Sieben tote Schafe
Wolf im Verdacht – Seltene Tiere an der Müritz gerissen
Rambow / Lesedauer: 3 min

Susann Salzmann
Die Vermutung liegt nahe, dass der Wolf in der Müritzregion erneut zugeschlagen hat. Peter Ramsch, der in Rambow nahe Vollrathsruhe den Haustierhof aufgebaut hat und dort bedrohte Schafrassen hält, musste nun Anfang März eine schreckliche Entdeckung machen: Sieben von insgesamt 28 Schafen lagen tot auf der Koppel. Ausgelöscht. Ein Viertel seiner Schafe. „Alle getöteten Tiere hatten einen Kehlbiss“, sagte der 69-Jährige dem Nordkurier.
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Warten auf das Ergebnis der Genprobe
In der Nacht zum 5. März überwand ein Raubtier offenbar den 1,45 Meter hohen Drahtzaun, hinter dem die Tiere weideten. Vier Mutterschafe im Alter von drei, vier Jahren und ein vier Monate altes Lamm der kleinsten Schafrasse der Welt, Ouessant, lagen an jenem Märzmorgen tot auf der Weide. Zwei weitere Lämmer der Rasse Coburger Fuchsschafe fand der Rambower schließlich in der Schlehenhecke.
Bei zwei Tieren war der Bauchraum aufgerissen. Die Tierkadaver sind inzwischen abgeholt worden. Ein Rissgutachter war bereits vor Ort. Von vier gerissenen Tieren wurden Genproben genommen. Eine Auswertung des Genmaterials steht allerdings noch aus. In einer Vorabeinschätzung des Gutachters wurden als „Tatverdächtige“ sowohl Wolf als auch Hund notiert.
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In zwei Fällen ist der Wolf überführt
Der Riss von Weidetieren in Rambow ist bereits der dritte seiner Art, der seit Jahresbeginn in der Müritzregion bekannt wurde. Mitte Januar wurden Schafe in Poppentin nahe Sietow gerissen; kurze Zeit später weitere Tiere in Grabenitz bei Klink. Im Fall von Poppentin und Grabenitz konnte der Wolf durch Genanalysen inzwischen eindeutig als Täter überführt werden.
Nun, nach dem Angriff, hat Ramsch die Tiere von der rund 50 Meter vom Haus entfernten Weide näher an Haus und Hof herangeholt. Mehrere Schafsrassen teilen sich jetzt denselben Platz. Eigentlich ungünstig, weil Ramsch mit seinem anerkannten Zoo in den letzten Jahren eine Genreserve aufgebaut hat, deren Wiederaufbau nun erhebliche Zeit dauert. Vorher aber muss sich Ramsch mit erhöhtem Herdenschutz beschäftigen. Der kostet.
Das Land finanziert für Schutzmaßnahmen den Großteil entstehender Anschaffungskosten, aber eben nicht alles. „Da wir mit unserem Zoo seit zwei Jahren Corona bedingt keine Einnahmen hatten, sind wir nicht in der Lage, weitere Schutzmaßnahmen zu finanzieren“, sagte Ramsch und hofft auf Spenden. Spenden, mit denen trotz staatlicher Förderung die Eigenmittel gestemmt werden könnten. Eine Koppel teilen sich jetzt schon Schafe und Esel. Esel sollen Wölfe abschrecken. Ein Konzept, auf das Ramsch setzt und das bis jetzt aufzugehen scheint. Ein weiterer Esel sei aber aus Kostengründen nicht möglich. Schon jetzt betrügen die monatlichen Futterkosten für alle Tiere 800 Euro.
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260 Tiere von 55 Arten leben auf dem Hof
Beim Rambower Haustierhof wurden nach Aussagen des „Chefs“ in den vergangenen zehn Jahren rund 20 Weidetiere gerissen. In den zurückliegenden Fällen wurden ebenfalls Genanalysen durchgeführt. Der Wolf als Verursacher konnte dabei aber weder bestätigt noch ganz ausgeschlossen werden.
Auf dem Haustierhof Rambow „Am BarsSee“ leben derzeit laut Ramsch 260 Tiere von 55 Tierarten. Allein 15 Tierrassen gehören zu den bedrohten Arten. Wer dem Haustierhof mit einer Spende helfen möchte, kann unter der Telefonnummer 039953 70331 Kontakt zu Peter Ramsch aufnehmen.