Das Jobcenter findet's zumutbar
56-Jährige soll Wege pflastern
Neubrandenburg / Lesedauer: 2 min

Hartmut Nieswandt
„Die Finger waren ganz kaputt, die Knie und das Kreuz schmerzten, ich kam bald nicht mehr hoch. Diesen Job packe ich nicht.“ Barbara König ist immer noch aufgebracht, wenn sie an die Arbeit denkt, die ihr der „Vier-Tore-Job-Service“ Neubrandenburg vermittelte. Beim Einstellungsgespräch in der Blankenhofer Sanitär- und Heizungsinstallationsfirma habe man ihr gesagt, dass Garten- und Reinigungsarbeiten zu erledigen seien. „Und nun sollte ich pflastern, nicht mal Handschuhe und Knieschutz gab es“, schimpft sie.
Was sie noch wütender macht, ist die Sanktion vom Jobcenter: Minderung des Arbeitslosengeldes II monatlich um 30 Prozent. „20 Jahre lang habe ich immer alles angenommen vom Arbeitsamt. Und nun das“, ist Barbara König verzweifelt. Zu DDR-Zeiten hat sie im Hotel „Vier Tore“ (heute Radisson Blu) Wirtschaftsgehilfe gelernt, arbeitete danach unter anderem als Beiköchin und bei der Agrotechnik. „Nach der Wende wurde ich nicht mehr gebraucht, hatte nur mal befristete Arbeit und Ein-Euro-Jobs“, sagt die 56-Jährige resigniert. Noch am Tag ihrer „Pflaster-Karriere“ habe sie beim Jobcenter angerufen, um deutlich zu machen, dass sie das Pflastern einfach nicht mehr schafft.
Das Jobcenter sieht den Fall anders. Natürlich habe man genau geprüft, ob Barbara König die ihr zugedachte Arbeit bewältigen könne. Und Arbeitshandschuhe seien übrigens vorhanden gewesen, habe der Arbeitgeber versichert. Das Jobcenter sei davon ausgegangen, dass sich die Barbara König zugedachte Arbeit aus unterschiedlichen Tätigkeiten zusammensetzt: Reinigung, Gartenbau-Tätigkeiten und auch Pflastern. Der Widerspruch werde jetzt geprüft.