Ausgefallenes Hobby

14–jähriger Sammler auf der Jagd nach DDR–Schätzen

Altentreptow / Lesedauer: 4 min

Paul Donner ist erst 14 Jahre alt, trotzdem fasziniert ihn alles, was aus der ehemaligen DDR stammt. Ein besonderes Objekt steht ganz oben auf seiner Wunschliste. 
Veröffentlicht:18.03.2023, 17:02

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Schwarz–Rot–Goldene Fahnen mit Hammer, Zirkel und Ährenkranz zieren die Wände. „Halt Staatsgrenze — Passieren verboten“ steht auf einem Blechschild, das direkt neben einem NVA–Rucksack in Tarnoptik hängt. Auf Kommoden stapeln sich alte Radios, Telefone und Mitgliedsausweise verschiedenster Organisationen des SED–Staates. Von einer Kleiderpuppe herab grüßt die ausrangierte Dienstuniform eines Volkspolizisten. 

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"Ich sammele wirklich alles, was aus der ehemaligen DDR stammt“, sagt Paul Donner aus Altentreptow und deutet auf zwei halb verrostete Sardinenbüchsen, die neben anderem ostalgischen Krimskrams auf einem Regal liegen. 

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Egal ob Wählscheibentelefon, Blechschild, NVA-Rucksack oder Transistorradio. Der Jugendliche sammelt alles, was „Made in DDR‟ ist. (Foto: Tobias Holtz)

Der 14–Jährige steht mitten in der Garage seines Opas, die eher an ein kleines privates Museum erinnert. Obwohl er erst im vergangenen Jahr mit diesem außergewöhnlichen Hobby angefangen hat, platzt der kleine Raum jetzt schon aus allen Nähten. „Aber das ist kein Problem, es gibt hier auf dem Hof noch zwei Ausweichquartiere, die ich mit nutzen darf“, meint Paul mit einem verschmitzten Grinsen und steuert auch gleich das Nachbargebäude an.

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Darin steht seine neueste Errungenschaft: Eine Simson S 51, Baujahr 1978. Gemeinsam mit seinem Vater ist er gerade dabei das Mokick wieder flott zu machen. „Das Schrauben macht mir einfach Spaß, dabei kann ich gut abschalten“, meint der junge Mann, der sich schon jetzt darauf freut mit der Simson und dem Führerschein in der Tasche durch die Gegend zu düsen.

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Selbst alte Flaschen und Konservendosen finden zwischen alle anderen Sammlerstücken einen Platz im Regal. (Foto: Tobias Holtz)

Auf die Frage, wo er nach seinen Schätzen sucht, muss Paul nicht lange überlangen. „Tatsächlich überall.“ Ob im Sperrmüll am Straßenrand, auf Flohmärkten oder bei Auktionsplattformen im Internet — der Altentreptower nutzt jede Gelegenheit, um an neue Objekte zu kommen. "Bei Ebay bin ich gefühlt 24/7“, sagt Paul lachend. 

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Obwohl er aus seinem Freundeskreis regelmäßig zu hören bekommt, dass alles was er sammelt, nur wertloser Schrott ist, hat Paul dazu eine ganz eigene Meinung. „Hinter jedem einzelnen Teil steckt eine interessante Geschichte, wenn man sich näher damit auseinandersetzt. Genau das reizt mich daran“, meint der 14–Jährige. 

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Die Simson S 51 ist der ganze Stolz von Paul. (Foto: Tobias Holtz)

Seine Familie steht deshalb auch voll und ganz hinter ihm, unterstützt sein Hobby, wo es geht. Denn natürlich bekommt er nicht alle Sammlerstücke, die er gerne haben möchte, einfach so geschenkt.

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Das meiste kauft er sich von seinem Taschengeld. „Aber manchmal spendiert mir mein Vater auch was, gerade wenn es Gegenstände sind, die wir gemeinsam wieder reparieren können. Er ist nämlich ein genauso begeisterter Schrauber wie ich“, verrät Paul. 

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Auch 14 Fahrräder gehören zu seiner Sammlung, die bei Bedarf selbst repariert werden. (Foto: Tobias Holtz)

Die Faszination für alte Technik wurde bei ihm schon sehr früh geweckt. Als Dreijähriger besuchte er zum ersten Mal ein Oldtimer– und Traktorentreffen und war laut eigener Aussage sofort „Feuer und Flamme“ für die rollenden Raritäten.

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Deshalb ist es auch wenig verwunderlich, dass er für seine DDR–Sammlung selbst so ein besonderes Fahrzeug ins Auge gefasst hat. „Ein Wartburg oder Barkas wäre schon cool. Allerdings sind die auch nicht gerade billig. Je nach Zustand werden dafür zwischen 1000 und 10.000 Euro verlangt. Aber es ist auf jeden Fall ein Traum von mir, irgendwann mal so ein Auto zu besitzen“, sagt er.

Was seine berufliche Zukunft betrifft, hat sich Paul allerdings noch nicht festgelegt — auch wenn eine Ausbildung zum Mechatroniker für ihn gar nicht so abwegig ist. „Erst einmal kümmere ich mich um die Schule, alles Weitere, wird man sehen“, betont der 14–Jährige. Fest steht jedoch, dass er seine Sammelleidenschaft so schnell nicht wieder aufgeben wird.