Johannes Oerding

▶ „Neubrandenburg empfängt mich immer mit offenen Armen”

Neubrandenburg / Lesedauer: 4 min

Der Sänger eröffnet am Freitag einen dreitägigen Konzertmarathon in Neubrandenburg. Jörg Franze vom Nordkurier hat vorab mit ihm über die Corona-Zeit, ein neues Album und drei Wünsche gesprochen.
Veröffentlicht:31.08.2022, 14:30
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  • Author ImageJörg Franze
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Nach zwei Jahren Corona-Ärger hast Du bestimmt Lust auf Live-Konzerte, aber zuletzt gab es von Kollegen (Revolverheld, Philipp Dittberner) auch einige Absagen von Touren, weil die Leute keine Karten kaufen. Wie ist Deine Stimmung vor dem Herbst? Wie weit sind wir noch von normalem Tourneeleben und normalem Musikbusiness weg?

Die Lust wieder auf der Bühne zu stehen ist im Moment riesig. Das merkt man bei uns Künstler:innen, bei der gesamten Crew und natürlich auch bei den Leuten, die sich auf den Weg zu den Konzerten machen. Nichtsdestotrotz hat unsere Live-Branche ‚long covid‘. Das spüren wir an allen Ecken. Es fehlen die Fachkräfte, es gibt aufgrund der Pandemie Kostenexplosionen bei Lkws, Tourbussen, Bühnentechnik und Logistik und das macht es den Veranstaltern und uns nicht leicht, ein Konzert genau wie früher zu planen und umzusetzen. Na klar, entscheiden sich die Menschen auch eher spontaner für ein Konzert oder haben selbst ihre persönlichen Turbulenzen nach dieser Zeit zu handlen. Das merkt man auch im Ticketvorverkauf. Aber im Großen und Ganzen kommt das Vertrauen zurück und wir spüren nach wie vor eine Sehnsucht nach Kultur und Livemusik. Auch wenn es wohl noch ein bisschen dauert, bis sich alles reguliert.

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Du bist jetzt mit Material aus dem 2019-Album „Konturen” auf Tour. Songs wie „An guten Tagen“ haben ja schon etwas Lebenszeit hinter sich. Wie funktionieren sie jetzt live? Geht das Publikum ab oder ist da irgendwie Reserviertheit zu spüren, weil Mitsingen lange nicht geübt werden konnte?

Wenn ich auf Tour gehe, spiele ich aus allen Alben Songs. Alte, aktuelle und hier und da probiere ich auch schon unveröffentlichtes Material vom kommenden Album aus. Die Zuhörer sind keineswegs reserviert. Ganz im Gegenteil, man spürt eine große Freude, wieder gemeinsam zu singen und zu tanzen. Als ob da richtig was rausgesungen werden muss, das sich aufgestaut hat!

Was hast Du in der Corona-Zeit gemacht? Die Auszeit genutzt oder auch an neuen Songs gearbeitet?

Anfangs habe ich wie alle Menschen versucht, die Lage zu verstehen und so gut es eben ging auch durchzustehen. Man muss sich vorstellen, dass wir nicht nur ein Berufsverbot für Jahre hatten, sondern auch ein ‚Hobby-Verbot‘ und das hat uns allen schon sehr auf’s Gemüt geschlagen. Aber aus der Melancholie wurde dann positiver Aktionismus und Kreativität, so dass ich dann irgendwann mit der Arbeit zu meinem 7. Studio-Album loslegte. Das kommt dann ‚pressfrisch‘ am 4. November diesen Jahres und ich freue mich schon jetzt sehr auf diesen nächsten musikalischen Abschnitt.

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Neubrandenburg ist Dir jetzt nicht unbekannt, Du hast sogar schon im Tollensesee gebadet. Was hat diese Stadt, dass Du jetzt schon zum vierten Mal wieder hierherkommst?

In erster Linie natürlich die vielen lieben Menschen, die Lust auf meine Livemusik haben. Ich erinnere mich noch gut an die Auftritte, vor allen Dingen an die liebevolle Betreuung vor Ort und das Publikum, welches uns immer wieder mit offenen Armen empfängt – und wenn dann noch ein bisschen Badespass im Tollensesee drin ist, dann weiß ich, wird das auch diesmal wieder ein Höhepunkt für uns alle in der Vier-Tore-Stadt!

Du hast jetzt 3 Wünsche frei, keine Einschränkungen, ob privat oder Weltfrieden: Wie lauten die?

1. Für uns alle wünsche ich mir weniger menschengemachte Katastrophen! Ich hoffe auf Vernunft und Weitsicht der Gemeinschaft, weniger Spaltung und mehr Toleranz!

2. Das St. Pauli irgendwann mal wieder in die Bundesliga aufsteigt!

3. Das meine Stimmbänder noch möglichst lange halten;-) Ich kann ja sonst nix anderes!