Tourismus
Urlaub in der Seenplatte und das Problem der doppelten Kurtaxe
Seenplatte / Lesedauer: 3 min

Tobias Lemke
Seenplatte. Guten Gewissens könne man die Gäste nicht in die nächste Stadt schicken – so begründete die Stadt Wesenberg kürzlich ihre ablehnende Haltung zum touristischen Modellprojekt „Seenplatte rundum“. Dabei haben die Wesenberger keine Angst davor, Touristen an die Nachbarn zu verlieren: Sie sorgen sich vielmehr darum, dass Urlauber doppelt zur Kasse gebeten werden — und zwar bei der Kurtaxe.
Kurtaxe ist Gemeinschaftsprojekten ein Klotz am Bein
In der Mecklenburgischen Seenplatte fehlt es bislang an einer gegenseitigen Anerkennung der Abgabe. Somit werden Urlauber als Tagesgäste außerhalb ihres Übernachtungsortes erneut abgabepflichtig, sobald auch die Gemeinde Kurtaxe erhebt, die sie besuchen. Weil zuletzt viele neue Tourismus– und Erholungsorte in der Seenplatte dazugekommen sind, wird das Problem eher noch anwachsen. In Neustrelitz soll die Kurtaxe so zum Beispiel im kommenden Jahr neu eingeführt werden.
Für touristische Projekte wie die Seenplatte-Gästekarte und „Seenplatte rundum“ ist die Kurabgabe ohne eine gegenseitige Anerkennung daher ein Klotz am Bein. Geht es hierbei doch gerade darum, die Mobilität zwischen den verschiedenen Destinationen anzukurbeln. Die Urlaubertaxe wird andererseits aber auch gebraucht, um das Ganze zu finanzieren.
Will die Seenplatte in Sachen Tourismus zukunftsfähig sein, so führe an der stärkeren Vernetzung kein Weg vorbei, sagt Tobias Woitendorf, Geschäftsführer des Tourismusverbandes MV. „Wir brauchen keine unkoordinierte Menge an Tourismusorten im Land, sondern es muss uns gelingen, noch stärker Tourismusregionen zu bilden, die beim Marketing, der Besucherlenkung oder eben auch bei der Erhebung der Kurabgabe zusammenarbeiten“, sagt Woitendorf.
Tourismusverbände gegen Mehrfachbelastung
Usedom sei auf diesem Weg schon weiter vorangekommen. Seit diesem Frühjahr erkennen die Badeorte der Insel die Kurkarten untereinander an. Das sei auf Grundlage einer gemeinsamen Kurabgabenkalkulation für alle touristischen Orte auf der Insel umgesetzt worden, erklärt Woitendorf. Geht es nach dem Verbandschef, so wäre das auch ein sinnvoller Weg für die Seenplatte und weitere Tourismusregionen im Land, wobei auch die Möglichkeit zu einem interkommunalen Vertrag bestehen würde. Mit diesem könne ebenfalls die gegenseitige Anerkennung geregelt werden. Diesen Weg habe etwa Darß-Zingst und die Region rings um Kühlungsborn eingeschlagen. Jedoch gilt hier nach Ansicht Woitendorfs: „Umso mehr Kommunen mitmachen, desto komplizierter wird es.“
Auch aus Sicht des Tourismusverbands Mecklenburgische Seenplatte ist die Anerkennung der Kurabgabe innerhalb der Seenplatte oder in Teilen der Seenplatte erwünscht. „Ziel ist es, dem Gast mit dem entrichteten Tagessatz ein regionales Urlaubsangebot zu öffnen“, sagt Geschäftsführer Robert Neidel. Eine Mehrfachbelastung an verschiedenen Orten sei allein schon auf Grund des Erhebungsaufwandes für Gast und Kommunen nicht zielführend. Neidel macht zudem noch auf einen weiteren Umstand aufmerksam: Theoretisch seien auch „ortsfremde“ Einwohner beim Besuch des Badesees in der Nachbargemeinde abgabepflichtig, falls dort Kurtaxe fällig ist.
Das Kurortgesetz in MV biete für Städte und Gemeinden die Möglichkeit, sich als Tourismusregion anerkennen zu lassen und auch die Chance auf gegenseitige Anerkennung, erklärt Neidel. Auf Grund der „fließenden Grenzen“ im Binnenland sei aber auch ein landesweiter Lösungsansatz als sinnvoll zu erachten. „Die Erfahrungen aus den Modellregionen zeigen uns, dass für die gegenseitige Anerkennung noch einfachere gesetzliche Umsetzungsmöglichkeiten zu schaffen sind“, fordert Neidel.