Oldtimertreff

2000 Besucher im Bann von hunderten DDR-Fahrzeugen

Klatzow / Lesedauer: 3 min

Fans alter Fahrzeuge aus der ganzen Region haben am Wochenende in Klatzow die Motoren aufheulen lassen. Und natürlich kamen viele Erinnerungen hoch. Hier lesen Sie einige.
Veröffentlicht:03.07.2022, 15:42

Von:
  • Christine Gerhard
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Wenn Oldtimerfreunde zusammenkommen, so wie am Sonnabend in Altentreptows Ortsteil Klatzow, dann wird vor allem über Technik und Zahlen gefachsimpelt: über PS, Höchstgeschwindigkeiten, Baujahre, Reparaturarbeiten... Doch unter den Motorhauben stecken auch Erinnerungen. Der Schriftzug „Holder“ lässt eine Besucherin an das Gefährt zurückdenken, mit dem Opa früher die Kinder aus der Nachbarschaft ums Dorf gefahren hat. Eine andere Frau zeigt ihrem Sohn einen Traktor desselben Modells, das ihre Familie früher noch nutzte.

Leidenschaft ist Voraussetzung

Christoph Grüdl hat sich einen Wartburg gekauft, wie ihn sein Vater einst gefahren hatte. Als er ihn abholte, war an fahren jedoch nicht zu denken. „Der Motor lag im Kofferraum“, erinnert sich Grüdl. Innerhalb von fünf Jahren hat er den Wagen nach und nach wieder instandgesetzt. Denn die Reparaturarbeiten kosten viel Zeit und Geld.

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„Es ist ein teures Hobby“, weiß auch Rüdiger Woting, einer der Organisatoren des Oldtimertreffens. Insbesondere in Zeiten hoher Dieselpreise, denn spritsparend sind die alten Fahrzeuge nicht gerade unterwegs. Teuer seien aber auch die Ersatzteile, erklärt Woting. Eine gewisse Leidenschaft ist da Voraussetzung und die haben er und die anderen Mitorganisatoren, zum Beispiel Ricardo Herbst: „Jedes Fahrzeug hat eine Geschichte“, ist ihr Wahlspruch. Das Basteln, um die alten Maschinen für die Nachwelt am Leben zu erhalten, mache die Ausgaben dafür vergessen.

Ein „Virus, das man nicht mehr los wird“, nennt Olaf Triebel die Leidenschaft für alte Gefährte. Infiziert hat er sich, als er vor 40 Jahren berufsbedingt Kies und Schotter in einem Kipper transportierte. „Lenken musste man hiermit“, sagt er und deutet auf seine Oberarme. „Es gibt nämlich keine Lenkhilfe.“ Das Schalten mit dem asynchron Getriebe erfordere dagegen eine Menge Gespür. Weil er die großen, schweren Fahrzeuge vermisste, kaufte sich Triebel zum 65. Geburtstag einen Stückguttransporter von 1954, in dem einst Obst transportiert wurde. Einiges musste er modifizieren: Damit er mit dem Oldtimer zum Beispiel Eis essen fahren kann, brauchte das Fahrzeug Blinker.

Entschleunigt mit 20 km/h durch die Landschaft

Auch ein kleiner Trecker von 1956 wird noch häufig genutzt. „Wir haben Pferde, da braucht man einen Trecker zur Bewirtschaftung“, erklärt Besitzerin Jenny Krause. Sie ist mit dem Gefährt von Medrow nach Klatzow gefahren. Zwei Stunden hat das gedauert, denn der Trecker fährt nur 20 Stundenkilometer schnell. „Ich mag dieses langsame Tuckern“, sagt Jenny Krause. „Da sieht man auch was.“ Verliebt habe sie sich in den Trecker aber hauptsächlich wegen seines Klanges.

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Doch zurück zu den Zahlen: Insgesamt rund 200 Fahrzeuge, viele aus DDR-Zeiten, manche aus den Vierzigern und eines laut Woting und Herbst sogar aus den dreißiger Jahren, waren am Samstag in Klatzow zu sehen. Angerollt waren sie nicht nur aus Altentreptow und Umgebung, sondern auch aus Jarmen, Greifswald, Usedom, Burg Stargard und Neubrandenburg. Rund 50 dieser Fahrzeuge machten auf einer Ausfahrt erstmals Stopp auf dem Marktplatz. Eine Neuerung, die Manfred Gersemann vom unter anderem fürs Catering zuständige Rustico-Team nach Möglichkeit gerne etablieren möchte, gern in Form eines Festumzugs. Mit dem Andrang zeigte er sich ebenfalls zufrieden: „Ich schätze, es sind über 2000 Besucher“, so Gersemann. „Mehr als erwartet.“