Schicksalsschlag

19–Jährige kämpft gegen Krebs und für das Leben

Neubrandenburg/Pasewalk / Lesedauer: 3 min

Ehlam Turgay hat Lymphdrüsenkrebs. Mit ihrer Krankheit geht die Neubrandenburgerin, die mittlerweile in Pasewalk lebt, an die Öffentlichkeit — auch auf Tiktok.
Veröffentlicht:19.03.2023, 08:00

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Ehlam Turgay hat Krebs. Ihr Lymphsystem ist von Tumoren befallen. Die 19–Jährige kämpft um ihr Leben. Zugleich hat sie die Kraft, anderen Mut zu machen. Das tut sie vom Krankenbett aus auf dem Videoportal Tiktok und auf Instagram. Mehr als 130.000 Menschen folgen der Neubrandenburgerin, die in Neustrelitz geboren wurde und seit drei Jahren in Pasewalk lebt. „Durch den Krebs bin ich ein positiver Mensch geworden“, sagt sie und rät anderen, sich niemals aufzugeben.


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Alles begann harmlos. Sie fühlte sich schlapp und müde. Dann nahm sie ab, wurde schwächer, konnte ihren Job als Verkäuferin kaum noch ausüben. Später quälten sie Schmerzen im Bein — „unerträglich, pochend“. Bald war ihr klar, dass mit ihr etwas ganz und gar nicht in Ordnung ist. Fünf Monate später die Gewissheit: Lymphdrüsenkrebs im schlimmsten Stadium. Befallen sind ihr Hals, ihr Bauch, ihre Leistengegend und ihr Knochenmark.

Aufgeben ist keine Option

Der Tag, an dem ein Arzt ihr mitteilte, dass ihr Leben am seidenen Faden hängt, hat sich Ehlam Turgay eingebrannt: der 7. November 2022. „Erst dachte ich, mein Leben ist mit 19 zu Ende, dabei hatte ich noch so viel vor.“ Zugleich war die Nachricht eine Art Erleichterung. Endlich wusste sie, was zu tun ist. Will sie Chemotherapien in Angriff nehmen, fragten die Ärzte. Für sie war die Antwort klar. „Ich will gesund werden und alles dafür tun.“ Aufgeben ist keine Option. Damals ahnte sie nicht, was auf sie zukommt.

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„Mein Körper reagiert sehr stark auf die Chemotherapien.“ Vier hat sie inzwischen hinter sich, einhergehend mit Übelkeit, Schmerzen, Stimmverlust, Haarausfall, Hitzewallungen, Ausschlag. Das und noch viel mehr erträgt die Teenagerin klaglos. „Ich wusste nicht, wie stark ich sein kann. Vieles hätte ich mir vorher gar nicht zugetraut.“

Sie hält Kontakt über Internet und Telefon

Halt geben ihr Lebensgefährte, Familie und Freunde. „Von einigen Freunden habe ich seit der Diagnose nichts mehr gehört, mit anderen ist der Kontakt enger geworden, sogar neue sind dazu gekommen.“ Persönliche Besuche sind zwar tabu, schließlich ist jede Erkältung lebensgefährlich, aber über Internet, Telefon und Kurznachrichten hält sie Kontakt.


Wenn sie unter den Namen ahlembakir und ah1emtrk Videos für Tiktok und Instagram dreht, fühlt sie sich lebendig, egal wie schlecht es ihr geht. Bis zu 3000 Leute sind dabei, wenn sie live auf Sendung ist. „Andere machen auf Tiktok Blödsinn, ich möchte aufklären. Ich erzähle einfach, wie es mir geht und beantworte Fragen. Das macht mir Spaß.“

Aufruf zum Blutspenden

Nie habe sie gedacht, dass ihre Aufnahmen so viele Menschen interessieren. Sie habe einfach angefangen. Innerhalb von drei Monaten habe sich ihr Internetauftritt zum Selbstläufer entwickelt. Neben der Botschaft, an sich zu glauben und tapfer zu sein, wolle sie für Blutspenden werben. „Viele Leute wissen gar nicht, dass Krebs oft Blutarmut verursacht.“ Sie selbst hat vier Blutkonserven erhalten und ist überzeugt: „Den Spendern verdanke ich mein Leben.“

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An guten Tagen wagt Ehlam Turgay einen Blick in die Zukunft, möchte Kosmetikerin werden, eine Familie gründen, Urlaub in Dubai machen. An schlechten Tagen denkt sie nicht weiter als bis zum 21. März. Dann erfährt sie, ob die Chemotherapien angeschlagen haben.