Kunst:Offen
Warener Ahnenforscher bringt Kultur nach Rittermannshagen
Rittermannshagen / Lesedauer: 3 min

Kirsten Gehrke
Eigentlich wollte Jens Jarchow schon vergangenes Jahr Künstler nach Rittermannshagen holen und Kultur ins Dorf seiner Vorfahren bringen. Doch Corona hat seine Pläne durchkreuzt. Die sind jetzt teils verschoben auf nächstes Pfingsten. Der Warener Genealoge will nämlich bei der Aktion Kunst:Offen Künstlern eine Plattform bieten und ihnen sein Grundstück zur Verfügung stellen, auf dem sie sich mit ihrer Kunst präsentieren können. Zudem plant er Lesungen und kleine Ausstellungen.
„In den letzten zwei Jahren konnte ich noch nicht viel machen“, sagt der 46-Jährige. Jedenfalls nicht für jedermann sichtbar. Aber im Dorf sei er schon sehr gut aufgenommen worden, habe Kontakt zur Kirchengemeinde geknüpft und diese auch beim jüngsten Tag des offenen Denkmals unterstützt.
Familie seit 800 Jahren in Rittermannshagen
Hintergrund ist seine Familiengeschichte. Die sei eng mit Rittermannshagen verbunden. Bei seiner Ahnenforschung fand er heraus, dass seine familiären Wurzeln hier bis zu 800 Jahre zurückgehen. Als ehemaliger Mitarbeiter des Warener Stadtarchivs und Stadtgeschichtlichen Museums war dies für ihn ein zusätzlicher Reiz, sich auch mit der Historie des Ortes zu beschäftigen, die seine Familie mitgeschrieben hat. Denn er sei auch auf adlige Wurzeln gestoßen. Als Jens Jarchow vor vier Jahren die Wiese neben der Kirche durch einen Zufall entdeckte und diese zum Verkauf stand, hat er zugeschlagen und das Straßengrundstück erworben. Das soll quasi jetzt ein Anlaufpunkt für kulturelles Leben werden. „Ich hab immer schon Kultur gemacht“, erklärt er. Wenn er auch nicht mehr arbeiten kann, wolle er sich weiter Ziele setzen.
Eine Tier-Attacke hatte vor 15 Jahren das Leben des 46-Jährigen verändert. Es war auf einer Radtour 2006 am Drewitzer See, als eine Fledermaus auf ihn zugeflattert kam und ihn unvermittelt in den Hals biss. Das Tier war Überträger der Tollwut. Jarchow hat wie durch ein Wunder überlebt, ist seitdem aber gehandicapt. Zehn Jahre sei alles gut gegangen. Jetzt kämpft er mit den gesundheitlichen Spätfolgen, muss immer wieder verschiedene Therapien durchmachen. Seinen Beruf kann er nicht mehr ausüben. Also hat er sich eine neue Aufgabe gesucht, wo er Menschen Geschichte nahebringen kann.
Mehr als 80 Leute schauten sich die Kirche an
Einfach nur zu Hause sitzen und nichts tun, das möchte er nicht. Er will klein anfangen. Mit einigen Künstlern habe er bereits Gespräche geführt und sie von seiner Idee begeistert. Einige Bilder hatte er für Pfingsten 2020 schon da, die in Pavillons gezeigt werden sollten. Die Corona-Auflagen waren am Ende aber so hoch, dass er seine Mission abgebrochen hat.
„Es muss nichts perfekt sein“, meint Jarchow. Das Schöne sei, dass man es weiterentwickeln könne, „aus Kleinigkeiten was Schönes machen“. So hat Jens Jarchow zum Tag des offenen Denkmals die Führungen in der Dorfkirche übernommen. Das Gebäude sei eng mit der Geschichte der Menschen verbunden. Darüber zu erzählen, das habe ihn aus seinem beruflichen Werdegang heraus und wegen der Ahnenforschung Spaß gemacht. Über 80 Leute haben sich die Kirche angeschaut. „Viele waren sehr interessiert und ich hatte nette Gespräche“, sagt Jarchow. Damit er den Leuten auch etwas in die Hand geben konnte, ließ er Postkarten mit zwei Motiven drucken, einmal ist das Pfarrhaus zu sehen, einmal die Kirche. Alles, was er zur Dorfgeschichte bisher ausgearbeitet und chronologisch aufgeschlüsselt hat, habe ihn auch mit seinem Familienarchiv weitergebracht. Denn immer wieder tauche Rittermannshagen in der Familiengeschichte auf.