Kindeswohlgefährdung

Amt holt 50 Mädchen und Jungen aus Familien

Neubrandenburg / Lesedauer: 2 min

Immer mehr Kinder und Jugendliche werden im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte vom Jugendamt betreut. Behörden registrieren eine sinkende Erziehungsfähigkeit.
Veröffentlicht:19.12.2018, 16:40

Von:
  • Mirko Hertrich
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Das Jugendamt im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte greift immer häufiger bei Eltern ein, weil das Wohl von Kindern und Jugendlichen gefährdet ist. Mit Stand Mitte Dezember waren im Landkreis 956 Mädchen und Jungen im sogenannten Kinderschutzverfahren, wie der Leiter des Sachgebiets Allgemeiner Sozialpädagogischer Dienst im Jugendamt, Frank Schwebke, mitteilte. Im gesamten vergangenen Jahr waren 909 junge Menschen betroffen. 2016 hatte das Amt 887 solcher Fälle registriert.

Kinderschutzverfahren heißt nicht gleich, dass die Mädchen und Jungen ihren Eltern weggenommen werden. In jedem Fall werde ein solches Verfahren eröffnet, sagte die Sprecherin des Landkreises, Haidrun Pergande. Die Zahl der Vorgänge, bei denen es zu Inobhutnahmen kam, lag in diesem Jahr bislang bei 50. Die Dauer der Unterbringung richtet sich laut Landkreis nach dem tatsächlichen und individuellen Hilfebedarf des jungen Menschen.

Nach Prüfung und Abschluss eines sogenannten Clearingverfahrens erfolge die Rückkehr zum Sorgeberechtigten, und es werden unterstützende Maßnahmen eingeleitet, wie Sachgebietsleiter Schwebke betonte. Das Jugendamt des Landkreises habe dazu mit einem freien Träger der Jugendhilfe eine Vereinbarung abgeschlossen.

Nachbarn und Verwandte sind sensibler geworden

Obhutnahmen sind meist das letzte Mittel, zu dem das Jugendamt greift. Jungen und Mädchen werden in Schutz der Behörden genommen, wenn sie etwa selbst darum bitten oder eine Gefahr für ihr Wohl besteht, die eine solche Maßnahme erfordert, wie es seitens des Landkreises hieß. In den Zahlen enthalten sind aber auch unbegleitete minderjährige Ausländer, die nach Deutschland kommen und hier um Asyl bitten.

Mit ein Grund für den Anstieg der Zahlen ist, dass nicht nur die Behörden, sondern auch Nachbarn und Verwandte sensibler für das Thema geworden sind, wie Mitarbeiter des Jugendamtes jüngst im Betriebsausschuss des Kreistages erläuterten. Bei Befürchtungen, das Kindeswohl könnte in Gefahr sein, wenden sich die Menschen also schneller ans Jugendamt. Jede Kindeswohlgefährdungsmeldung werde erfasst, aufgenommen und geprüft, betonte Schwebke. Solche Meldungen könnten auch anonym gemacht werden.

Allerdings steigt auch der Anteil der betreuten Eltern, die im Umgang mit ihren Nachwuchs überfordert sind. Nach den Worten von Sachgebietsleiter Schwebke stellt seine Behörde eine „rückläufige Erziehungskompetenz“ fest. Gründe hierfür seien gesellschaftliche Belastungsfaktoren wie „psychische Problemlagen, Suchtmittelmissbrauch und ein übermäßiger Medienkonsum bei Kindern, Jugendlichen und bei Erwachsenen“.