Amthor, Komning, von Malottki – enges Rennen im Wahlkreis 16
Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Der Ruf von Wahlprognosen hat in den vergangenen Jahren gelitten. Im Bundestagswahlkreis 16, der den sperrigen Namen „Mecklenburgische Seenplatte I – Vorpommern-Greifswald II” trägt und unter anderem Neubrandenburg, Anklam, Pasewalk und die Feldberger Seenlandschaft umfasst, dürfte eine der drei aktuellen Hochrechnungen in jedem Fall richtig liegen. Alle drei prognostizieren ein knappes Rennen um das Direktmandat – mit jeweils anderer Favoritenrolle.
Der bisherige Wahlkreisabgeordnete Philipp Amthor (CDU) und seine Herausforderer Enrico Komning (AfD) und Erik von Malottki (SPD) lägen demnach nur wenige Prozentpunkte auseinander. Eine klare Prognose traut sich keines der drei Unternehmen zu. Bei den Auswertungen auf Wahlkreisebene handelt es sich nicht um repräsentative Umfragen, sondern um Prognosen, die jeder Wahlforscher nach eigenen Kriterien berechnet. Bis zum Schließen der Wahllokale am Sonntag um 18 Uhr dürfte es aber auf jede Stimme ankommen.
Von Malottki kritisierte Amthor wegen Lobbyismus
Titelverteidiger Amthor glaubt noch nicht an ein so enges Rennen. Schon 2017 seien die Prognosen eng gewesen, am Ende habe er fast acht Prozentpunkte Vorsprung gehabt. In den vergangenen Wochen habe er parteiübergreifend große Unterstützung wahrgenommen. Sein Eindruck aus dem Wahlkampf: „Die Menschen wollen keine linken Experimente, und sie wollen den Wahlkreis nicht an die AfD verlieren, die aber leider mein Hauptkonkurrent ist und bleibt.“ Er setze auf ein „starkes Ergebnis gegen rechte und linke Vereinfacher“, so Amthor. Obwohl der Ueckermünder gleichzeitig Spitzenkandidat seiner Partei in MV ist, kann er derzeit wegen des Zusammenspiels aus Erst- und Zweitstimmen nicht sicher sein, dass die Landesliste ihm ein Mandat sichert, sollte er den Wahlkreis verlieren.
Auch SPD-Bewerber Erik von Malottki kann sich nicht auf die Landesliste seiner Partei verlassen. Es gilt aber schon als Überraschung, dass ihm überhaupt Chancen auf das Mandat zugerechnet werden. Bei der Wahl 2017 holte der Direktkandidat seiner Partei gerade mal 13,9 Prozent. Malottki hatte sich im Wahlkampf intensiv an den Lobbyismus-Vorwürfen gegen Amthor abgearbeitet. „Es geht jetzt wirklich um alles. Wir können in diesem Wahlkreis Korruption abwählen“, sagte er dem Nordkurier am Donnerstag.
Enrico Komning in der AfD nicht unumstritten
AfD-Bewerber Enrico Komning (Listenplatz 2 der AfD im Land) kann dagegen recht sicher davon ausgehen, dass er (wie schon 2017) auch als Verlierer im Wahlkreis wieder in den Bundestag einzieht. Damals verlor er den Wahlkreis gegen Amthor, holte 23,5 Prozent. Am Sonntag gehe es nun um jede Stimme, sagt er. „CDU und SPD stehen für ein ,weiter so‘, für den fortgesetzten Lockdown, für ungesteuerte Migration. Freiheit und Sicherheit für die Menschen gibt’s nur mit der AfD.“
Komning war zuletzt aber selbst unter AfD-Anhängern in der Region nicht unumstritten. Die Mitglieder hatten sich zunächst gegen ihn und für den Anklamer Patrick Schiffler als Direktkandidaten entschieden. Erst eine Intervention des Parteivorstandes hatte ihm schließlich doch noch zur Kandidatur im Wahlkreis verholfen.