Italiener "mischt" jetzt in der Stadtpolitik mit

Aus Neapel in den Neubrandenburger Ratssaal

Neubrandenburg / Lesedauer: 2 min

Er ist der ungewöhnlichste unter den neuen Stadtvertretern: Ein Italiener, der gleich zwei Sitze erobert hat.
Veröffentlicht:27.05.2014, 19:23

Von:
  • Andreas Segeth
Artikel teilen:

Geht das überhaupt? Ein Italiener ohne deutsche Staatsbürgerschaft wird künftig über die Geschicke der Stadt Neubrandenburg mitbestimmen? Klar geht das, sagt Gemeindewahlleiter Peter Modemann und verweist auf die entsprechenden Vorschriften aus dem Europarecht. Jeder EU-Bürger hat das Recht, als Kandidat bei den Kommunalwahlen in Deutschland anzutreten, wenn er denn lange genug in der Stadt wohnt.

Und das trifft auf den in Neapel geborenen und aufgewachsenen Nicola d‘Aniello zu. Der 37-Jährige lebt seit 1995 in Deutschland, seit 1998 wohnt er in Neubrandenburg. Er bezeichnet sich stolz als Deutsch-Italiener. Die ersten drei Jahre hat er bei einem Freund in Sachsen in einem Eiscafé gearbeitet. Dann kam das einmalige Angebot, im Neubrandenburger Marktplatz-Center ein Eiscafé zu eröffnen. „So fing alles an“, erzählt er.

Seitdem war das Glück auf seiner Seite, man kann es nicht anders sagen. Heute hat er zehn Eiscafés und Restaurants in ganz Deutschland – eines im bayerischen Passau, die anderen in Neubrandenburg, auf Usedom, auf Rügen und auf dem Darß. Die meisten sind verpachtet. Auch im HKB wird er künftig ein Restaurant betreiben, weitere Projekte in der Viertorestadt sind in Planung. Seit drei Jahren ist er mit seiner Monja verheiratet, die er in Neubrandenburg kennengelernt hat. Ihre gemeinsamen Kinder sind zwei und vier Jahre alt. Nicola d‘Aniello hat Wurzeln geschlagen in Neubrandenburg. Mittlerweile ist er stadtbekannt. Ganz sicher auch, weil er bekennender Katholik ist, der jeden Sonntag in der Kirche zu finden ist. Seinen Rosenkranz trägt er immer bei sich.

Er hat gleich einen Abgeordneten eingespart

Und er schaffte ein Phänomen: Aus dem Stand heraus, ohne jegliche politische Erfahrung und ohne Partei im Rücken, holte er als Einzelbewerber so viele Stimmen, dass es für zwei Sitze in der Stadtvertretung gereicht hätte. Nun bleibt ein Stuhl leer, wegen ihm hat die nächste Stadtvertretung nur noch
42 statt 43 Abgeordnete.

Er will in der Stadtvertretung künftig mit allen Abgeordneten zusammenarbeiten, um die Stadt attraktiver für junge Leute zu gestalten. „Ohne zu meckern, dafür konstruktiv“, sagt er. Ob er sich einer Fraktion anschließt? Diese Frage hat er noch nicht entschieden.