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Reitbahnsee

Areal des Elends verärgert Anwohner in Neubrandenburg

Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

In Neubrandenburg bereitet eine verlassene Gartenanlage Anwohnern schon seit Jahren Kopfschmerzen. Die Bemühungen des Rathauses bringen bislang offenkundig wenig.
Veröffentlicht:20.03.2023, 05:47

Von:
  • Thomas Beigang
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Jedes Mal das gleiche: Immer dann, wenn Hans–Joachim Schostag aus seinem Küchenfenster schaut, bekommt er schlechte Laune. Dabei zeigt das Fenster in Richtung Norden und dort liegt der Reitbahnsee, ein beliebtes Neubrandenburger Naherholungsgebiet. An dessen nördlichem und westlichem Ufer gedeihen prächtige Kleingartenanlagen. Kaum eine Parzelle gilt hier als unbestellt. Eigentlich keine schlechte Adresse für den Blick aus dem Fenster.

Aber zwischen dem kleinen Naherholungsgebiet mit Badestelle und Wasserskianlage zerschneidet ein grünes Band das Revier. Mehr als ein Dutzend verlassener Gärten liegen hier seit Langem brach, mit niedergetrampelten Zäunen, Brandruinen, geplünderten Lauben und Unkraut, das längst den Wettkampf mit den ehemaligen Kulturpflanzen gewonnen hat. „Eine Schande“, nennt Schostag das.

Sicherungsmaßnahmen ohne dauerhaften Erfolg

Noch vor Jahren haben hier Kleingärtner ihrem Hobby gefrönt, haben gesät und geerntet. Bis nach einer Reihe ungeklärter Brandanschläge und abgefackelter Gartenlauben ein Pächter nach dem anderen seine Parzelle verlassen hat. Erst vor wenigen Wochen hat hier, nach einer Weile der scheinbaren Ruhe, wieder eine der ohnehin längst verwüsteten Lauben gebrannt. Bereits vor Jahren wurde aus dem Rathaus der Vier–Tore–Stadt Abhilfe versprochen. Der Besitzer der Immobilie, ein Mann aus Berlin seinerzeit, habe die Auflage erhalten, sich um sein Eigentum zu kümmern und aufzuräumen.

Längst verlassen und abgebrannt: eine ehemalige Laube in einer Gartenanlage am Reitbahnsee in Neubrandenburg. (Foto: Thomas Beigang)

Getan hat sich nichts. Aus der Neubrandenburger Stadtverwaltung heißt es auf Nordkurier–Nachfrage, dass die Situation vor Ort „nicht zufriedenstellend“ sei. Das angesprochene Areal sei ein Beispiel dafür, dass sich leider nicht jeder Eigentümer für den Zustand seines Grundstücks in der Verantwortung sehe. Ein Sprecher sagte weiter: „Seit 2016 ist die Ordnungsbehörde in Zusammenarbeit mit der Bauaufsichtsbehörde regelmäßig mit dem jeweiligen Eigentümer in Kontakt und konnte jeweils auch eine Objektsicherung durchsetzen. Jedoch waren diese Sicherungsmaßnahmen — scheinbar aufgrund von unbefugtem Betreten — nur von kurzfristigen Erfolgen geprägt“.

Schöner See mit diesem Umfeld nicht mehr viel wert

Deshalb werde auch im Zusammenwirken mit der Abteilung Bauordnung der Vier–Tore–Stadt und externen Behörden wie dem Umweltamt des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte weiterhin mit Nachdruck eine ausreichende Sicherung angestrebt und durchgesetzt“. Eine entsprechende Ordnungsverfügung soll durch die Abteilung Bauordnung bereits vor Kurzem zugestellt worden sein. Die Stadtverwaltung werde auch weiterhin aktiv darauf hinwirken, dass sich die Situation nachhaltig verbessere, hieß es weiter.

Der Müll, die Wildnis und die Brandruinen stehen „seinem“ Stadtteil überhaupt nicht gut zu Gesicht, wehrt sich Hans–Joachim Schostag, der das Elend jeden Tag vor Augen hat und seit fast 30 Jahren hier wohnt. Andere sind darüber sauer, dass der Anblick des Areals neben dem „Kiosk 2000“ alle Vorurteile, die Neubrandenburger gegen das Reitbahnviertel hegen, nur bestätigen. „Der schöne See mit der Badestelle und der Attraktion Wasserskianlage, das ist doch alles nicht mehr viel wert, wenn sich genau daneben so ein Anblick wie der von den verlassenen Gärten bietet“, schüttelt der Rentner den Kopf.