Die Botschaft der Elemente in Neubrandenburg
Altmeister und Neulinge bei Handarbeitsbörse
Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Susanne Schulz
Wer beim Stichwort Handarbeit an ältere Damen denkt, dürfte über Dirk Leszczynski und William Diana ins Staunen geraten. Die beiden jungen Männer, die sich erst vor wenigen Monaten mit ihrem Label „moomiji“ in Woldegk selbstständig gemacht haben, geben nächste Woche ihr Debüt auf der Handarbeitsbörse im Neubrandenburger Jahnsportforum. Insgesamt werden dort rund 100 Aussteller anzutreffen sein: Designer ebenso wie Textilkünstler, Handwerker und Händler aus ganz Deutschland und mehreren europäischen Ländern.
Allein 30 übrigens sind in der Mecklenburgischen Seenplatte zu Hause. „Das zeigt, dass wir bei den aktuellen Trends gut mithalten können“, sagt Messe-Organisator Werner Hasart. Denn Trendgespür ist unverzichtbar, wenn eine solche Veranstaltung im 24. Jahr unvermindert begehrt ist – bei Ausstellern ebenso wie beim Publikum, das nach Tausenden gezählt wird. Zum Motto erkoren wurde diesmal „Die Botschaft der vier Elemente – ein Lebensgefühl“: Erde und Luft, Feuer und Wasser dienen als Inspiration, somit auch der Umgang mit der Natur. Natürliche Fasern und Farben gewinnen ebenso an Bedeutung wie Recycling-Ideen.
So wartet im umfänglichen Workshop-Programm der Börse zum Beispiel die von Sabine Koch geleitete Patchworkgruppe mit „Hosenbeinprojekten“ auf – sprich, mit Anregungen, was aus ausgedienten Jeans noch alles werden kann. Auch vielerlei Techniken mit Nadel und Faden, Wolle und Stoff, Pappe und Edelsteinen werden vorgeführt und ausprobiert.
Käufer fragen nach Herkunft der Materialien
Einen ungebrochenen Aufschwung unter den Handarbeiten erlebt das Nähen, weiß Hasart – was die Neubrandenburgerin Carolina Baarck nur bestätigen kann. Vor einigen Jahren als Besucherin einer Handarbeitsbörse auf den Geschmack gekommen, gehört die Friseurin mit der kreativen Nebenbeschäftigung nun schon zum zweiten Mal selbst zu den Ausstellern.
Dabei freut sie sich nicht zuletzt aufs Stöbern bei den Stoff-Anbietern – zumal sie beim Entdecken eines schönen Stoffes immer gleich im Sinn hat, was sie daraus nähen möchte. Immer öfter übrigens fragen auch Käufer, woher die Materialien stammen, verweist sie auf den Wunsch nach Nachhaltigkeit.
Unter den „vier Elementen“ ist das Rot des Feuers übrigens ein Favorit der Farben-Liebhaberin, die zum Vorab-Kiebitzen denn auch ein rot gemustertes Kleid mitgebracht hat. Da lässt sich gut fachsimpeln mit den Woldegker Existenzgründern, die gleich mal eine himmelblaue Tasche ins Spiel bringen. „Die Farbe steht für saubere Luft“, sagt Dirk Leszczynski, der gemeinsam mit seinem Geschäfts- und Ehepartner William Diana den Schritt in kreative Selbstständigkeit gewagt hat: Der in Mailand geborene Japaner mit italienischem Vater und Model-Erfahrung als Designer und Schneider, der deutsche Verwaltungsangestellte als Finanz- und Vertriebsexperte.
Taschen aller Art und Größe sowie Kissen und Tischwäsche – übrigens zu 80 Prozent Sonderanfertigungen – sind erst der Anfang, Kleidung soll folgen. Material ordern die Unternehmer vorzugsweise in Japan, wo Dianas Tante sie als Schneiderin unterstützt und der Opa eine T-Shirt-Fabrik betrieb – das textile Metier liegt also in der Familie. Und das eigene Geschäft beflügelt, verrät Leszczynski – zumal eines Tages Werner Hasart in den Laden kam und fragte, ob die Jungs nicht an der Handarbeitsbörse teilnehmen wollen. Junge Leute beim Fußfassen in der Branche zu unterstützen – auch das ist ein reizvoller Effekt seiner Messe.
Zur 24. Handarbeitsbörse öffnen sich die Türen des Jahnsportforums in Neubrandenburg am 21. September von 10 bis 18 Uhr und am 22. September von 10 bis 17 Uhr.