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Was passiert nun mit der 10.000-Euro-Orgel-Spende?

Waren / Lesedauer: 4 min

Die Spende für die Warener Orgel lief rechtswidrig ab. Doch fließt das Geld nun ordentlich ‐ oder wird es anders verteilt? Die Warener Wunschliste ist lang.
Veröffentlicht:03.11.2023, 18:04

Von:
  • Ingmar Nehls
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Die Freude war groß, als Warens Bürgermeister Norbert Möller (SPD) pünktlich zum Start der Restaurierungsarbeiten an der Orgel in der St. Georgenkirche mit einem Scheck ankam. Mit 9992 Euro aus der Stadtkasse wollte Möller, der auch Schirmherr des Restaurierungsprojektes ist, bei der Finanzierung des Eigenanteils der Kirchgemeinde unter die Arme greifen. Doch nur kurze Zeit später musste Möller bei der Stadtvertretersitzung einräumen, dass diese Spende rechtswidrig war, weil er keinen gültigen Beschluss dafür hatte und seinen eigenen Rahmen von 5000 Euro überzogen hatte. Das Geld musste er von der Kirche wieder zurückgeben lassen.

Wunschliste der Vereine wächst

Nun ist die Spende Thema im nächsten Kulturausschuss. Norbert Möller möchte, dass die Rückstellungen aus nicht verwendeter Kulturförderung und nicht benötigter Mittel für städtische Veranstaltungen von 5692,05 Euro und 4300 Euro für die Restaurierung der Lütkemüller-Orgel verwendet werden. Darum soll die Gremienbeteiligung ordnungsgemäß dahingehend erfolgen, dass der Bürgermeister eine Vorlage in die nächste planmäßige Stadtvertretung am 6. Dezember einbringen wird und dazu im Vorfeld die zuständigen Fachausschüsse beteiligen wird.

Doch inzwischen wird eine Warener Wunschliste immer länger. Denn der Stadtvertreter Toralf Schnur hatte bereits am 6. Oktober eine Mail an alle Vereine der Stadt geschickt und die dazu aufgerufen, bis zur Sitzung des Kulturausschusses „möglichst spannende und hilfreiche Projekte für den Bereich der Heimat- und sonstigen Kulturpflege sowi der Förderung von Einrichtungen in der Stadt Waren(Müritz)“ einzureichen. Insbesondere Projekte mit Kindern im Bereich der Kultur, der Kunst, aber auch des Sports seien von ganz besonderem Interesse. „Als Stadtvertreter darf ich Ihnen versichern, dass ich mich ganz besonders über jedes Projekt freue und ganz sicher darauf drängen werden, dass Ihre Projekte bei der Entscheidungsfindung angemessen berücksichtigt werden“, verspricht Toralf Schnur in der Mail.

Bürgermeister: Spende nicht für andere Projekte

Gemeldet haben sich unter anderem der ESV Waren, der für die anstehende Weltmeisterschaft 20 neue Paddel für das Jugend-Drachenbootteam anschaffen möchte. Der Warener Innenstadtverein wünscht eine Unterstützung für das große Osternest. Die Kleingartensparte Werderwald möchte eine Benjeshecke bauen. Der Müritzsportclub braucht einen neuen Rasentraktor für die Abteilung Fußball. Die Initiative „Müritzer für Tiere“ braucht Geld für die Anschaffung von Transportboxen, Lebendfallen, Kastrationen und die Aktion „Volle Näpfe“ für Tiere der Müritz-Region. Der Waldorfkindergarten Nesthäkchen möchte in Zusammenarbeit mit dem Kultur- und Kunstverein Waren ein Kunstprojekt unter dem Motto „Unsere Heimat“ gestalten.

Doch wie es aussieht, werden sich diese Wünsche nicht erfüllen. Denn auf Nachfrage bei Norbert Möller hieß es, dass die Rückstellung der finanziellen Mittel explizit nur für die Restaurierung der Lütkemüller-Orgel gebildet wurde, so dass nach Möllers Auffassung die Verwendung der Mittel für andere Projekte nicht möglich ist. „Natürlich können die verschiedensten Projekte bei der Vergabe im nächsten Jahr berücksichtigt werden. Den Stadtvertretern steht es im Rahmen der Haushaltsplanung auch zu, den Topf für Sport und Kultur aufzustocken und mehr Geld zu verteilen, wenn es der Haushalt hergibt“, sagte Möller dem Nordkurier.

Restaurierungskosten übersteigen den Finanzplan

Die Orgel in der St. Georgenkirche ist eine der großen Orgeln aus der Werkstatt von Friedrich Hermann Lütkemüller von 1856. Das Instrument begleitet die Gottesdienste und ist aus dem Warener Kulturleben nicht wegzudenken. Es gehört laut Kantorin Christiane Drese zum wertvollsten Bestand romantischer Orgeln in Mecklenburg. Mindestens ein Jahr werden die Orgelbauer der Firma Wegscheider aus Dresden mit dem Warener Instrument beschäftigt sein.

Obwohl die Restaurierung die geplanten Kosten von 315.000 Euro übersteigen wird, hatte sich die Gemeinde dazu entschieden, mit dem Vorhaben zu beginnen. Je ein Drittel der Kosten werden vom Land und dem Kirchenkreis übernommen. Die Stadt Waren hatte 2022 bereits 10 000 Euro zur Verfügung gestellt. Als sich abzeichnete, dass die Kosten für die Restaurierung steigen, eine andere Förderung wegbrach und damit die Gesamtfinanzierung wackelte, schickten Pastorin Anja Lünert und Kantorin Christiane Drese im Januar ein Schreiben an die Stadt mit der Bitte um nochmalige Unterstützung in gleicher Höhe.