Bauernfrühstück der anderen Art
„Die meisten Städter haben keine Ahnung von Landwirtschaft“
Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Steffen Thurow setzt eine Familientradition fort. Sein Vater ist Landwirt, sein Großvater war es und auch der Urgroßvater lebte von der fruchtbaren Erde in Behrenwalde. Der kleine Ort liegt zwischen Grimmen und Ribnitz-Damgarten. Zum Bauernfrühstück ist der 26-jährige Landwirt aber extra nach Neubrandenburg gekommen, um über seinen Beruf Auskunft zu geben.
Quartiersmanager Stephan Reich hat die thematische Frühstücksrunde für die Bewohner der Nordstadt dieses Mal nach draußen verlegt. Auf dem Hof des Gemeindezentrums von St. Michael im Vogelviertel haben die eingeladenen Bauern Platz, um Stände aufzubauen und einen imposanten Schlepper vor der Kirche zu parken.
Bei dem monatlichen Quartiersfrühstück gibt es nicht nur Brötchen und Kaffee. Es soll auch Wissen transportiert, Ansprechpartner sollen vorgestellt werden. „Landwirtschaft, Lebensmittel und Ernährung sind bei den Leuten immer ein Thema“, liefert Stephan Reich als Erklärung, warum die Bauern dieses Mal eingeladen wurden.
Steffen Thurow hat harte Wochen hinter sich.„Manchmal geht der Tag dann von 5 Uhr bis 24 Uhr“, sagt Thurow. Er klagt nicht, würde sich aber wünschen, dass dies mehr Anerkennung in der Gesellschaft findet. In seinem Dorf wüssten die Menschen, was es heißt, Landwirt zu sein. In der Stadt hingegen herrscht weitgehend Ahnungslosigkeit.
Chancen auf Job nach dem Studium sind groß
Diesen Eindruck kann auch Ilka Laukat vom Landjugendverband bestätigen. Die Agrarstudentin hat ihre Kindheit auf einem Dorf bei Dargun erlebt, ist dann aber in Neubrandenburg aufgewachsen und studiert hier an der Hochschule. Den ländlichen Bezug hat sie dennoch nicht verloren. Landkind? Stadtkind? „Beides“, sagt die 25-Jährige, die nach ihrem Studium in der Landwirtschaft arbeiten will. Die Chancen auf einen Job, auch hier in der Region, seien ganz gut. „Mein Studium ist sehr praxisnah. Bei Praktika gibt es immer wieder Angebote. Die Jobgarantie nach dem Studium liegt bei fast 100 Prozent“, weißt Ilka Laukat.
Ihr Weg wird sicherlich in einen größeren Betrieb führen, wo sie ihr Know-how einbringen kann. Steffen Thurow hingegen arbeitet im kleinen Familienbetrieb, wo nur er, sein Vater und die Mutter anpacken. Sie bewirtschaften 250 Hektar. Auch er sieht in der Landwirtschaft Chancen für junge Leute. Weil die Arbeit aber hart und die Verdienstmöglichkeiten überschaubar sind, entwickle sich ein zunehmender Fachkräftemangel.
Wie anspruchsvoll seine Arbeit sei, wüssten viele Menschen nicht, sagt Steffen Thurow. Aufklärungsarbeit zu leisten, ist darum ein Baustein der Arbeit im Landjugendverband. Egal ob Stadt oder Land, die Verbraucher sollten sich Gedanken darüber machen, was sie täglich essen, finden Ilka Laukat und Steffen Thurow. „Denn das Konsumverhalten der Leute macht die Landwirtschaft so, wie sie ist“, sagt Thurow. Laukat weist auf eine Statistik hin, nach der 80 Prozent der befragten Stadtmenschen große Ahnungslosigkeit zeigten, was Wissen über Landwirtschaft angeht. Sie wünscht sich, dass sich die Leute mehr informieren, denn es gebe ja tolle regionale Produkte, gleich vor den Toren der Stadt.