Anwohner in Neubrandenburg genervt von Party-Terror
Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Paulina Jasmer
Broda in Neubrandenburg muss derzeit offenbar einiges aushalten: Jugendliche, die sich in Vorgärten erbrechen; Feiernde, die ihre Kokaintüten und Drogenspritzen liegen lassen; bewusstlose Kinder, die betrunken auf der Straße liegen; Wettrennen zwischen PS-starken Autokisten, die ihre Motoren in der Seestraße aufheulen lassen. Anwohner des alten Brodas nennen es Terror.
„Uns reicht es”
Von diesen „grenzwertigen“ Zuständen haben sie kürzlich die Mitglieder des Ausschusses für Umwelt, Ordnung und Sicherheit in Kenntnis gesetzt. Tenor: „Uns reicht es“, sagte ein Anwohner. Morgens stehe man mit einem mulmigen Gefühl auf, weil niemand wisse, was nachts wieder passiert ist. Flaschen und Unterwäsche im Vorgarten seien fast das geringste Übel, berichteten die Anwohner, die nicht mehr schlafen könnten. „Kommt die Polizei, verlagert sich die Party, entweder nach Belvedere oder umgekehrt an den Brodaer Strand“, schilderten die Betroffenen das Katz-und-Maus-Spiel.
Anwohner sprechen von „Ballermann des Nordens”
Schon in den vergangenen Jahren hatten Feiernde den Brodaer Strand oder das Belvedere für ihre Treffen auserkoren. Da seien es 50 Partyleute gewesen. Jetzt ist die Rede von 300. Durch die Corona-Pandemie mit ihren Einschränkungen habe die Feierwut eine Dimension erreicht, die nicht mehr tragbar sei. Die Anwohner sprechen von einem „Ballermann des Nordens“. Lautsprecher würden in Hängern angekarrt und mit Notstromaggregaten gespeist. Dem Nordkurier liegen zu den Partys Videos vor, auf denen grölende, trinkende und feiernde Jugendliche zu sehen sind. Im Hintergrund qualmen Bengalos.
Die Polizei Neubrandenburg bestätigt auf Nachfrage, dass sich über die Sommermonate bis in den Oktober hinein Jugendliche zum Feiern zusammengefunden hatten. „Hierbei kam es leider durch einzelne Personen zu Belästigungen von Anwohnern beziehungsweise anderen Personen im Strandbereich“, so die Polizei, die von zu lauter Musik oder Müll spricht.
Seit August führten Polizei und Ordnungsamt abgestimmte Streifen an den Wochenenden, jeweils in den späten Nachmittags- und Abendstunden, durch. Dabei seien im Einzelfall Rechtsverstöße – meistens unzulässiger Lärm – geahndet worden. „Die Anzahl der geahndeten Ordnungswidrigkeiten liegt hierbei im einstelligen Bereich“, heißt es.
Neubrandenburg will sich des Problems annehmen
Die Ausschussmitglieder sprachen von einer politischen Verantwortung. Letztlich hieß es unisono, dass sowohl repressive als auch präventive Maßnahmen notwendig seien. Rainer Kirchhefer (Bündnis 90/Die Grünen) meinte, dass bei begangenen Straftaten die Strafverfolgungsbehörden zuständig seien. Julia Hohlfeld als sachkundige Einwohnerin erklärte, dass es durchaus gewollt sei, diese kriminellen Leute auch von dort zu vertreiben. Denn das seien eben nicht alles „verlorene Seelen“, die allein durch Worte zur Vernunft gebracht werden könnten.
Amina Kanew (Die Linke) warnte allerdings vor einem zu repressiven Ansatz. „Wo sollen die jungen Leute hin?“, fragte sie und sprach sich für Straßensozialarbeit aus. Die favorisierte auch Ratsherr Robert Northoff (SPD), betonte jedoch, dass den Leuten deutlich zu verstehen gegeben werden muss, wenn sie stören. Peter Modemann, als stellvertretender Oberbürgermeister, sicherte den Anwohnern zu, dass sich die Verwaltung des Themas annähme und zu einer Lösung beitragen wolle.