Riesen-Trafo
70-Tonnen-Koloss soll in Neubrandenburg Energiewende voranbringen
Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Tim Prahle
Für die Energiewende fahren die Neubrandenburger Stadtwerke „schwere Geschütze“ auf. Mittlerweile sei ein riesiger Netztransformator angekommen, teilte das städtische Unternehmen mit. Mit 70 Tonnen bringt das Ungetüm mehr Gewicht auf die Waage als ein Zwergblauwal. Für die von den Stadtwerken forcierte grüne Energiewende ist der Trafo aber unerlässlich.
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Er soll in der Power-to-Heat-Anlage ein zentrales Element werden. Die Anlage nehme voraussichtlich Ende 2023 ihren Betrieb auf und solle einem jahrelangen Ärgernis von Wind- und Solarenergie entgegenwirken. Denn wenn Wind und Sonne mitspielen, produzieren die Anlagen mehr Strom, als die Netze aufnehmen können.
Windräder müssen bald nicht mehr abgeschaltet werden
Die Stadtwerke planen, diese überschüssige grüne Energie in der Anlage für Fernwärme zu nutzen. „So können rund 30 Windkraftanlagen weiterlaufen, die bei Überlast normalerweise heruntergefahren werden müssten“, teilten die Stadtwerke weiter mit. Mit dem Netzbetreiber „50Hertz“ sei dafür bereits ein Vertrag geschlossen worden, erläuterte eine Sprecherin auf Nachfrage.
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Der riesige Netzwerktransformator soll den Strom umwandeln und an drei Elektrodenkessel – jeder davon mit einer Leistung von zehn Megawatt – weitergeben, erläutert das Unternehmen. „Diese sieben Meter hohen Kessel stehen bereits seit Mai in der Pumpenhalle neben dem Kurzzeitwärmespeicher auf dem Gelände des Gas- und Dampfturbinenheizkraftwerkes“, heißt es weiter. Die Kessel seien mit leitfähigem Wasser gefüllt, das durch Strom aus Wind- und Sonnenkraft erhitzt wird. „Das Prinzip ähnelt dem eines riesigen Wasserkochers“, erklärt das städtische Unternehmen“.
Stadtwerke investieren 30 Millionen in „grünere” Fernwärme
Die Wärme werde wiederum in einem Kurzzeitwärmespeicher eingelagert und sei damit dann abrufbar, wenn die Kunden sie benötigen. Etwa 80 Prozent der Neubrandenburger Haushalte werden derzeit mit Fernwärme versorgt.
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Um die Fernwärmeversorgung „grüner“ zu gestalten, hatte das städtische Unternehmen bereits vor Jahren ein 30 Millionen Euro teures Paket geschnürt, von dem auch die Power-to-Heat-Anlage bezahlt wird. Zum Paket gehört außerdem der Umbau des Aquiferspeichers zu einer Geothermieanlage.
Auswirkungen auf Preise noch nicht abschätzbar
Inwiefern die all diese Maßnahmen auch den Geldbeutel der Kunden wieder entlasten können, ist derzeit unklar, „Auswirkungen auf die Preisentwicklung lassen sich derzeit nicht abschätzen“, antwortete eine Sprecherin auf Nordkurier-Nachfrage.
Denn die aktuelle Energiekrise infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine und der damit zusammenhängenden Sanktionen macht auch vor Neubrandenburg nicht Halt. Ab dem 1. Oktober erhöhen sich für die Neubrandenburger die Gaspreise, die Stadtwerke geben die vom Staat neu eingeführte Gasbeschaffungsumlage und die Gasspeicherumlage an die Kunden weiter. Seit dem 1. September ist zudem im Neubrandenburger Umland der Strom teurer. Für insgesamt 7300 Kunden in Holldorf, Neuenkirchen, Blankenhof, Trollenhagen, Woggersin, Wulkenzin, Neverin und in Burg Stargard erhöhen sich die Stromkosten um 17 Prozent (Nordkurier berichtete). Als Begründung gab das Unternehmen an, als Grundversorger mehr Kunden als geplant mit Strom versorgen zu müssen. Daher sei Strom teuer nachgekauft worden.