SV Waren in Erklärungsnot
Trainiert hier ein Neonazi seit Jahren kleine Kinder?
Waren / Lesedauer: 3 min

Hat da jahrelang ein Neonazi kleinen Jungs das Kicken beigebracht? Die Vorwürfe stehen im Raum. Und im Internet: Demnach sympathisiert Rene D., E-Jugendtrainer beim SV 09 in Waren, ganz offensichtlich mit der rechtsextremen Szene. Dass er aus seinen Weltansichten keinen Hehl macht, wird beispielsweise bei einem Blick auf seine Facebook-Seite deutlich. So identifiziert sich der Trainer dort und auch auf Seiten von Freunden unter anderem mit einem Kleidungsstück, auf dem „Kraft durch Freude“ (KdF) steht. Bekanntermaßen gestaltete und überwachte der KdF in der NS-Zeit die Freizeit der Deutschen.
Darf so ein Mann 8- bis 10-jährige Kinder trainieren? „Auf gar keinen Fall. Wir distanzieren uns im Verein davon und werden die Sache mit allen Konsequenzen aufklären“, betont Stephan Zickuhr, stellvertretender Vereinschef. Bereits am Dienstag würden die Vorwürfe in der Vorstands- und der Trainersitzung das Thema sein. Will heißen: „Die Bilder im Internet sprechen eine deutliche Sprache. Natürlich werden wir Rene D. zu all dem befragen und ihm die Chance geben, dazu etwas zu sagen“, so Zickuhr. Eine solche politische Ausrichtung passe absolut nicht in die des Vereins. „Wenn das alles an dem ist, dann ist er raus. Alternativen gibt es da nicht“, macht Zickuhr deutlich.
"Der macht einen super Job"
Hätte der Verein die Gesinnung des Trainers nicht längst bemerken müssen? „Nein!“, wird Ex-Jugendobmann Thomas Röhr deutlich. Für ihn ist das alles unverständlich. Seit gut zweieinhalb Jahren sei Rene D. Trainer. „Der macht einen super Job. Er opfert sehr viel Freizeit für die Kinder. Fast jedes Wochenende ist er mit ihnen unterwegs. Und das auch erfolgreich“, sagt Röhr. Ja, es sei da mal etwas gewesen mit einem „komischen Tattoo an der Wade. Eine Mutter hatte uns angesprochen, dass das wohl ein verbotenes Symbol sei. Ich habe das Tattoo aber noch nie gesehen und mir auch nicht zeigen lassen. Wo kommen wir denn da hin?“, sagt Röhr.
Zudem habe Rene D. einen Job, Familie und sei im Verein bis dato in keiner Weise im Zusammenhang mit rechten Äußerungen aufgefallen. „Wir haben im Verein auch viele Kinder aus schwierigen Familien, auch aus Migrations-Familien. Um die kümmert Rene D. sich genauso wie um alle anderen“, beschreibt Thomas Röhr die Arbeit seines E-Jugendtrainers. Zudem könne man nicht so einfach zum Verein kommen und sagen, dass man Trainer werden wolle. Unter anderem brauche man da ein polizeiliches Führungszeugnis. „Das wird dann bei ihm wohl vorgelegen haben“, vermutet der Ex-Jugendobmann. Da ist sich Fred Bethke nicht so sicher. Mit der aktuellen Diskussion um einen Trainer aus dem Verein, bei der er bis vor wenigen Wochen Vereinschef war, konfrontiert, reagiert Bethke betroffen: „Ich werde das prüfen lassen mit dem Führungszeugnis. Ich weiß nicht genau, ob es vorlag. Aber eigentlich ist üblich, das einzureichen.“
Rene D. war trotz zahlreicher Versuche für unsere Zeitung am Montag nicht zu erreichen. Im Verein wird es heute laut Stephan Zickuhr eine Entscheidung geben, wie man mit Rene D. verfahren wird. „Der Fall macht viel kaputt für unseren Verein und für die Stadt Waren“.