Tourismus

Seenplatte will in den Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg

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Der Vorteil für die Seenplatte liegt auf der Hand. So wäre die Region attraktiver für Gäste aus Berlin. Doch das letzte Wort wird woanders gesprochen.
Veröffentlicht:19.01.2018, 20:03
Aktualisiert:05.01.2022, 16:44

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Der Landkreis Seenplatte strebt eine Mitgliedschaft im Verkehrsverbund Berlin Brandenburg (VBB) an. Diese hätte viele Vorteile, vor allem für den Tourismus, sagt Landrat Heiko Kärger (CDU). 2017 habe man bereits zwei Tage lang ein Ticket namens „48 Stunden Mecklenburgische Seenplatte“ ausprobiert, mit dem Berliner und Brandenburger zu einem pauschalen Preis öffentliche Verkehrsmittel bis zum Bahnhof Neustrelitz nutzen konnten. Das sei sehr gut angenommen worden. Die rund 2000 Touristen hätten an dem Wochenende etwa 65 000 Euro in der Region gelassen, so Kärger.

Bislang kann man mit einem Verbundticket des VBB zum Pauschalpreis kreuz und quer durch Berlin und Brandenburg fahren. In Fürstenberg ist allerdings Schluss – will man weiter in die Seenplatte, muss man extra löhnen.

Der Verkehrsminister ist zurückhaltend

Bei einer dauernden Mitgliedschaft im VBB verspreche man sich aber nicht nur mehr Umsatz für die Tourismusbranche. Angesichts der knappen Zahl an Wohnungen in Berlin könnte so manch einer auch auf die Idee kommen, sich im südlichen Landkreis niederzulassen und beispielsweise von Neustrelitz aus mit einem Monats- oder Jahresticket des VBB in die Hauptstadt pendeln, hofft der Landrat.

Das letzte Wort in Sachen Mitgliedschaft hat allerdings das Land. Verkehrsminister Christian Pegel (SPD) gibt sich bislang eher zurückhaltend und verweist auf die Kosten eines solchen Projektes. Der Landtag hat eine Studie zu Vor- und Nachteilen in Auftrag gegeben, dabei geht es nicht nur um einen gemeinsamen Verkehrsverbund mit dem VBB, sondern auch mit der Hamburger Metropolregion.

Der Seenplattler kommt in die Hauptstadt

Im Frühjahr könnten erste Ergebnisse der Studie feststehen, hofft Wolf-Dieter Ringguth, Vorsitzender des Tourismusverbandes Mecklenburgische Seenplatte. Er ist aber fest davon überzeugt, dass die Kosten für die Beteiligung am VBB weit unter der möglichen Wertschöpfung für die Seenplatte liegt. In seinem Verband rechnet man mit einem mittleren zweistelligen Millionenbetrag, die die Gäste in der Region ausgeben könnten. Das hätte spürbare Auswirkungen auf Tourismus, Arbeitsplätze und Wirtschaft in der Seenplatte.

Denn: Die Berliner setzen viel mehr auf öffentliche Verkehrsmittel als die Mecklenburger auf dem platten Land, wo man auf das Auto meist zwingend angewiesen ist. Das Auto verliere zunehmend seine Bedeutung im Alltag der Berliner. Das liege am rasanten Bevölkerungszuwachs der Hauptstadt, am dort wachsenden Parkplatzmangel und den gut ausgebauten öffentlichen Verkehrsmitteln. Die Berliner könnten ihre Monats- oder Jahrestickets dann also auch vermehrt für Ausflüge an die Seenplatte nutzen oder mit einem Tagesticket an die Müritz reisen. Und das werde vielfach getan, ist Ringguth überzeugt. „Das ist ein ganz dickes Brett“, sagt er.

Ganz zu schweigen vom umgekehrten Effekt – denn natürlich könnten auch die Einwohner der Seenplatte die Vorteile des Verbundes nutzen. Ringguth erhofft sich vor allem Effekte in der Nach- oder Nebensaison.