Unfallstatistik

Sollten Radfahrer in Neubrandenburg stärker kontrolliert werden?

Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Die Unfallzahlen von Radfahrern in und um Neubrandenburg gehen leicht zurück, doch bei vielen fährt die Unsicherheit mit. Das möchte der Fahrrad-Club ADFC jetzt ändern.
Veröffentlicht:25.05.2023, 10:48
Aktualisiert:

Von:
  • Author ImageMirko Hertrich
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Die Regionalgruppe Tollense des Allgemeinen Deutschen Fahrrad–Clubs (ADFC) hat bezüglich der Sicherheit von Radfahrern in und um Neubrandenburg von der Polizei mehr Kontrollen besonders von Radfahrern gefordert. Die Polizei müsste ihren Auftrag für Sicherheit und Ordnung ernster nehmen als bisher, sagte der Regionalgruppen–Vorsitzende René Martin dem Nordkurier zur Anfrage unserer Zeitung mit Blick auf die Entwicklung der Unfallzahlen von Radfahrern in Neubrandenburg, Burg Stargard, Friedland und Altentreptow.

Im vergangenen Jahr hat die Polizei in der Vier–Tore–Stadt 108 Radunfälle registriert, das sind zwar 5 mehr als im Vorjahr, aber 30 weniger als noch 2018. Zugenommen hat in diesem Zeitraum allerdings die Zahl der Unfälle mit E–Fahrrädern von 4 auf 11. Im Neubrandenburger Umland verzeichnete die Polizei 2022 vergleichsweise wenig Unfälle mit Fahrradfahrern, in Friedland waren es fünf, und in Burg Stargard zwei, davon aber jeweils einer mit Pedelec. In Altentreptow verunglückten im vergangenen Jahr zwei Fahrradfahrer.

Anders als bei Autofahrern oder Fußgängern ist die Zahl der Unfälle von Radfahrern in Neubrandenburg in den vergangenen Jahren rückläufig gewesen. Trotzdem hält René Martin die Sicherheitslage für Radfahrer in Neubrandenburg für "bedenklich und gefährlich“. Viele Radfahrer fühlten sich auf den Radwegen nicht mehr sicher, zumal „Egoismus und Ignoranz“ immer weiter zunähmen.

Es gebe zahlreiche Unfallschwerpunkte etwa an Einmündungen, berichtet der ADFC-Regionalgruppen-Vorsitzende aus eigener Anschauung. Auch würden viele kleinere Unfälle mit Beteiligung von Radfahrern erst gar nicht bei der Polizei gemeldet.

Kaum noch Kontrollen auf dem Boulevard

Zuallererst sieht René Martin aber die Radfahrer selbst in der Verantwortung für mehr Sicherheit durch gegenseitige Rücksicht im Straßenverkehr. Viele würden beispielsweise mit dem Rad die Radwege in falscher Richtung nutzen, etwa um Wege abzukürzen. Dies provozierte gefährliche Situationen, was teilweise aber auch der Infrastruktur bei den Radwegen geschuldet sei, sagt das Mitglied der Interessenvertretung für Radfahrer, die auch im Neubrandenburger „Fahrrat" vertreten ist.

Um die Situation zu entschärfen, sollten nach Ansicht von René Martin die Radwege in Neubrandenburg in beide Richtungen freigegeben werden, wie das jetzt schon teilweise auf dem Ring der Fall ist. Generell brauche es aber mehr Kontrollen von Radfahrern durch die Polizei, damit diese verkehrserzieherisch wirken. Auf dem Boulevard beispielsweise, auf welchem das Radfahren zwischen 9 und 19 Uhr verboten ist, würden gefühlt „elf von zehn" Radfahren nicht absteigen. Hier habe er aber schon lange keine Kontrollen mehr gesehen, monierte der Regionalgruppen-Vorsitzende.


Grundsätzlich fordert der ADFC Tollense auch die Abschaltung der sogenannten Bettelampeln für Radfahrer und Fußgänger, um für diese einen besseren Verkehrsfluss zu haben und Hindernisse zu verringern. Diese Ampelschaltung, bei denen Nicht-Autofahrer Grün anfordern müssen, werde demnächst an drei Punkten überprüft.

Die Neubrandenburger Polizeiinspektion verwies nach der Kritik des ADFC unter anderem auf die monatlichen Schwerpunkt-Kontrollen "Fahren.Ankommen.Leben!“, welche mindestens zwei Mal im Jahr den Fokus auf Zweiradfahrer legen würden. Auch während ihrer Streifentätigkeiten würden die Polizisten regelmäßig Fahrradfahrer sowie Unfallschwerpunkte kontrollieren und beispielsweise Verstöße gegen das Handyverbot oder Trunkenheitsfahrten ahnden, sagte eine Sprecherin. Die Polizisten können aber schwer quer über den Engels–Ring fahren, wenn beispielsweise ein Fahrradfahrer auf dem Radwege in die falsche Richtung fahre.

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Auch wenn an Neubrandenburger Radwegen teilweise das Unkraut wächst, fühlt sich die Regionalgruppe beim Allgemeinen Deutsche Fahrrad-Club beim Radverkehr stiefmütterlich behandelt. (Foto: Mirko Hertrich)