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Gegen Wohnungsnot

AWO plant barrierefreies Wohnen für Jung und Alt

Altentreptow / Lesedauer: 4 min

In der Gartenstraße sollen künftig nicht nur neue Eigenheime entstehen, sondern auch mehrere Generationen gemeinsam unter einem Dach leben können. Doch es gibt noch einige Fragen zu klären.
Veröffentlicht:16.08.2022, 11:59

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Seit über acht Jahren befindet sich das Grundstück in der Gartenstraße Nummer 7 nun schon im Besitz der Arbeiterwohlfahrt (AWO) – passiert ist hier allerdings nichts. Ob Kita-Standort oder Solarparkansiedelung, alle Pläne die AWO-Geschäftsführer Klaus Schmidt in der Vergangenheit mit der rund 7500 Quadratmeter großen Fläche hatte, stellten sich als unrealisierbar heraus.

Areal soll endlich mit Leben gefüllt werden

Doch jetzt scheint in Abstimmung mit der Verwaltungsspitze eine geeignete Nutzungsidee gefunden worden zu sein, um das Areal endlich mit Leben zu füllen. „Wir wollen dort neuen Wohnraum schaffen, denn der wird in Altentreptow nach wie vor dringend benötigt“, ließ Schmidt beim jüngsten Bauausschuss die Katze aus dem Sack.

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Das Gelände hinter dem Parkplatz biete Platz für sechs Eigenheime, die nach den Vorstellungen der Awo von potenziellen Häuslebauern im Bungalowstil errichten werden sollten. „Durch die vorgeschriebene eingeschossige Bauweise sollen Familien die Möglichkeit bekommen, bis ins hohe Alter in den eigenen vier Wänden wohnen zu bleiben“, begründete Schmidt seine Idee.

Die AWO selbst möchte auf der Fläche zusätzlich zwei generationsübergreifende Mehrfamilienhäuser hochziehen, in denen jeweils zwei junge Familien und zwei Seniorenehepaare gemeinsam unter einem Dach leben können. „Uns schweben 4-Raum-Wohnungen mit etwa 110 Quadratmeter Wohnfläche für die Familien vor, die älteren Leute würden hingegen eine 2-Raum-Wohnung bekommen“, erklärte der AWO-Geschäftsführer.

Mieter sollen sich im Alltag gegenseitig unterstützen

Wer sich dafür entscheidet in die Häuser einzuziehen, darf laut dem vorgesehenen Mietvertrag allerdings kein Eigenbrötler sein. Denn alle Parteien sollen sich im Alltag gegenseitig unterstützen. So ist angedacht, dass sich die Senioren zeitweise um die Betreuung der Kinder kümmern, während die Familien im Gegenzug für sie Einkäufe und Botengänge erledigen oder bei der Grundstückspflege mit anpacken. „Gelebte Nachbarschaftshilfe eben“, brachte es Schmidt auf den Punkt. Neben einer eigenen Zufahrt soll das künftige Wohngebiet unter anderem auch drei Gästeparkplätze bekommen.

Wie die Kita am Amtshof werden die späteren Häuser in der Gartenstraße über Wärmepumpen beheizt. Außerdem spielen erneuerbare Energien eine entscheidende Rolle. „Bei den Eigenheimen werden wir schon bestimmte Vorgaben für eine energieeffiziente Bauweise festlegen, beispielsweise über Solarflächen auf den Dach“, betonte Schmidt. Die Mitglieder des Bauausschusses standen dem Projekt zwar grundsätzlich offen gegenüber, hatten aber gleichzeitig auch einige Bedenken. „Wie sieht es denn mit der Geräuschkulisse von der angrenzenden Getreidetrocknungsanlage aus? Wurden da schon Messungen durchgeführt?“, wollte der Ausschussvorsitzende Roman Krepelin (Wählergemeinschaft) wissen.

Nach Angaben der AWO liegt die Lärmemission in der Sommerperiode zwischen 35 und 40 Dezibel (dB). Durch zusätzliche Schallschutzvorrichtungen an den Fenstern, eine entsprechende Bepflanzung und die natürliche Hanglage des Standorts könnte der Pegel allerdings noch weiter gesenkt werden. „Wichtig ist, dass der Grenzwert von 35 dB nachts nicht überschritten wird, ideal wären 25 dB. Die Wohn- und Schlafräume sollten aber ohnehin in die andere Richtung, nach Norden hin ausgerichtet werden“, erklärte der AWO-Geschäftsführer.

Schallschutzwände wegen der Trocknungsanlage?

Für Anette Beutler (Wählergemeinschaft) seien die genannten Werte allerdings nichts anderes als Wunschdenken. Da sie selbst in der Nähe der Trocknungsanlage wohnt, habe sie selbst in der Vergangenheit schon Messungen durchführen lassen. „Da waren es im Sommer 55 dB von 7 bis 23 Uhr an sieben Tagen in der Woche, obwohl es eigentlich nur bis 22 Uhr gestattet ist. Eine paar zusätzliche Büsche und Bäume ändern daran nichts, auch Schallschutzfenster machen keinen Sinn, weil die meisten in dieser Jahreszeit mit offenem Fenster schlafen“, monierte Beutler. Doch Schmidt versicherte, gemeinsam mit dem beauftragten Akustikbüro schon eine geeignete Lösung zu finden, auch Schallschutzwände wären theoretisch eine Option.

Wann der Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan des Wohngebiets auf den Weg gebracht werden kann, steht derzeit noch nicht fest. „Wir wollten Herrn Schmidt erst einmal die Gelegenheit geben, sein Vorhaben im Bauausschuss vorzustellen, ohne gleich eine Empfehlung für die Stadtvertretung herbeizuführen. Aber auf einer der nächsten Sitzungen wird das Thema garantiert auf der Tagesordnung zur Abstimmung landen“, versicherte Bürgermeisterin Claudia Ellgoth.