Jubiläum
30 Jahre Lindetal-Center gefeiert – wie geht's weiter in der Oststadt?
Neubrandenburg / Lesedauer: 4 min

Mirko Hertrich
Zu Hochzeiten schoben sich täglich bis zu 30.000 Menschen durch das damals top–moderne Einkaufscenter in Neubrandenburgs größtem Stadtteil. Die Zeiten, als der für 117 Millionen D–Mark errichtete und im Oktober 1993 eröffnete Bau dermaßen frequentiert war, sind längst vorbei. Die Vermietung gestaltet sich schwierig, die Kundschaft ist weniger geworden — genau so wie die Einwohnerschaft der Stadt.

Trotzdem blicken Centermanagement und Stadtverwaltung verhalten optimistisch in die Zukunft des Centers in der Oststadt, in welcher neben dem 30–jährigen Jubiläum auch noch das Stadtteilfest mit viel Musik und Mitmachaktionen gefeiert wurde.

"Aus dem Einkaufscenter muss ein Markplatz werden"
Center–Managerin Gunda Kruggel sagte zur Eröffnung der Feierlichkeiten im Center: "Wir haben gemeinsam in den letzten 30 Jahren sehen können, wie sich das Center entwickelt hat, wir lernen jetzt, dass aus dem Einkaufcenter ein Marktplatz werden muss, der ein Ort der Kommunikation ist für unsere Bürger und zum Einkaufen.“
Im Gespräch mit dem Nordkurier wird die Managerin noch konkreter: "Als klassisches Einkaufcenter werden diese Center nicht mehr funktionieren." Gunda Kruggel ist seit August 1994 im Center tätig, kann sich noch gut an die Zeiten erinnern, als das Lindetal–Center in der Vorweihnachtszeit so überfüllt war, dass nichts mehr ging. Damals wurden Listen mit Mietinteressenten geführt, heute stehen Einzelhandelsflächen leer. Viele Kunden sind ins Internet abgewandert. Damit ist das Lindetal–Center nicht allein, auch das noch etwas ältere Datze–Center hat zu kämpfen. Als Alternativnutzung auf dem Datzeberg wird konkret überlegt, dass die Grundschule Datzeberg dort zum Schuljahr 2024/25 einziehen könnte.
Leute wollen bummeln und was erleben
„Wenn Leute heute einkaufen gehen, wollen sie bummeln gehen und was erleben“, beschreibt Gunda Kruggel das geänderte Konsumverhalten. "Das Ganze ist nicht mehr so zielstrebig." Entsprechend müssten Begegnungsstätten geschaffen werden, wo man sich treffen, Neuigkeiten austauschen und nebenbei einkaufen könne "wie früher in der Mitte der Stadt am Brunnen“.

Erste Schritte in diese Richtung wurden schon gemacht. Am 1. September hat die Stadtverwaltung gemeinsam mit einigen Partnern den sogenannten GemeinschaftsRaum im Lindetal–Center eröffnet. Der Raum soll künftig dazu dienen, Begegnungen zu fördern und das gesellschaftliche Miteinander in der Oststadt positiv zu beeinflussen. Eine Nutzung kann insbesondere für soziale Zwecke erfolgen — etwa für Jugendarbeit, als Ausstellungsraum oder als Treffpunkt für Jung und Alt. Das ehemalige Café Kornhus in der Vierrademühle in der Innenstadt wird aktuell ebenfalls zum selbst verwalteten Begegnungs– und Veranstaltungsort umfunktioniert.
Mehr dazu: Öffentlicher Gemeinschaftsraum soll Lindetal-Center mit Leben füllen
OB Witt: Center als Ort der Begegnung nutzen
Neubrandenburgs Oberbürgermeister Silvio Witt (parteilos) rief die Bürger bei der Eröffnung des Center–Jubiläums dazu auf, sich an diesem Wandel zu beteiligen und das Lindetal–Center als Ort der Begegnung und zum Essengehen und Einkaufen zu nutzen. Ansonsten werde die Veränderung schwierig.
Der Rathauschef verwies darauf, dass zum Zeitpunkt der Eröffnung des Centers vor 30 Jahren sowohl Neubrandenburg als auch die Oststadt deutlich mehr Einwohner gehabt hätten. Damit fehlten viele Kunden, auch wenn der Neubrandenburger Stadtteil mit seinen heute 16.000 Einwohnern rein rechnerisch die elftgrößte Stadt im Land wäre und damit deutlich größer als beispielsweise die ehemalige Kreisstadt Demmin.

Zum Oststadtfest am Freitag auf der Wiese an der Märchensäule kündigte Silvio Witt an, dass dieses dort künftig jährlich stattfinden soll. "Solange die Wiese nicht bebaut wird, können wir sie nutzen." Auf der Brache zwischen Kopernikus– und Salvador–Allende–Straße sowie dem Ärztehaus am Juri–Gagarin–Ring soll nach den Plänen der Neubrandenburger Wohnungsgesellschaft (Neuwoges) ein ganzes neues Quartier entstehen.