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Desinteresse

Altentreptower Jugend von Stadtpolitik zutiefst enttäuscht

Altentreptow / Lesedauer: 3 min

In Altentreptow soll eine Arbeitsgruppe mehr Mitsprache für die Jugend gewährleisten. Doch scheinen sich die Stadtpolitiker nicht für die Belange der Schüler zu interessieren.
Veröffentlicht:21.09.2022, 07:26

Von:
  • Tobias Holtz
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Um die Entwicklung einer Kommune langfristig voranbringen zu können, dürfen die Perspektiven der Jugendlichen nicht einfach ignoriert werden – ein Punkt, den auch die politischen Vertreter in Altentreptow nach Jahren des Stillstands endlich erkannt haben. Denn die jungen Leute haben entgegen anderslautenden Behauptungen sehr wohl großes Interesse daran, die Stadt aktiv mitzugestalten und denken dabei längst nicht nur an ihre eigenen Bedürfnisse, sondern sind durchaus bereit, Verantwortung für bestimmte Projekte zu übernehmen.

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Doch anscheinend nehmen es die meisten Stadtvertreter mit der Jugendbeteiligung nicht ganz so ernst, wie es sich die Jugendlichen anfangs erhofft hatten. Schon bei der Auftaktsitzung der neuen Arbeitsgruppe im Juni glänzte ein Großteil der Mitglieder aus den Fraktionen vor allem durch eines: Abwesenheit. Bei der zweiten Zusammenkunft, die vor wenigen Tagen stattfand, waren sogar noch weniger der Einladung gefolgt. Dabei hatten die Schüler jede Menge neue Ideen vorbereitet, die sie gemeinsam mit den Stadtvertretern besprechen wollten, wie Lehrerin Maria Wittchen betonte. „Die Enttäuschung stand ihnen ins Gesicht geschrieben, die Schüler fühlten sich regelrecht vor den Kopf gestoßen, weil sie den berechtigten Eindruck hatten, dass ihnen niemand wirklich zuhören möchte. So, wie es derzeit läuft, kann das nicht weitergehen“, meinte Wittchen, die selbst Mitglied in der Arbeitsgruppe ist.

AG-Vorsitzende zurückgetreten

Das offensichtliche Desinteresse aus den politischen Reihen ist auch der ausschlaggebende Grund dafür, dass das Gremium ab sofort wieder ohne Vorsitzende dasteht. Denn Isabell Pose hat ihren Posten bei der jüngsten Sitzung niedergelegt.

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„Es bringt nichts, viel Zeit und Arbeit für ein Projekt zu investieren, das am Ende zu keinem Ergebnis führt. Deshalb kann ich ihre Entscheidung absolut verstehen. Und ich bin aktuell auch nicht bereit, einzuspringen, es muss sich erst etwas ändern. Wir brauchen klare Konzepte, wie Jugendbeteiligung in Altentreptow und im Amtsbereich dauerhaft funktionieren kann, und nicht nur leere Worthülsen“, machte Wittchen ihren Standpunkt deutlich.

Unklar, ob es die AG zur nächsten Sitzung noch gibt

Allerdings heißt das nicht automatisch, dass Isabell Pose der Arbeitsgruppe endgültig den Rücken kehren wird, wie sie gegenüber dem Nordkurier klarstellte. So könne sie sich durchaus vorstellen, weiterhin mitzuwirken, schon allein um die Belange der Jugendlichen zu unterstützen. „Aber den Vorsitz werde ich auf keinen Fall mehr übernehmen, denn Aufwand und Nutzen stehen unter den jetzigen Bedingungen in keinem Verhältnis“, erklärte die Schulsozialarbeiterin der KGS ihre Beweggründe. Zwar ist die nächste Sitzung für Mitte Januar angesetzt, ob es die Arbeitsgruppe weiterhin geben wird, bleibt aber abzuwarten.

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Bürgermeisterin Claudia Ellgoth ist jedenfalls alles andere als begeistert von dieser Entwicklung. „Es zeugt nicht gerade von großem Respekt gegenüber den Jugendlichen, dass viele der erwachsenen Mitglieder aus den Fraktionen bislang keine Präsenz gezeigt haben. Und das, obwohl dieses Gremium auf deren Initiative hin überhaupt erst ins Leben gerufen wurde. Ich kann den Unmut der Schüler deshalb nachvollziehen. Die Entscheidung, wie wir damit weiter verfahren, liegt aber nicht in den Händen der Verwaltung, sondern muss von der Stadtvertretung getroffen werden“, sagte die Rathauschefin.