Atze Schröder
„Im Norden lachen die Leute mehr“
Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Henning Stallmeyer
Es war 2019, als Dein neues Programm „Echte Gefühle“ fertig wurde. Noch vor Corona, dann hat sich alles verändert. Auch Deine Witze?
Es geht eigentlich. Das Programm ist ja nicht besonders politisch, die Witze funktionieren heute noch genau so wie vor drei Jahren. 70 Prozent von damals erzähle ich auch jetzt noch, den Rest haben wir etwas modifiziert. Trotzdem war es natürlich komisch, ein fertiges Programm in der Schublade zu haben.
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Inwiefern?
Normalerweise schreibst und schreibst du, gehst dann auf die Bühne und merkst, was die Leute lustig finden und schmeißt alles wieder um. Das ging jetzt nicht. Aber als ich wieder auftreten konnte, war die Resonanz sehr gut. Ich glaube, die Leute wollen nach den zwei Scheißjahren auch wieder lachen, und zwar über alltägliche Dinge und nicht so sehr über politische.
Und wie ist es Dir ergangen über die Corona-Zeit? Hat Atze sich verändert?
Ich bin gelassener geworden. Wo ich früher 300 Termine im Jahr gemacht habe, mache ich jetzt nur noch die Hälfte. Das ist ein Luxus, den ich mir zum Glück leisten kann.
Berühmt geworden bist Du als der Proll aus dem Ruhrgebiet. In NRW füllst Du ganze Arenen. Ist Neubrandenburg so was wie ein Auswärtsspiel für Dich?
Ja, würde ich schon sagen. Im Ruhrgebiet bin ich für das Publikum einer von denen. Woanders bin ich eher ein Exot. Aber im Norden, und da zähle ich mal Neubrandenburg dazu, funktioniert mein Humor trotzdem ganz gut. Vielleicht liegt das daran, dass ich am Anfang meiner Karriere viel hier oben gespielt habe. Die Leute lachen einfach mehr als im Süden. Glaubt man eigentlich gar nicht.
In Neubrandenburg machst Du bei fast jeder deiner Touren Halt. Ein Zufall?
Nee, tatsächlich nicht. Ich kann mich noch an meinen ersten Auftritt hier erinnern. Da waren nur eine Handvoll Leute da, aber die haben sich kaputtgelacht. Seitdem ist Neubrandenburg fest in der Tour eingeplant. Und ich finde das „Haus der Kultur und Bildung“ ist ein sehr angemessener Ort für einen Feingeist wie mich.
Apropos kaputtlachen: Worum geht’s denn in „Echte Gefühle“?
Zuerst steht die Frage, was ist überhaupt echt? Wenn ich zum Beispiel den Werbetext auf einer Shampoo-Flasche lese, frage ich mich immer, ob die das alles ernst meinen, was das Produkt alles können soll. Nichts ist mehr echt: Fake News, gefilterte Selfies, alternative Fakten, getürkte Software. Echte Gefühle gibt’s nur bei mir.