Tourismus-Hotspots in der Seenplatte sind geschlossen
Waren / Lesedauer: 4 min

Silke Voß
Samstagabend, Partyzeit. Nicht so rings um die Müritz. Auch an Wochenenden bleiben die Lichter aus. Nach einem abendlichen Stadtbummel zur besten Abendbrotzeit am Röbeler Hafen beispielsweise bleibt nur noch die heimische Kombüse, die Tankstelle oder Fastfood. Von Seglerheim über Seestern bis zur Müritzterrasse — im Sommer viel frequentierte Restaurants — bleibt die Küche kalt.
Haus mit 60 Betten kann nicht mehr alles heizen
„Fast alle Hotels und Restaurants in und um Röbel haben seit Januar bis Mitte März oder sogar April geschlossen“, bestätigt etwa Jutta Woynowsky von der Röbeler Tourismus–Information. Hohe Energiekosten seien ein Grund für die langen Schließzeiten, gibt Woinowski den Tenor der Branche weiter. „Ein Haus mit 60 Betten und mehr kann es sich nicht mehr leisten, alles zu heizen.“ Allenfalls an Wochenenden öffnen einige Hotels wieder, wie etwa das Romantik Gutshotel Ludorf oder das Hotel am Markt in Röbel, so die Touristikerin. Die Kirchen könne man sich ansehen — aber auch das eben nur von außen. Gäste schicke man dann ins Umland, beispielsweise nach Malchow in die Museen.
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Pech nur, dass auch die bis zum offiziellen Saisonstart zu Ostern geschlossen haben, gibt Felix Hammermeister von der Malchower Touristinfo Auskunft. Zumindest während der Winterferien seien aber das Orgelmuseum, die Heimatstube am Kloster und die Galerie städtischer Künstler für Besucher geöffnet worden, denn die habe es durchaus gegeben. Ansonsten von Affenwald bis Agroneum — fast alles dicht.
Kaum Angebote auf einem teuren Pflaster
Auch in Waren hält der Winterschlaf noch an. Trotz der Sparzwänge haben Einheimische und Touristen mittlerweile nicht mehr nur Verständnis dafür. „Man muss schon eine Weile recherchieren und herumlaufen, bis man etwas findet“, sagt etwa Claudia Merlin aus Bochum, die gerade Urlaub an der Seenplatte macht, und ist erstaunt. Mal eben unkompliziert irgendwo Fisch essen und ein Bier trinken? Oft Fehlanzeige. Zudem hat Waren zum April die Kurtaxe erhöht — nicht nur für Touristen, erstmals auch für Tagesgäste. Ein teures Pflaster, das Müritz–Monaco. Dafür müsse aber was geboten werden, meint mancher.
Im weniger gut besuchten Binnenland zwischen Seenplatte und Küste jedoch scheinen die Gastgeber sich eine dreimonatige Winterpause nicht leisten zu können. Hier haben die meisten Hotels und Gaststätten nach wie vor geöffnet — wenn sie nicht gänzlich schließen, wie etwa die Teterower Stadtmühle. Miriam Hager vom Schlosshotel Vietgest in der „Pampa“ zwischen Teterow und Güstrow jedenfalls empfängt nach wie vor Gäste. Nur fallen die derzeitigen Schließungen in den „Zentren“ auch auf ländliche Gastgeber wie sie zurück. „Es ist ein Problem, dass ich den Besuchern gerade nicht viel empfehlen kann. Leider hat die Barlach–Gedenkstätte in Güstrow bis Mitte März geschlossen, auch Schloss Kummerow hat zu“, bedauert sie. Und in den Natur– und Umweltpark Güstrow kann ich meine Gäste bei diesem Wetter nicht schicken.“
Wegen Personalproblemen und Umbau geschlossen
Schloss Kummerow in der Mecklenburgischen Schweiz mit seiner außerordentlichen fotografischen Sammlung als touristisches Highlight fällt sogar für die gesamte Sommersaison weg — Umbauarbeiten, Personalprobleme und Restaurierungen der durch Lichteinfall beeinträchtigten Werke machen die Schließung notwendig, ließ Geschäftsführerin Aileen Kunert wissen.
„Die Seenplatte als Natururlaubsregion mit Aktivitäten auf dem Wasser, Radfahren und Wandern sowie vielen Campern wird in der kalten Jahreszeit natürlich weniger besucht“, erklärt Christin Drühl vom Tourismusverband Mecklenburgische Seenplatte. Dass deshalb Beherbergungsbetriebe, Restaurants und Freizeiteinrichtungen schließen bzw. verkürzte Öffnungszeiten haben, sei jedoch ein Phänomen, welches nicht nur dieses Jahr auftritt, sondern mit einer generell verringerten Nachfrage in der Nebensaison einhergehe. Außerdem nutzen viele Unternehmer wie jedes Jahr diese ruhigere Zeit für die Vorbereitung auf die Saison sowie die eigene Regeneration, sagt sie. „Allerdings kommen noch die aktuellen Herausforderungen wie Personalmangel und hohe Energiekosten hinzu.“ Gerade besondere Orte wie die Gutshäuser hätten noch mal einen erhöhten Energiebedarf, so dass es mitunter betriebswirtschaftlich sinnvoller sei, das Haus über Winter zu schließen.
Zeitgleich setze der Verband gezielt auf saisonverlängerndes Marketing, wie etwa Werbung fürs E–Biken. Und Häuser, die geöffnet haben, setzen auf ein gehobenes Angebot mit Wellness. Viele Urlauber, die zu dieser Zeit reisen, suchen die Abgeschiedenheit und erwarten nicht das volle Programm, weiß Christin Drühl.