei es das selbe: „Da kauft jemand so ein Haus, hat kein vernünftiges Nutzungskonzept und die Sanierungskosten unterschätzt. Das Ende vom Lied: Die Häuser verfallen immer weiter.“ Dann strebe der Besitzer den Verkauf an, aber zu „absolut utopischen Preisen, die niemand zahlen will“.

Wertverdoppelung in knapp zehn Jahren

Das Haus habe früher der Gemeinde gehört, nach der Wende verkauften die Malliner es an eine Steuerberatungsgesellschaft. „Für insgesamt 60 000 D-Mark. Das Haus ging für eine Mark über den Tisch und für den sechs Hektar großen Park flossen 59 999 D-Mark“, erinnert sich Robert Ernst. Und weil die Steuerberater mit dem Schloss auch nichts anderes zu tun wussten, verkauften die es um die Jahrtausendwende weiter. Für  60 000 Euro. Profit: rund 100 Prozent.

Der Käufer war Heinz Müller aus Berlin. „Das letzte Mal habe ich 2009 mit ihm gesprochen“, erzählt Robert Ernst. Viele Pläne  habe der Neue gehabt, der eine windiger als der andere. „Das beste war, im Park einen Kletterwald einzurichten“, lächelt Robert Ernst grimmig, „vorn im Schloss sollten dann Bockwurst und Kaffee verkauft und aus dem Erlös die Kosten für die Schloss-Sanierung beglichen werden“. Der Plan platzte.

Am Schloss und am Telefon herrscht Stille

2007 mühten sich Arbeiter einige Wochen auf dem Gelände ab. Seither herrsche Ruhe, so Robert Ernst. Auch bei der Nordkurier-Nachfrage nimmt niemand das Telefon in Berlin ab. Doch obwohl der Zustand des Schlosses von Tag zu Tag miserablere Züge annimmt, hat sich der Wert des Hauses  gesteigert. Auf der Internetseite des Berliner Wohnungsverwalters steht das Schloss zum Verkauf. Aber nicht mehr für 60 000 Euro wie früher, sondern für sage und schreibe 280 000 Euro. Fast viereinhalb Mal soviel.