Deutschlandticket
49-Euro-Ticket in der Seenplatte vorerst nur auf Papier
Seenplatte / Lesedauer: 3 min

Robin Peters
In knapp zwei Wochen gilt das 49-Euro-Ticket in ganz Deutschland. Doch im Nordosten gibt es ein Problem. Denn im Busverkehr des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte wird es das Ticket vorerst wohl nur in Papierform geben.
Wie der zuständige Amtsleiter in der Kreisverwaltung, Dirk Rautmann, in dieser Woche auf einer Sondersitzung des Wirtschaftsausschusses des Kreistages in Neustrelitz einräumte, kommt das Ticket zwar auch bei der Mecklenburg Vorpommerschen Verkehrsgesellschaft mbH (MVVG) ab Mai – wohl aber noch nicht als App oder Chipkarte. Dies sei für Juni geplant.
Hohe Kosten
„Es läuft nicht ganz reibungslos“, konstatiert Rautmann, die Markteinführung sei mit einigen Schwierigkeiten verbunden. Bundesweit bräuchten alle Verkehrsbetriebe die entsprechende Technik, zum Beispiel Updates für die Drucker in den Bussen. Entsprechend hoch sei die Nachfrage. „Da verdienen wahrscheinlich viele Unternehmen deutschlandweit sehr viel Geld. Und wir werden auch viel Geld dafür bezahlen müssen.“ Die aktuellen Kosten lägen im hohen sechsstelligen Bereich.
Vor allem bei vielen Menschen auf dem Land hält sich die Freude über das Deutschlandticket in Grenzen. Schließlich profitieren sie wegen schlechter Verbindungen zum Teil kaum von dem Angebot. So reagierte ein Wolkower vor wenigen Tagen mit einer gehörigen Portion Spott auf den nahenden Start des Deutschlandtickets. Er klebte einen Handzettel mit dem Spruch: „Hurra! Jetzt können wir hier für 49 Euro auf KEINEN Bus warten“ demonstrativ unter den recht überschaubaren Busfahrplan der MVVG in dem Dorf nahe Altentreptow, um zu kritisieren, dass der Nahverkehr auf dem Land in der Mecklenburgischen Seenplatte nicht funktioniert.
Kein Deutschlandticket im Rufbus
Immerhin war der grundlegende Ausbau des ÖPNV ebenso zentrales Thema in der Ausschusssitzung. So verteidigte Rautmann das neue Rufbusangebot, das wegen geringer Fahrgastzahlen bei hohen Kosten immer wieder in die Kritik geraten war. „Es ist ein Quantensprung gegenüber dem, was vorher möglich war.“ Das müsse aber erst in den Köpfen der Menschen ankommen, „das braucht Zeit.“ Die Zahlen müssten zwar steigen, doch es habe sich gezeigt, dass das System funktioniere.
Der Rufbus könne allerdings nicht mit dem Deutschlandticket gefahren werden, stellte MVVG-Geschäftsführer Torsten Grahn klar. Es handele sich um einen Einzeltarif, der nicht in Zeitkarten wie dem Deutschlandticket enthalten sei. Derzeit werde das Rufbus-Angebot vor allem im Neubrandenburger Speckgürtel für Fahrten zum Arzt oder zum Einkaufen genutzt. 250 Fahrgäste seien durchschnittlich im Monat mit dem Rufbus unterwegs – doppelt so viele wie zum Start. „Es wird immer weiter angenommen.“ Eine Software mache auch Sammelfahrten möglich. Das komme aber noch selten vor. Meist sei nur eine Person mit dem Rufbus unterwegs – dafür aber mit einem Elektrofahrzeug.
Schulbeginn muss wohl verschoben werden
Von einem elektrisch betriebenen Linienverkehr ist man allerdings noch weit entfernt. Eine Machbarkeitsstudie prognostiziert laut Rautmann Umstellungskosten von rund 100 Millionen Euro. Das könnten MVVG und Landkreis nicht alleine stemmen. Man sei auf die Hilfe von Bund und Land angewiesen.
Und noch eine große Herausforderung kündigte Rautmann an. Die bessere Taktung der Linien, an der gerade gearbeitet werde, bringe zwar mehr Anschlüsse und weniger Wartezeiten für Schüler und Fahrgäste, mache aber wohl eine Verschiebung der Schulanfangszeiten nötig. Derzeit sei man im Austausch mit den Schulen, eine breite Beteiligung werde angestrebt. „Wir berühren Eltern von rund 13.000 Kindern. Das gibt eine kräftige Diskussion.“