Schuldnerberatung in Waren droht das Aus
Waren / Lesedauer: 3 min

Keine Schuldnerberatung in der größten Stadt des Altkreises Müritz? Blickt Rajko Skupin auf die Zahlen, wäre die zu treffende Entscheidung eindeutig: „Aus betriebswirtschaftlichen Gründen müssten wir die Beratung schließen“, kommentiert der Geschäftsführer des Perspektive-Vereins die Situation. Konsequenz: Rund 250 Schuldner hätten keinen Anlaufpunkt mehr, um aus ihrer privaten Misere herauszukommen. Außerdem würde diese Entscheidung auch die Jobs der drei tätigen Beraterinnen und der Verwaltungsmitarbeiterin kosten.
Dass die Schuldnerberatung in Schieflage geraten wäre, lässt Skupin so nicht gelten. Aber die Finanzierung sei problematisch. Wie in den vergangenen Jahren werden die bereitgestellten Fördermittel zum Zankapfel.
Fehlbeträge in der Vereinsbilanz
Die Förderung ist dreigeteilt: Den größten Batzen mit rund 49 Prozent trägt das Land Mecklenburg-Vorpommern, 43 bis maximal 45 Prozent der Landkreis und den Rest der Perspektive-Verein mit seinen 28 Mitarbeitern als Träger der Schuldnerberatung. Und der Verein hat an seinem Eigenanteil ganz schön zu knabbern.
Der schwankt zwischen 15.000 und 22.000 Euro. Etwa 9000 Euro davon seien gedeckt. Die Vereinsbilanz weist seit zwei Jahren Fehlbeträge aus – ein negatives Jahresergebnis von mehr als 43.000 Euro für 2017 und rund 30.000 Euro in 2018. Dazu sinke das Spendenaufkommen – zum Teil um bis zu 50 Prozent. Der Eigenanteil für die Schuldnerberatung sei kaum zu stemmen – nicht jedenfalls, ohne die Existenz des gesamten Vereines mit all seinen Angeboten auf‘s Spiel zu setzen.
Schuldnerberatung ist Aufgabe des Kreises
Mit dem neuen Jahr gibt es noch eine neue Hiobsbotschaft: Das Land zahlt weniger. Das Landes-Budget orientiert sich an der Einwohnerzahl des Landkreises. Die ist leicht gesunken – und damit auch die Förderung. Die voraussichtliche Verringerung beträgt allerdings weniger als ein Prozent, verweist der zuständige Dezernent aus der Kreisverwaltung, Michael Löffler. Die Rede ist von rund 1000 Euro. Dafür meine es der Kreis gut – seine Mittel für die Schuldnerberatung seien für das laufende Jahr deutlich höher als die Reduzierung der Landesmittel.
Skupin stellt sich indes noch eine andere Frage: Eine Schuldnerberatung vorzuhalten, ist Aufgabe des Landkreises. Sollte er also nicht die gesamten Kosten tragen? Der Kreis könnte auch selbst eine solche Anlaufstelle betreiben, stellt Löffler fest. Er vermutet, dass der Eigenbetrieb nicht grundsätzlich teurer wäre als die Vergabe an einen Träger. Der Haken: Die Förderung durch das Land entfiele dann. Als Argument wird zudem die Haushaltskonsolidierung beim Kreis ins Feld geführt. Schon aus diesem Grund sei dieser nicht in der Lage, die vollen Kosten zu übernehmen.
Die Landespolitik sollte ihre Vorgaben überdenken, den Eigenanteil abschaffen, Lohnkosten zu 100 Prozent fördern oder mehr Kosten förderfähig gestalten, fordert Skupin. Ansonsten sei es nicht möglich, die Schuldnerberatung zu erhalten. Perspektivisch können Einschnitte wie verringerte Sprech- und längere Wartezeiten nicht ausgeschlossen werden. Auch Außensprechstunden in Röbel oder Malchow seien dann nicht mehr machbar.
Wer die Schuldnerberatung unterstützen möchte, kann spenden: Perspektive e. V.; DE 35 1505 0100 0640 0457 07; NOLADE21WRN; Müritz-Sparkasse