Ärger
Schulbusse in der Seenplatte sind übervoll – Kreis bietet keine Lösung
Userin / Lesedauer: 3 min

Robin Peters
Rappelvolle Busse auf dem Weg in die größeren Städte in den Morgenstunden sind in der Mecklenburgischen Seenplatte ein altbekanntes Ärgernis. Und durch die vielen schulpflichtigen Flüchtlinge, die in den vergangenen Wochen im Landkreis angekommen sind, haben sich die Probleme offensichtlich potenziert. Wie Manuela Lüdke aus Userin dem Nordkurier berichtete, ist die Situation auf dem Schulweg ihrer Kinder nach Neustrelitz besonders prekär. „Durch die absolut zu begrüßende Unterbringung von Kriegsflüchtlingen im Camp Carolinum in Babke hat sich die Situation insbesondere morgens in den ohnehin schon völlig überfüllten Schulbussen noch verschärft.“ Noch mehr Kinder müssten während der Fahrt stehen. Haltegriffe gebe es wenige, seien zum Teil kaputt. Deshalb könnten sich die Kinder mitunter nicht einmal festhalten.
Das trübe letztlich auch die Stimmung bei der so wichtigen Begegnung zwischen ukrainischen Kindern und Schülern der Region. „Obwohl wir es als sehr positiv empfinden, dass die Kinder aus der Ukraine den Schülerverkehr nutzen können, um ihnen auch Möglichkeiten der Integration und Kontaktaufnahme außerhalb des bloßen Schulunterrichts zu eröffnen, führt die Überfüllung der Busse nicht zuletzt auch zu Konflikten zwischen den Kindern und dazu, dass Eltern ihre Kinder mit dem Auto zur Schule fahren.“ Das erhöhe wiederum das Verkehrsaufkommen vor den Schulen, das schon mehrfach kritisch angemerkt wurde.
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Kreis will erst mal nichts unternehmen
In der für den Busverkehr zuständigen Kreisverwaltung sieht man dennoch keinen akuten Handlungsbedarf. Wie Kreissprecher Nils Henke dem Nordkurier auf Anfrage mitteilte, entspanne sich die Situation auf der Strecke nach Neustrelitz durch das Leerziehen des Camps Carolinum in Babke. Der Auszug der 22 Flüchtlinge wirke sich erleichternd auf die Fahrgastzahlen aus. „Daher sind zum jetzigen Zeitpunkt keine weiteren Busse geplant“, so Henke. Zumindest will man das Fahrgastaufkommen im Auge behalten: „Wir werden die Situation aber weiter beobachten.“
Dabei hatte sich die MVVG laut einem Schreiben, das dem Nordkurier vorliegt, bereits in der Vorwoche erkundigt, ob die Verwaltung die Kosten für einen zusätzlichen Bus übernimmt. Der Verkehrsbetrieb sei den Ausführungen zufolge überhaupt nicht über die Unterbringung von Flüchtlingen im Camp Carolinum und die Busnutzung informiert worden.
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Bürgermeister: „Man muss reagieren!“
Userins Bürgermeister Axel Malonek richtete unlängst ein Hilfegesuch an die Behörden, nachdem sich Eltern, Gemeindevertreter und sogar Schüler an ihn gewandt hatten. Der Bus sei schon in Userin so voll, dass Schüler nicht mehr einsteigen mögen. Die Situation sei seit Längerem unhaltbar. Malonek hält es vor dem Hintergrund der Verkehrssicherheit für befremdlich, dass es offenbar keinen Anspruch auf einen Sitzplatz gebe. Im nächsten Schuljahr sei mit neun neuen jungen Fahrgästen allein aus seiner Gemeinde zu rechnen. Der Bus werde also voraussichtlich ähnlich voll, wie zuletzt mit den Kindern aus der Ukraine. „Es ist doch egal, ob es um Geflüchtete oder andere Kinder geht. Man muss reagieren!“
Die Strecke nach Neustrelitz ist jedoch nicht die einzige, auf der es mitunter eng in den Bussen wird. Nach Kenntnis der Kreisverwaltung kommt es ebenso zwischen Friedland und Neubrandenburg zu Stoßzeiten zu einem hohen Fahrgastaufkommen – unter anderem wegen der vielen Flüchtlinge dort. Doch auch in diesem Fall sei bislang kein Einsatz von Verstärkerbussen geplant. Die Zuständigen wollen diese Entwicklung gleichermaßen weiter verfolgen und reagieren, wenn aus ihrer Sicht nötig ist.